Traisenpark St. Pölten
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Wirtschaft

Ansturm auf Einkaufszentren blieb aus

Der große Ansturm auf Niederösterreichs Einkaufszentren ist am Dienstag ausgeblieben. Das bestätigte sich bei einem Lokalaugenschein in der Shopping City Süd (SCS) in Vösendorf. Auch in St. Pölten, Krems und Amstetten gab es kein Gedränge.

Die Menschen waren zwar durch die SCS in Vösendorf (Bezirk Mödling) unterwegs, dichtes Gedränge herrschte jedoch nicht, zeigte ein Lokalaugenschein der APA am Dienstagvormittag. Die meisten Geschäfte waren eher mäßig besucht, wenn nicht sogar ohne Kunden. Selbst in den Shops der großen Textilketten, wo sich normalerweise Schlangen an den Kassen bilden bzw. zwischen den Kleiderständern durchaus dichteres Aufeinandertreffen möglich ist, gab es vorerst freies Vorankommen.

Der Eindruck der APA nach Gesprächen mit mehreren SCS-Besucherinnen und -Besuchern war: Zum Bummeln sind die Leute nicht gekommen. Es wurden meist Weihnachtsgeschenke gekauft, oder es gab konkrete Gründe, warum man sich in der Mall aufhielt. „Wir ziehen um und haben wegen Möbel geschaut“, erzählte etwa ein Paar. Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zeigten die beiden nicht: „Ein bisschen Abstand halten, und das passt schon.“

Eine Frau mit mehreren Einkaufssackerln in der Hand erzählte: „Wir wollen rasch unsere Sachen erledigen und dann wieder nach Hause. Es geht eher um den Weihnachtsrummel und nicht um Corona.“

Kunden sehr diszipliniert

Den Eindruck bestätigte auch Anton Cech, der als Head of Shopping Center Management für die SCS und das Donauzentrum in Wien verantwortlich ist. Der Trend gehe in Richtung gezielten Einkauf und kurze Verweildauer. „Die Kunden halten sich an unsere Maßnahmen. Sie verhalten sich sehr vernünftig. Es ist auch das Besucheraufkommen nicht so, dass wir gestürmt werden mit Massen. Das heißt, im Vergleich zu einem normalen Weihnachtsgeschäft ist es schon deutlich unter der Normalfrequenz, was aber in Anbetracht der Pandemie durchaus positiv von uns zu beurteilen ist.“

SCS in Vösendorf am 7 Dezember
APA/Robert Jäger
Ein fast schon wieder gewohntes Bild: Die Kunden in der SCS verhielten sich aber sehr diszipliniert, betonten sowohl die Center-Leitung als auch die Polizei

Um den Aufenthalt in der SCS sicher zu gestalten, würde man u. a. auf verlängerte Öffnungszeiten setzen. Die Besucheranzahl wird über Frequenzzähler bei den Eingängen „in Echtzeit mitverfolgt“. Im Bedarfsfall könne der Zugang zur SCS vorübergehend eingeschränkt werden, so Cech in einer Stellungnahme.

Auch in St. Pölten, Krems und Amstetten kein Gedränge

Sehr ähnlich zeigte sich die Lage in den Mittagsstunden im St. Pöltner Traisenpark bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at. Etwas mehr Kundinnen und Kunden als am Montag gebe es schon, erzählte ein Shopbesitzer, von einem Ansturm konnte allerdings auch am Dienstag keine Rede sein. Bei Gesprächen mit Besucherinnen und Besuchern zeigte sich: Die meisten Weihnachtsgeschenke wurden schon gekauft, viele davon im Internet, „aber man kann ja nicht alles online bestellen und das, was nicht gegangen ist, haben wir jetzt gekauft“, sagte ein Jugendlicher.

In der Fußgängerzone in der Kremser Innenstadt patrouillierte am Feiertag die Polizei. Eingreifen musste sie allerdings kaum. Auch hier waren zwar am späten Dienstagvormittag etliche Passantinnen und Passanten unterwegs, es gab aber kein dichtes Gedränge und auch keine Schlangen vor den Geschäften. Im Gegensatz zu den Einkaufszentren kamen viele nur für einen Spaziergang und Schaufensterbummel.

