Ermittler in der Bank in Mödling
Thomas Lenger
Thomas Lenger
Chronik

Bankencoup: Anzeige bei Datenschutzbehörde

Nach den Schließfachcoups in drei Banken in Mödling, Klosterneuburg (Bezirk Tulln) und Wien hat die Sammelklagsplattform Cobin Claims die Geldinstitute bei der Datenschutzbehörde angezeigt. Die Schutz-Standards seien „veraltet und unzureichend“.

Besonders stößt sich die Plattform am Modus Operandi der weiterhin gesuchten Täter, nämlich „dass mit einem einfachen Lesegerät Daten von Magnetstreifenkarten der Kunden klammheimlich kopiert werden und mit einer verborgenen Kamera PIN-Code-Eingaben ausgespäht werden konnten“. Das Datenschutzrecht trage Unternehmen die Pflicht auf, ausreichende technische Vorkehrungen auf der Höhe aktueller technischer Standards zu treffen.

Grob fahrlässige Untätigkeit in dieser Hinsicht habe den Tätern das Auslesen der persönlichen Daten der Geschädigten erleichtert. Damit seien die Kunden in ihrem Grundrecht auf Datenschutz verletzt worden, argumentierte Cobin Claims, wie die Austria Presse Agentur (APA) berichtet. Betroffene wurden aufgefordert, sich an die Sammelklagsplattform zu wenden. Die technischen Schutz-Standards der betroffenen Geldinstitute wurden am Donnerstag in einer Aussendung als „veraltet und unzureichend“ erachtet. Den Banken könnten Verwaltungsstrafen drohen.

Polizei überprüft zahlreiche Hinweise

Bei den Angriffen am 13. November wurden laut Polizei 68 Depots geleert. Die Schadenssumme erreicht zweistellige Millionenhöhe. Eingang in die Geldinstitute verschafften sich die Täter, indem sie zuvor die Zutrittssysteme manipuliert hatten – mehr dazu in Neue Spuren und Details zu Schließfach-Coups (noe.ORF.at; 26.11.2020). Sechs Personen griffen in der Zeit von 18.00 bis 23.30 Uhr die automatischen Safe-Anlagen an. Geleert wurden 31 Schließfächer einer Bank-Austria-Filiale in Klosterneuburg, 29 der Mödlinger Raiffeisen Regionalbank sowie acht einer Raiffeisen-Filiale in Wien-Döbling. Die Täter hatten Taschen oder Rucksäcke bei sich, mit denen sie Juwelen, Gold, Uhren und Bargeld abtransportierten.

Ende November war seitens der Polizei eine Belohnung von 100.000 Euro für Hinweise auf die Täter ausgelobt worden – mehr dazu in 100.000 Euro für Hinweise zu Schließfachcoup (noe.ORF.at; 30.11.2020). Seither seien zahlreiche Rückmeldungen eingelangt. „Die gilt es nun zu überprüfen“, sagte Niederösterreichs Polizeisprecher Johann Baumschlager am Donnerstag zur APA.