svitske visti
APA/Hans Punz
APA/Hans Punz
Wirtschaft

Längere Öffnungszeiten gegen Kundenstrom

Am Dienstag werden viele Menschen den freien Tag nutzen, um einzukaufen. Nach dem fast dreiwöchigen Lockdown gelten am Feiertag ausgedehnte Sonderöffnungszeiten. Damit sollen Massenansammlungen vermieden werden.

Während Gesundheitsexperten am 8. Dezember auf keine Menschenansammlungen rund um die Geschäfte hoffen, setzt der Handel nach dem fast dreiwöchigen Lockdown große Hoffnung in den Feiertag. Jener Feiertag, an dem die Geschäfte geöffnet haben dürfen, aber nicht zwangsläufig geöffnet haben müssen, ist einer der umsatzstärksten im ganzen Jahr.

Wie hoch der Anteil aller Geschäfte ausfallen wird, die am 8. Dezember öffnen werden, kann die Wirtschaftskammer Niederösterreich auf Anfrage von noe.ORF.at nicht abschätzen. Die Daten würden nicht zentral erhoben, zudem liege die Entscheidung über eine Öffnung in der Eigenverantwortung und Einschätzung der Handelsunternehmen selbst, sagt Karl Ungersbäck, Geschäftsführer Sparte Handel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich. Nach der Zeit des zweiten Lockdowns, der Teile des Weihnachtsumsatzes gekostet habe, wird heuer aber ein hoher Prozentsatz vermutet.

Großteil aller Geschäfte geöffnet, aber mit Ausnahmen

Dass es aber sogar im selben Konzern zu unterschiedlichen Regelungen kommen kann, sieht man am Beispiel der Rewe-Gruppe. Während Bipa- und Pennymärkte am 8. Dezemer ihre Türen öffnen, halten Billa-Filialen geschlossen und ebenso der Großteil aller Merkur-Märkte. Ausnahmen findet man in Einkaufszentren, „weil diese alle Geschäfte unter ihrem Dach zu einer Öffnung verpflichten können“, erklärt Paul Pöttschacher, Sprecher der Rewe-Gruppe. In Niederösterreich seien somit nur etwa zehn Merkur-Filialen offen, österreichweit sind es 33 von 140.

Für den Feiertag gilt heuer eine Ausnahmeregelung. Erstmals dürfen Geschäfte von 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr öffnen. Klickt man sich durch die Websites größerer Einkaufszentren in Niederösterreich, dürften die meisten auch davon Gebrauch machen. So locken etwa die Shopping City Süd in Vösendorf (Bezirk Mödling), der Traisenpark in St. Pölten oder das Einkaufszentrum Fischapark in Wiener Neustadt mit der maximalen Öffnungsdauer. In der Wirtschaftskammer riet man Ungersbäck zufolge allen Geschäften zu den verlängerten Öffnungszeiten, „damit sich die Kundenströme über den Tag mehr verteilen.“

Franz Kirnbauer, Spartenobmann für den Handel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich, sieht dem 8. Dezember zuversichtlich entgegen. Bereits am Montag habe sich gezeigt, dass „mit viel Eigenverantwortung, Maske und Disziplin“ eingekauft wurde. Dennoch brauche es zusätzliche Vorkehrungen wie etwa ein geeignetes Parkraummanagement, Sicherheitspersonal und speziell an den Ein- und Ausgängen von Einkaufszentren Kontrollen, die Massenansammlungen vermeiden sollen. Nur so ließen sich Weihnachtsumsätze retten. „In manchen Branchen sind die Verluste besonders stark – etwa im Modehandel. Hier hoffen wir sehr auf die restlichen Tage vor Weihnachten, dass im stationären Handel noch konsumiert wird“, so Kirnbauer.

SCS in Vösendorf am 7 Dezember
APA/Robert Jäger
Am Montag war der Parkplatz der Shopping City Süd zu 75 Prozent ausgelastet. Der Dienstag wird mit Spannung erwartet

Befürchteter Ansturm am Montag blieb aus

Am Montag, dem ersten Tag der geöffneten Geschäfte nach dem zweiten Lockdown, „ist der große Ansturm ausgeblieben“, sagte Kirnbauer. Das bestätigt auch Johann Baumschlager, Pressesprecher der Landespolizeidirektion. Im Bereich der Shoppng City Süd sprach er von einer etwa 75-prozentigen Auslastung der Parkplätze (Bild oben). Es habe im Außen- wie im Innenbereich keine nennenswerten Probleme gegeben. Die Exekutive war mit einem entsprechend starken Aufgebot bei dem Einkaufstempel vor den Toren Wiens vertreten. Der Sprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich betonte, dass die Beamten im Fall des Falles auf Dialog mit den Konsumenten setzen würden.

