„Dann stell’ ich den Teller auf, Niklaus legt gewiss was drauf“ – das bekannte Nikolauslied stammt aus dem 19. Jahrhundert, diese Strophe ist aber auch kompatibel mit den CoV-Regeln im Jahr 2020. Denn der Nikolaus darf heuer nicht in die Häuser und Wohnungen kommen, er darf aber Sackerl vor die Haustür legen, bei Gesprächen muss er zu den Kindern Abstand halten.
Sackerl abstellen statt großem Empfang
In Raglitz, einem Ortsteil von Ternitz (Bezirk Neunkirchen), fuhr bereits am Samstagnachmittag der heilige Nikolaus in einer geschmückten Kutsche durch den Ort und stellte die Sackerl vor die Haustüre. Gezogen wurde die Kutsche von einem Traktor. „Seit 50 Jahren veranstalten wir den Nikolausempfang im Ortszentrum mit Punsch und Bläserquartett. Alle versammeln sich, der Nikolo kommt in einem geschmückten Anhänger und verteilt die Sackerl“, erzählt Organisator Franz Fiedler gegenüber noe.ORF.at.
Das geht eben heuer nicht mehr. Die Raglitzer wollen aber zumindest auf den geschmückten Wagen nicht verzichten, deshalb fuhr der Nikolaus durch den Ort und blieb stehen, wo es mit den Eltern ausgemacht war. „Begleitet wurde der Nikolo in den Jahren davor von etlichen Krampussen: die müssen heuer zu Hause angekettet bleiben“, ergänzte er verschmitzt.
Würmla mit Nikolaus-Drive-in
Ein ungewöhnliches Fahrzeug wählt der Nikolaus für seine Besuchsfahrten auch in Palterndorf und Dobermannsdorf (beide Bezirk Gänserndorf) : In einem blauen VW-Buggy Baujahr 1970 wird er die Nikolaussackerl verteilen. Der Wagen wird mit Lichterketten geschmückt. Wer ein Geschenk möchte, stellt ein Licht vor die Haustür. Zu tun gibt es einiges, 109 Kinder meldeten sich für den Nikolo im Style der 1970er Jahre an.
In Würmla (Bezirk Tulln) wird der Spieß hingegen umgedreht: Hier gibt es am Sonntag einen Nikolo-Drive-in. Normalerweise kommt der Mann mit weißem Bart mit der Pferdekutsche auf den Hauptplatz. Um Menschenansammlungen zu vermeiden, kommen heuer die Familien zu einer bestimmten Zeit zur Drive-in-Station beim Kindergarten. Der Nikolaus in Würmla ist übrigens im Zivilberuf Krankenpfleger und wird wöchentlich auf Covid-19 getestet. Auch das gehört heuer wohl dazu!
Neue Zeiten: Nikolo goes online
In Waidhofen an der Ybbs kam die Idee auf, in einem Video zu zeigen, dass Nikolo und Krampus weiter vorhanden sind und natürlich auch Masken tragen. Masken über den Masken sei zwar ungewöhnlich, transportiere aber für Kinder doch eine positive Botschaft, heißt es von der Waidhofener Initiative Kulturkreis Freisingerberg. Das Video wurde am Samstagabend freigeschaltet.
In Loosdorf (Bezirk Melk) begibt sich der Nikolo am Sonntagnachmittag in einen Video-Telefon-Chat mit den zu beschenkenden Kindern. Er zeigt sich technisch durchaus versiert, denn er ist auf verschiedenen Kanälen wie FaceTime oder WhatsApp erreichbar. Er erzählt kurz etwas aus seinem Leben, dann können die Kinder die Sackerl im Wohnbereich suchen gehen.
Wichtig ist der Pfarre Loosdorf, die diese Idee entwickelt hat, dass die Familien zu Hause eine kleine, stimmige Feier mit den Kindern einrichten, der Nikolo schaltet sich zu einem vereinbarten Zeitpunkt dazu.