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Passanten in Einkaufsstraße
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Reger Andrang, aber kein Gedränge herrschte am Dienstag in der Kremser Innenstadt
Polizisten und Passanten in Einkaufsstraße
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Die Polizei patrouillierte durch die Einkaufsstraßen, um die CoV-Bestimmungen zu kontrollieren
gesperrter Gastrobereich in Einkaufszentrum
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Die Gastrobereiche mussten geschlossen bleiben
gesperrter Gastrobereich in Einkaufszentrum
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Die Kunden kommen, um gezielt einzukaufen. Das Shoppingerlebnis bleibt aus.
Polizisten in Einkaufsstraße
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Die Polizei zog eine positive Bilanz über die beiden ersten Einkaufstage nach dem Lockdown

Er wolle mit seinem Enkel „nur Luft schnappen“, erzählte ein Passant, Geschenke kaufen stehe nicht auf der Agenda, „weil man sich das eh noch bis Weihnachten aufteilen kann. Das muss nicht heute sein.“ Ein Betreiber eines Schuh- und Bekleidungsgeschäfts in Krems rechnete nicht damit, dass das Jahr wirtschaftlich gesehen noch zu retten ist: „Ohne Gastronomie ist in einer Innenstadt das Flair weg. Der Konsument soll es gemütlich haben und länger verweilen. Wo soll er?“

Das City Center Amstetten (CCA) war am Feiertag „gut besucht“, habe die maximal zulässige Besucherzahl von 2.600 aber nicht erreicht, teilte Center-Leiter Hannes Grubner gegenüber noe.ORF.at mit. Die Auslastung wurde mit 70 bis 75 Prozent beziffert. Grubner betonte, dass man mit einer derartigen Frequenz am Feiertag gerechnet habe. Die Öffnungszeiten im City Center in Amstetten wurden verlängert, daher dürfte sich die Zahl der Kunden besser aufgeteilt haben.

G3: „Nicht das, was wir befürchtet haben“

Das G3 Shopping Resort in Gerasdorf bei Wien (Bezirk Korneuburg) verzeichnete einen „guten Montag“ und einen „guten Dienstag“, teilte Center-Managerin Funda Caglar auf Anfrage mit. Man habe an den Eingängen Securitys stationiert, eine Frequenzzählanlage sei im Einsatz gewesen, um eine Maximalpersonenanzahl von 5.000 Kunden nicht zu überschreiten. „Es war aber bei weitem kein Ansturm und nicht das, was wir befürchtet haben.“

Neben eigenem Security-Personal waren im G3 auch Polizisten auf Patrouille. Laut der Center-Managerin gab es an den ersten beiden Tagen nach dem Lockdown keine Verstöße gegen die Mund-Nasen-Schutz-Pflicht, die Kunden seien sehr diszipliniert. Vereinzelt musste man allerdings darauf hinweisen, dass der Verzehr von mitgebrachten Speisen und Getränken nicht erlaubt sei.

Nur eine Anzeige in der SCS

Auch die Landespolizeidirektion Niederösterreich zog am späten Dienstagnachmittag eine positive Bilanz über die beiden ersten Einkaufstage nach dem Lockdown. „Einerseits haben wir unser Personal in den Einkaufszentren und -straßen in Niederösterreich verstärkt, andererseits waren die Eigenverantwortung und das Verhalten der Einkäuferinnen und Einkäufer sehr gut“, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager im Interview mit dem ORF Niederösterreich.

In Österreichs größtem Einkaufszentrum, der SCS, habe es in den vergangenen zwei Tagen lediglich eine Anzeige gegeben, weil eine Person keinen Mund-Nasen-Schutz tragen wollte. „Ansonsten gab es keine Beanstandungen“, sagte Baumschlager – mehr dazu in Polizei kontrolliert Öffnung des Handels (noe.ORF.at; 4.12.2020).