Plakate locken mit „Schön, dich wiederzusehen“

Ein Lokalaugenschein der Austria Presse Agentur im Traisenpark St. Pölten zeigte, dass kurz vor 9.00 Uhr etwa 700 Parkplätze frei waren. Eine Stunde später waren es laut den Angaben bei der Einfahrt noch etwa 450. „Wir sind sehr gut vorbereitet und die Kunden sind sehr diszipliniert“, sagte Center-Managerin Anita Bräunlich am Montagvormittag zur APA. Es sei ein „guter Tag“, es gebe jedoch keinen Ansturm. Der (morgige) Feiertag werde „ein neues, spannendes Thema“.

Nicht zu übersehen war, dass fast alle Branchen mit Angeboten lockten. Kunden warteten schon vor der Wiedereröffnung der Shops u.a. beim Friseur, Modehandel sowie bei einem Kommunikationsanbieter. „Schön, dich wiederzusehen“, verhieß ein Plakat in der Auslage einer Boutique. Um „beim Weihnachts-Shopping noch mehr Freude zu bereiten“, wurden 30 Prozent Rabatt offeriert. „Super Angebote“ lockten ebenso wie „Bis zu 70 Prozent. Alles muss raus“. Dass manche Geschäfte mit regelrechten Rabattschlachten werben, missfällt sogar der Wirtschaftskammer. „Hier gibt es Entscheidungen einzelner Betriebe, die wir auch eher kritisch sehen. Eingreifen kann man aber nicht“, so Spartenobmann Kirnbauer.

Geordnete Besucherströme im Fischapark Wr. Neustadt

Von geordneten Besucherströmen am Tag der Wiedereröffnung berichtete der Fischapark Wiener Neustadt. Die Frequenzen seien bis zum frühen Nachmittag weit unter den maximal zulässigen Werten (Zehn-Quadratmeter-Regelung) gelegen. Die Besucher würden gezählt. Die Stimmung in der Mall sei „entspannt, unaufgeregt“, teilte Center-Manager Christian Stagl mit. Lebensmittelhändler, Bücher und Deko-Läden seien am Montag besonders gefragt gewesen. Elektrofachmärkte, Parfümerie- und Spielwarengeschäfte hätten ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung vermeldet. Im Sportfachhandel seien am Montag Skibekleidung und Outdoor-Artikel stark nachgefragt gewesen. Auch für den Feiertag sieht sich der Fischapark gut gerüstet. Stagl geht davon aus, dass der 8. Dezember „ein moderat guter Tag wird“.

Die Sicherheits- und Reinigungsmaßnahmen sind einer Aussendung zufolge für die kommenden Wochen noch einmal erhöht worden. In der Mall werde mit zusätzlichen Sicherheitskräften auf die penible Einhaltung der Abstandsregelungen geachtet. Sitzflächen seien abmontiert oder gesperrt und mit klaren Hinweisen auf die Verordnungen gekennzeichnet, ebenso, dass Speisen und Getränke nur außerhalb des Centers konsumiert werden dürfen.

Run auf Gutscheinverkauf in Wiener Neustadt

Auch in der Wiener Neustädter Innenstadt war der erste Tag nach Ende des Lockdowns vor den Kasematten nicht zu übersehen. Beim Verkaufsstart der von der Stadt ins Leben gerufenen Weihnachtsgutscheine waren zwei Stunden vor Schließen des Verkaufsstandortes in bereits 25.000 Stück und somit fast ein Viertel der Gesamtauflage des Gutscheins verkauft.

Die Gutscheine sind in den Geschäften, Gastronomie- und Dienstleistungsbetrieben der gesamten Kurzparkzone, sowie der neuen „Grünen Zone“ einlösbar und sind pro Person auf 300 Euro beschränkt.

Verstärkter Einsatz der Polizei in Einkaufszentren

Am Montag verstärkte die niederösterreichische Polizei ihr Personal in Einkaufszentren des Bundeslandes deutlich. Pressesprecher Baumschlager verwies in diesem Zusammenhang auf die Notwendigkeit der Überwachung der Coronavirus-Maßnahmen. Es gebe zudem Verkehrskonzepte bei Staus, insbesondere bei der SCS in Vösendorf. Nicht zuletzt würden Securitys in Malls unterstützt, sagte Baumschlager. Er richtete auch einen Appell an die Konsumenten: Nicht unbedingt notwendige Einkäufe sollten nicht schon am Montag und zu Mariä Empfängnis am Dienstag, sondern erst ab Mittwoch erledigt werden.