Chronik

Einsatzreiches Wochenende für Bergretter

Die Bergrettung ist am Wochenende in Niederösterreich zu 18 Einsätzen alarmiert worden. Am Ötscher verlor etwa ein Achtjähriger aus Deutschland bei einer Wanderung seine Eltern, ein 33-jähriger Wiener stürzte mit dem Paragleiter ab.

„Wir sind tatsächlich in ganz Niederösterreich gefordert, in allen 30 Ortsstellen mit 1.300 freiwilligen Bergretterinnen und Bergretter“, sagte der Landeseinsatzleiter der Bergrettung NÖ/Wien, Martin Gurdet, am Montag im Gespräch mit noe.ORF.at. Von Freitag bis Sonntag waren im gesamten Bundesland 18 Einsätze zu absolvieren, zehn davon alleine am Sonntag. Auch unter der Woche gebe es derzeit mehr Einsätze, so Gurdet.

„Mehr Leute unterwegs als üblich“

In St. Corona am Wechsel (Bezirk Neunkirchen) wurden die Helfer alarmiert, nachdem sich ein Mountainbiker verletzt hatte, in Mitterbach am Erlaufsee (Bezirk Lilienfeld) und in Lunz am See (Bezirk Scheibbs) waren Wanderer gestürzt, auf der Hohen Wand (Bezirk Wiener Neustadt) war ein Einsatz wegen eines verletzten Klettersteig-Gehers erforderlich.

Auch im weniger alpinen Bereich kommt es zu Einsätzen, betonte Gurdet. Er verwies etwa auf die Wanderregion rund um die Ruine Dürnstein (Bezirk Krems) in der Wachau, wo die Ortsstelle der Bergrettung immer wieder ausrücken muss. „Die Ortsstellen berichten generell, dass mehr Leute als üblich unterwegs sind und das schöne Wetter ausnutzen“, so Gurdet. „Wo viel los ist, passiert natürlich mehr.“

„Stressiges Wochenende“ in Lackenhof

Bestes Beispiel dafür war am Wochenende die Region rund um den Ötscher, wo viele Freizeitsportler und Wanderer unterwegs waren. Der Ortsstellenleiter der Bergrettung Lackenhof (Bezirk Scheibbs), Franz König, sprach am Montag von einem „stressigen Wochenende“ für die ehrenamtlichen Helfer. „Die Einsätze waren schon mühsam, die Hitze und jedes Mal um die Mittagszeit. Für uns war das sehr fordernd“, so König.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Bergretter bei Einsatz am Ötscher
Bergrettung Lackenhof
Am Ötscher waren die Helfer am Wochenende besonders gefordert
Taubergung vom Notarzthubschrauber C15
Bergrettung Lackenhof
Ein verunglückter Paragleiter-Pilot musste mittels Taubergung gerettet werden
Ötscher
Bergrettung Lackenhof
Schönes Wetter, Urlaubszeit und Covid-19: Derzeit sind mehr Leute auf dem Berg unterwegs als üblich
Canyoning-Team der Bergrettung Lackenhof
Bergrettung Lackenhof
Das Canyoning-Spezialteam der Bergrettung Lackenhof unterstützte die Bergrettung Göstling bei einem Canyoning-Unfall
Bergrettungs-Quad und Notarzthubschrauber C15
Bergrettung Lackenhof
Die ehrenamtlichen Bergretterinnen und Bergretter mussten am Wochenende in Niederösterreich 18 Mal ausrücken

Der Einsatzreigen hatte am Donnerstag begonnen, als das Canyoning-Spezialteam der Bergrettung Lackenhof zur Unterstützung der Bergrettung Göstling (Bezirk Scheibbs) anrückte. Eine 29-Jährige aus dem Marchfeld hatte sich bei einem Canyoning-Unfall in Göstling schwere Fußverletzungen zugezogen, die Frau wurde mit dem Notarzthubschrauber in das Landesklinikum Amstetten geflogen.

Familienzusammenführung am Ötscher

Am Freitagnachmittag verlor ein achtjähriger Bub aus Deutschland auf der Tour vom Schutzhaus zum Ötscherkreuz seine Eltern, die Bergretter wurden alarmiert. „Der Bub ist vorgelaufen, in den Latschen verliert sich der Weg. Der Bub hat seine Eltern dann nicht mehr gesehen, hat Panik bekommen und das einzig Richtige gemacht. Er ist zum Schutzhaus zurückgelaufen“, berichtete König.

Die Eltern hätten ihr Kind ebenfalls in Panik gesucht, seien aber in die andere Richtung gelaufen. Die Bergretter fanden das Paar im Bereich des Gipfelkreuzes. „In diesem Fall mussten wir nur eine Familienzusammenführung machen“, so König.

Am Samstag am frühen Nachmittag wurde einer 54-jährigen Frau aus der Steiermark am Weg vom Ötschergipfel zum Schutzhaus schwindlig. Sie stürzte und zog sich Verletzungen am Kopf und an den Armen zu. Ein Bergretter, der zufällig vorbeikam, leistete Erste Hilfe. Die Verletzte wurde von der Bergrettung ins Tal gebracht und dort der Rettung übergeben.

Am Sonntag kam es um die Mittagszeit zu einem schweren Unfall. Ein 33-jähriger Wiener stürzte mit dem Paragleiter in der Nähe des Ötschergipfels aus großer Höhe ab. Das Fluggerät war Polizeiangaben zufolge unmittelbar nach dem Start zusammengeklappt. Der Mann wurde schwer verletzt, er wurde mithilfe eines Taus vom Notarzthubschrauber aus gerettet. Nach der Erstversorgung auf der Ötscherwiese wurde der Verletzte ins Landesklinikum Amstetten geflogen.

Tödlicher Kletterunfall auf der Rax

Auch für die Bergrettung Reichenau an der Rax (Bezirk Neunkirchen) war es ein intensives Wochenende. Am Samstag war – wie berichtet – ein 52-jähriger Tscheche bei einer Klettertour abgestürzt und tödlich verletzt worden. Seine 18-jährige Tochter musste mit dem Hubschrauber ausgeflogen werden.

Am Sonntag kam es zu zwei weiteren Einsätzen im Bereich der Preinerwand. Am Königschusswandsteig scheiterte ein 32-jähriger Mann bei dem Versuch, die Schlüsselstelle zu überwinden und alarmierte daraufhin die Bergrettung. Am Preinerwandsteig war ein 47-Jähriger ausgerutscht und erlitt Hand- und Fußverletzungen. Er konnte noch selbstständig aufsteigen, wurde von der Bergrettung erstversorgt und anschließend mit dem Notarzthubschrauber ins Krankenhaus gebracht, teilte die Bergrettung Reichenau an der Rax mit.