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Flughafen: Normalzustand noch weit entfernt

2020 ist der weltweite Flugverkehr um 60 Prozent eingebrochen. Auch der Flughafen Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) war betroffen, im November etwa wurde ein Passagierrückgang von 92 Prozent verzeichnet. Vom Normalzustand ist man noch weit entfernt.

Lokalaugenschein am Flughafen Schwechat am Donnerstagvormittag. Es ist ruhig, sehr ruhig. Minutenlang sind keine Flugzeuge zu hören, keine Starts und Landungen zu sehen. Ganze Parkdecks der großen Parkhäuser am Flughafengelände stehen leer. In der Ankunftshalle lassen sich die Menschen zählen. Auch für die beiden leidenschaftlichen Planespotter des Vereins Flughafenfreunde Wien, Dolores Schmidt und Gernot Kastner, gibt es aktuell nur wenig zu fotografieren.

„Die Flieger, die man hier gewöhnt ist, waren in den letzten Monaten gar nicht oder nur selten da. Ich freue mich über jede Airline, die länger nicht da war und wieder nach Wien kommt“, sagt Schmidt. Kastner, der Obmann des Vereins, zeigt sich auch optimistisch: „Es ist natürlich sehr traurig, dass sich so wenig tut. Ich bin aber guter Hoffnung, dass es in Zukunft wieder aufwärts geht. Die Vergangenheit hat bewiesen, dass nach Krisen in der Luftfahrt der Rebound ziemlich stark war.“

Comeback der Luftfahrt lässt noch auf sich warten

Das Comeback der Luftfahrt wird aber wohl noch auf sich warten lassen, sagt der Luftfahrtexperte Kurt Hofmann, der statt 200 Mal im Jahr 2020 lediglich 24 Mal geflogen ist. Er geht davon aus, dass sich der Flughafen Schwechat erst in fünf Jahren wieder auf dem Niveau von 2019 befinden wird. „Es ist einfach zu viel beschädigt worden in der Luftfahrt. Wir dürfen nicht vergessen, pro Minute verlieren die Fluglinien weltweit 300.000 US-Dollar. Die Lufthansa verliert pro Tag zwölf Millionen Euro. Da sind ziemlich große finanzielle Schäden entstanden“, fasst er zusammen.

Leeres Parkdeck am Flughafen Wien-Schwechat
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Ein komplett leeres Parkdeck am Flughafen. Nur ein Bild, das die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Luftfahrt sehr deutlich zeigt.

Die finanziellen Einbußen hätten zu Massenkündigungen bei Fluglinien geführt, sehr viele Fluglinien hätten außerdem den Betrieb eingestellt. Hofmann rechnet damit, dass weitere folgen werden. „Eine Erholung wird sehr zögerlich erfolgen, zumal sie auch beeinträchtigt ist von einer globalen Rezession“, so der Experte. Er fordert in vielerlei Hinsicht einheitliche Regelungen, etwa bei den Einreisebestimmungen.

Er ist außerdem überzeugt: „Ohne Coronavirus-Tests und ohne -impfung wird es in Zukunft sowieso nicht mehr gehen.“ Die australische Fluglinie Qantas etwa plant bereits eine Impfpflicht für Passagiere, zumindest auf der Langstrecke. Die Austrian Airlines wollen derzeit nicht so weit gehen.

Ofner: „Im Sommer Flugverkehr im bisherigen Ausmaß“

Auch Günther Ofner, Vorstandsdirektor des Flughafens Wien-Schwechat, könne sich vorstellen, dass eine Impfung in Zukunft notwendig sei, um fliegen zu dürfen, wie er am Donnerstagabend in „Niederösterreich heute“ sagte. „Weniger, weil es die Airlines verlangen, sondern weil die einzelnen Länder möglicherweise Einreisebestimmungen erlassen werden, die darauf abzielen, dass niemand einreist, der das Virus mit sich bringt“, so Ofner.

Flughafen Studiogespräch Ofner
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Flughafen-Vorstandsdirektor Günther Ofner im Interview mit „Niederösterreich heute“-Moderatorin Claudia Schubert

Er rechnet mit einer früheren Stabilisierung des Flugverkehrs. „Wir gehen davon aus, dass es im Sommer wieder Flugverkehr im bisherigen Ausmaß geben wird.“ Eine vollständige Rückkehr zum Normalzustand am Flughafen erwarte er in den nächsten zwei oder drei Jahren. Die kommenden Monate würden sich voraussichtlich schwierig gestalten, da die Infektionszahlen nach wie vor hoch seien. Mit zunehmender Durchimpfungsrate sollte sich „die Lage aber schrittweise verbessern“, so Ofner.

Mutige rief Ofner bereits jetzt dazu auf, Flugtickets für Sommer oder Herbst zu buchen. „So günstig kriegt man das wahrscheinlich nie wieder“, so der Vorstandsdirektor des Flughafens.

Um Kündigungen zu vermeiden, herrscht am Flughafen seit Monaten ein strenges Sparprogramm. Dieses zeige Wirkung, wie Ofner sagte. „Wir bemühen uns und setzen alle Mittel in Bewegung, dass wir diese Krise ohne Kündigungen bewältigen können. Dabei helfen uns die Kurzarbeit und die anderen staatlichen Unterstützungen.“