Agrana Leopoldsdorf
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Wirtschaft

Agrana: Standort Leopoldsdorf 2021 fix

Auch der Aufsichtsrat der Agrana hat am Freitag der Weiterführung des Zuckerwerks in Leopoldsdorf im Marchfelde (Bezirk Gänserndorf) zugestimmt. Damit ist dieses zumindest für ein weiteres Jahr gesichert.

Die Weiterführung von zwei Zuckerwerken, in Tulln und in Leopoldsdorf, sei aufgrund der für den Anbau 2021 kontrahierten Zuckerrübenfläche in Österreich von 38.200 Hektar ökonomisch sinnvoll, hieß es am Freitag bei einer Pressekonferenz, bei der das Ergebnis der Aufsichtsratssitzung bekanntgegeben wurde.

Der Konzern wollte die Fabrik mit 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schließen, sollten 2021 nicht zumindest auf 38.000 Hektar Zuckerrüben angebaut werden. Um den Fortbestand zu sichern, wurde bereits im September ein „Pakt zur Rettung des heimischen Zuckers“ geschlossen. Im Zentrum dieses Pakts steht vor allem eine Wiederanbauprämie in der Höhe von 250 Euro pro Hektar Schadfläche, die an die Landwirte im Schadensfall ausgezahlt wird – mehr dazu in Neuer Pakt zur Rettung von Zuckerwerk (noe.ORF.at; 17.9.2020).

Am 10. November hatte Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) schließlich verkündet: „Die Bauern werden im kommenden Jahr auf 38.000 Hektar Rüben anbauen.“ – mehr dazu in Zukunft von Zuckerfabrik vorerst gesichert (noe.ORF.at; 10.11.2020). Ausständig war seitdem nur noch die Zustimmung des Aufsichtrates des börsennotierten Unternehmens. Auch diese liegt nun vor.

Agrana-Betriebsratsvorsitzender Thomas Buder, Agrana-Vorstandsvorsitzender Johann Marihart, Bundesministerin Elisabeth Köstinger, LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Präsident Ernst Karpfinger (Österreichische Rübenbauern), Agrana-Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Hameseder und Landwirtschaftskammer-NÖ Präsident Johannes Schmuckenschlager
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Eine Pressekonferenez als Schulterschluss (v.l.): Agrana-Betriebsratsvorsitzender Thomas Buder, Agrana-Vorstandsvorsitzender Johann Marihart, Bundesministerin Elisabeth Köstinger, Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf, Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner, Präsident der Österreichischen Rübenbauern, Ernst Karpfinger, Agrana-Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Hameseder und der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Johannes Schmuckenschlager

Vor wenigen Wochen noch schien die von der Agrana – sie erzeugt den bei Verbrauchern bekannten „Wiener Zucker“ – geforderte Mindestanbaufläche von 38.000 Hektar in weiter Ferne. Heuer lag die Rübenanbaufläche nach einem stetigen Rückgang über die vergangenen Jahre bei 26.000 Hektar. Zu sehr hatten die Rübenbauern zuletzt mit dem Klimawandel, Vorgaben im Pflanzenschutz und damit einhergehenden großen Ernteausfällen zu kämpfen.

Hameseder: „Wertvolle Arbeitsplätze wurden erhalten“

Der Beschluss zum Weiterbetrieb des Werkes Leopoldsdorf sei einstimmig gefallen, sagte Aufsichtsratsvorsitzender Erwin Hameseder bei der Pressekonferenz im Palais Niederösterreich in Wien: „Der heutige Beschluss zeigt, was man erreichen kann, wenn Wirtschaft und politische Verantwortungsträger auf Bundes- und Landesebene zusammenarbeiten. Gemeinsam ist es gelungen, wertvolle Arbeitsplätze und heimische Wertschöpfung zu erhalten."

Agrana-Vorstandsvorsitzender Johann Marihart betonte, dass man stets in die Wettbewerbsfähigkeit der beiden österreichischen Zuckerproduktionsstandorte investiert habe. „In den vergangenen fünf Jahren lagen diese Aufwendungen bei insgesamt 77 Millionen Euro in Leopoldsdorf und Tulln. Dabei wurde in energieeffiziente Technologien ebenso wie in höhere Effizienz investiert“, so Marihart. Wichtig sei jedoch, dass man auch mit Rohstoffen aus Österreich beliefert werde.

Agrarministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sprach von einer „gemeinsamen Kraftanstrengung“. Indem man die Anbaufläche auf über 38.000 Hektar gesteigerte habe, „haben die bäuerlichen Betriebe den Grundstein für den Erhalt des Standortes in Leopoldsdorf gelegt. Gemeinsam stabilisieren wir mit diesem Erfolg nicht nur den Rübenanbau in Österreich, sondern leisten einen wichtigen Beitrag zur Absicherung der Eigenversorgung mit Zucker“, so Köstinger.

Mikl-Leitner: „Wir wollen heimischen Zucker“

Man stehe für heimische Lebensmittel, sagte auch Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Wir wollen keine Zuckerimporte aus Südamerika, wo Rodungen vorgenommen werden. Wir wollen heimischen Zucker.“ Wer sich zu heimischen Lebensmitteln bekenne, der müsse auch für geeignete Rahmenbedingungen sorgen: „Das tun wir mit diesem Schulterschluss zur ‚Rettung des Zuckers‘ sowohl mit der Wiederanbauprämie, der Steigerung der Anbauflächen als auch mit der Sicherung des Standortes Leopoldsdorf.“

Pressekonferenz zu Agrana Rettung
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Bei der Pressekonferenz am Freitag war von einem „gemeinsamen Kraftakt“ die Rede, der zur Erhaltung des Zuckerwerks geführt habe

Erleichtert über den Fortbestand des Werkes in Leopoldsdorf zeigten sich auch Ernst Karpfinger, der Präsident der Österreichischen Rübenbauern, und der Betriebsratsvorsitzende der Agrana, Thomas Buder. Man habe im Hintergrund bereits einen Sozialplan vorbereitet, so Buder, und sei froh, dass man diesen derzeit nicht benötige. „Ich bin über die heutige Entscheidung im Aufsichtsrat erleichtert. Damit können 150 Arbeitsplätze und die Eigenversorgung Österreichs mit heimischem Zucker abgesichert werden", betonte auch Kapfinger.

Das Werk ist nun zumindest für ein weiteres Jahr gesichert, dann wird die Anbaufläche erneut bewertet. Bei der Pressekonferenz am Freitag zeigte man sich jedoch von allen Seiten zuversichtlich, dass diese auch im kommenden Jahr erreicht wird.