Ampelanlage mit grünem, gelben und rotem Licht in Betrieb bei Nacht
ORF.at/Georg Hummer
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Coronavirus

Steigende Zahlen und Cluster führten zu Rot

In den Bezirken Amstetten, Bruck an der Leitha, Mödling und Tulln sowie in St. Pölten steht die CoV-Ampel erstmals auf Rot. Die Gründe sind vielfältig: Unter anderem sei die Rotschaltung auf steigende Fallzahlen und Cluster zurückzuführen, heißt es.

Die Entscheidung für St. Pölten sei „ganz klar“ gewesen, sagte Daniela Schmid, Sprecherin der Ampel-Kommission, am Freitag bei einer Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hinsichtlich der Rotschaltung der Landeshauptstadt. Die Fallzahl sei seit einigen Wochen in St. Pölten sehr hoch, hieß es auch seitens des Landessanitätsstabes auf Nachfrage von noe.ORF.at.

St. Pölten sei unter Beobachtung gewesen, die Zahlen „gingen aber nur marginal zurück“, hieß es weiter. Zudem gebe es viele Familiencluster, bei denen man nicht genau wisse, wie das Virus in die Familien gekommen sei. Die Abklärung der Quelle sei auch ein Indikator für die Ampelschaltungen. Darüber hinaus spiele auch das Alter der positiv getesteten Personen eine Rolle bei der Ampel-Entscheidung, hier gab es zuletzt einige Fälle in Pflegeheimen in St. Pölten.

Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) teilte noch am Donnerstagabend nach Bekanntwerden der Ampelschaltungen mit, die Rotschaltung der niederösterreichischen Landeshauptstadt „aufgrund der aktuellen, sinkenden Indikatoren bei uns“ nicht zu verstehen. Er halte nichts von Panikmache, die Entscheidung mit wieder neuer Berechnungsmethode sei aber „nicht nachvollziehbar“. Mehr Besonnenheit und Klarheit wäre angebracht.

Amstetten direkt von Gelb auf Rot gestellt

Besonders auffällig ist die Rotschaltung des Bezirks Amstetten, denn dort wurde die orange Ampelfarbe übersprungen, Amstetten wurde direkt von Gelb auf Rot gestellt. Dies wurde am Freitag mit schnell steigenden Zahlen gegenüber noe.ORF.at argumentiert. Ein Blick auf die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz, die aussagt wie viele Fälle es in den vergangenen sieben Tagen pro 100.00 Einwohner in einer Region gab, bestätigt das. Vor einer Woche lag diese Zahl im Bezirk Amstetten noch bei knapp über 40, mittlerweile bei fast 160.

Zudem seien auch in Amstetten CoV-Fälle in Pflegeheimen mitunter für die Rotschaltung verantwortlich gewesen. Alleine im Pflege- und Betreuungszentrum St. Peter in der Au gibt es mittlerweile 43 Fälle. Auch eine Feier mit Blasmusik und Chor führte zu etlichen weiteren Fällen in Amstetten.

Die Bezirke Bruck an der Leitha, Tulln und Mödling wurden am Donnerstagabend ebenso auf Rot geschalten. Dies sei unter anderem mit der Nähe zu Wien erklärbar. Es gebe viele Fälle durch Pendler, heißt es. Außerdem seien einige Schulen betroffen und auch die Erstaufnahmestelle in Schwechat.

Schulen in roten Bezirken bleiben gelb

In den rot eingefärbten niederösterreichischen Bezirken soll für die Schulen weiterhin die gelbe Ampelfarbe gelten. Grund sei, „dass der Anteil der positiv getesteten Schülerinnen und Schüler verhältnismäßig gering ist“, teilten Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) und Bildungsdirektor Johann Heuras am Freitag mit. In den vergangenen 14 Tagen seien etwa 0,13 Prozent der Schüler im Bundesland positiv auf das Coronavirus getestet worden.

In den Bezirken mit roter Corona-Ampel gebe es auch keine Ausreißer: In St. Pölten wurden 0,14 Prozent, in Mödling 0,12 Prozent, in Amstetten 0,05 Prozent, in Tulln 0,09 Prozent und in Bruck an der Leitha 0,11 Prozent der Schüler positiv getestet. „Sollte es aus epidemiologischer Sicht dennoch notwendig sein, in der einen oder anderen Schule nachzuschärfen, so wird dies individuell gemeinsam mit der Gesundheitsbehörde abgestimmt“, hieß es. Aktuell galten in niederösterreichischen Schulen seit Dienstag 106 Schüler und 26 Lehrkräfte als infiziert. einzuhalten.

Weitere Infektionen in Pflegezentren

Unterdessen wurden am Freitag in den niederösterreichischen Pflege- und Betreuungszentren (PBZ) im Rahmen von Screenings weitere Coronavirus-Infektionen registriert. Die Zahl der Erkrankten im PBZ Zistersdorf (Bezirk Gänserndorf) stieg von 49 auf 53 an, berichtete ein Sprecher der Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). In der Einrichtung in St. Peter in der Au im nun rot eingestuften Bezirk Amstetten wurden gar 13 neue Ansteckungen verbucht.

An Zentren in Wiener Neustadt und Waidhofen an der Ybbs wurden zudem sechs bzw. vier Coronavirus-Infektionen gemeldet. Im PBZ Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) kam unterdessen kein weiterer Fall zu den bisher 48 registrierten hinzu, hieß es aus dem Büro der Landesrätin.

Mehrere kleine Cluster in Unternehmen

Der Cluster um das Landesklinikum Zwettl wuchs mit einem weiteren Fall im Krankenhaus und drei Folgefällen auf 59 Betroffene an. Auch in Verbindung mit dem Zentrallager einer Lebensmittelkette in St. Pölten stieg die Zahl der Erkrankten von 15 auf 21. Zudem flammten in mehreren Firmen in Niederösterreich vereinzelte kleine Cluster mit drei bis sieben Covid-19-Patienten auf, berichtete der Sprecher.

Auch in der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt kletterte die Zahl der Coronavirus-Ansteckungen nach der Untersuchung von 220 Soldaten von sechs auf zwölf. Die Erkrankten und ihre unmittelbaren Kontaktpersonen befanden sich in Heimquarantäne, berichtete das Militärkommando Niederösterreich. Auch alle anderen Militärakademiker seien zu Hause und führten die Ausbildung mittels Distance learning fort.

Bei den Maßnahmen gegen das Virus werde die Akademie vom ABC-Abwehrzentrum unterstützt. 27 Soldaten führen laut Aussendung die Desinfektion der Unterkünfte, Lehrsäle, Fitnessräume und Betreuungseinrichtungen durch.

64 Prozent der Infizierten haben Symptome

Derzeit zeigen 64 Prozent der behördlich getesteten Personen Krankheitssymptome, teilte das Büro von Gesundheitslandesrätin Königsberger-Ludwig am Freitag mit. Aktuell befinden sich im Bundesland 13.744 Menschen in Quarantäne.