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Mehr Gasturbinen sollen Blackout vermeiden

In der Vorwoche dürfte Europa knapp an einem flächendeckenden Stromausfall vorbeigeschrammt sein. Um den Fortbetrieb der Stromversorgung sicherzustellen, verlangt die EVN den Einsatz von mehr Gasturbinen.

Am Freitag löste ein regionaler Stromausfall in Südosteuropa eine Kettenreaktion im europäischen Stromleitungssystem aus. „Das Ganze ist kaskadenartig in einer Kettenreaktion ausgefallen und hat einen Riss durch das europäische Stromnetz verursacht“, erklärte Gerhard Christiner, Technischer Vorstand des Übertragungsnetzbetreibers Austrian Power Grid. Indem mehrere Kraftwerke zugeschaltet und die Stromschwankungen so ausgeglichen wurden, konnte man ein Blackout gerade noch verhindern – mehr dazu in „Beinahe-Blackout“: EVN fordert Konsequenz (noe.ORF.at; 9.1.2021).

Auch das niederösterreichische Gaskraftwerk Theiß (Bezirk Krems) ist ein Puffer für solche Fälle. Diese Puffer brauche man, denn Vorfälle wie jener in der vergangenen Woche würden sich häufen, sagte Stefan Zach, Sprecher der EVN. „Es kommt immer öfter zu Krisensituationen im europäischen, aber auch im österreichischen Stromnetz. Es muss immer öfter eingegriffen werden. Vor einigen Jahren waren das ein paar Dutzend Eingriffe pro Jahr, mittlerweile sind es ein paar hundert pro Jahr“, so Zach.

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Das Gaskraftwerk Theiß

Instabile Stromversorgung durch Energiewende

Die Häufung dieser Vorfälle sei unter anderem auf die Energiewende von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien zurückzuführen. Durch sie sei die Stromversorgung in Europa instabiler geworden. Bei der EVN betonte man, dass die Energiewende richtig und notwendig sei, allerdings seien Windräder und Solaranlagen vom Wetter abhängig und würden daher nicht immer dieselbe Menge an Strom liefern.

Deshalb forderte die EVN eine Absicherung. „Um ein System mit viel mehr erneuerbarem Strom auch sicher zu gestalten, brauchen wir zur Absicherung kleine, schnellstartfähige flexible Gasturbinen“, hielt EVN-Sprecher Zach fest. Man dürfe sich im Ernstfall nicht auf Stromimporte aus dem Ausland verlassen. Um die Versorgungssicherheit künftig unabhängig von Stromimporten gewährleisten zu können, verlangte der Energiekonzern vom Bund gesetzliche Rahmenbedingungen für einen sicheren Weiterbetrieb bestehender Gaskraftwerke sowie Anreize, um neue, flexible und schnellstartfähige Gasturbinen in Österreich zu errichten.

Auch die Austrian Power Grid, die für die überregionalen Sromnetze zuständig ist, will mehr Reserven für Notfälle. „Wir müssen schauen, dass wir dieses System gemeinsam weiterentwickeln. Der erste Schritt muss der Ausbau der Erneuerbaren Energie sein, der zweite Schritt der Ausbau des Stromnetzes, drittens die Bereitstellung ausreichender Speicherkapazitäten und als vierten Schritt kann ich mir sehr wohl vorstellen, dass man das mit entsprechenden Gaskraftwerken kurzfristig stabilisieren kann“, sagte Gerhard Christiner.