Landesgericht Wiener Neustadt Außen
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Sieben Jahre Haft für Serienbankräuber

Ein Serienbankräuber ist am Donnerstag am Landesgericht Wiener Neustadt rechtskräftig zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Er ist für mehrere Banküberfälle in Nieder- und Oberösterreich verantwortlich und war jahrelang gesucht worden. Vor Gericht begründete er seine Taten mit seinen Schulden.

„Man steht nicht in der Früh auf und sagt, heute raube ich eine Bank aus“, sagte der Angeklagte am Donnerstag vor Gericht aus. Der Gedanke habe ihn vielmehr über Wochen hinweg verfolgt, er habe ihn immer wieder verworfen, aber „irgendwann steht man da und weiß nicht mehr weiter“, so der 40-Jährige. Er erzählte von massiven Geldsorgen, nachdem er 2011 die Gastwirtschaft seiner Eltern übernommen hatte. Es sei immer ein Leben „vom Hand in den Mund gewesen“, bei Renovierungsarbeiten seien die Kosten dann auf einmal viel höher gewesen als erwartet. Er habe sich nicht getraut, seiner Familie zu gestehen, dass er gescheitert ist.

Urteil nach Banküberfällen

Fünf bewaffnete Banküberfalle in Niederösterreich und Oberösterreich und ein versuchter Banküberfall – dafür ist am Donnerstag ein 40-jähriger Mann verurteilt worden.

„Ich wusste, dass es unmöglich und falsch ist, aber irgendwann war meine Situation so aussichtslos, dass mir nur noch dieser eine letzte Schritt geblieben ist“, so der Mann. Doch es blieb nicht bei einem Banküberfall. Die finanziellen Sorgen gingen weiter, von 2012 bis 2017 kam es zu fünf Banküberfällen und einem versuchten Banküberfall. Meist war der Mann mit einem Messer bewaffnet, einmal gar nur mit einem Regenschirm. Als Fluchtfahrzeug verwendete er sein eigenes Auto, auf das er zuvor gestohlene Kennzeichentafeln montiert hatte. Diese Kennzeichentafeln wurden dem Mann schlussendlich auch zum Verhängnis.

Banküberfälle waren jahrelang ungeklärt

Die Bankraubserie blieb zunächst jahrelang ungeklärt. Der ORF Niederösterreich beleuchtete diese schließlich im Vorjahr auch in seiner Serie „Kalte Spuren“ über ungelöste Verbrechen – mehr dazu in „Kalte Spuren“: Serienbankräuber flüchtig (noe.ORF.at; 21.10.2019). Geklärt werden konnte diese Serie schließlich im heurigen Frühjahr. Der Nachmieter des Angeklagten in Oberösterreich fand beim Entrümpeln mehrere gestohlene Kennzeichen und übergab diese der Polizei – mehr dazu in Banküberfälle dank Entrümpelung geklärt (noe.ORF.at; 30.4.2020).

Der Angeklagte und sein Verteidiger vor dem Gerichtssaal
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Nikolaus Mitrovits (rechts) verteidigte den Angeklagten

Der Mann entschuldigte sich am Donnerstag vor Gericht mehrmals bei seinen Opfern – zwei Bankangestellte waren als Zeuginnen geladen – und bei seiner Familie: „Es tut mir unendlich leid, dass ich Leute bedroht habe." Er habe nie gewollt, dass jemand zu Schaden kommt und deshalb auch immer kleine Filialen gewählt, damit möglichst keine Kunden in der Bank sind: „Dass ich die Mitarbeiter seelisch verletzt habe, bereue ich aus tiefstem Herzen.“

Mildes Urteil dank reumütigem Geständnis

Nach nicht einmal drei Stunden war der Prozess wieder vorbei. Das Urteil des Schöffengerichts: Sieben Jahre Haft – ein mildes Urteil in Anbetracht des Strafrahmens, der zwischen einem und 15 Jahren liegt, wie auch Verteidiger Nikolaus Mitrovits befand. Sein Mandant habe vom ersten Tag an ein schlechtes Gewissen gehabt, so Mitrovits: „Ich glaube doch, dass er sich mit seinen Taten auseinandergesetzt hat und sein Herz am rechten Fleck hat – obwohl er ein Räuber ist.“

Mildernd wirkte sich laut der Richterin das reumütige Geständnis des Angeklagten aus, erschwerend, dass es sich um mehrere Verbrechen und mehrere Vergehen handelte. Wegen der gestohlenen Kennzeichen wurde der Mann nicht nur wegen schweren und versuchten Raubes, sondern auch wegen Urkundenunterdrückung verurteilt. Verteidigung und Staatsanwaltschaft verzichteten auf weitere Rechtsmittel. Das Urteil ist damit rechtskräftig.