Lagerhalle Kastner Zwettl
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Wirtschaft

Gastrozulieferer und Brauereien unter Druck

Die größten Kunden der Gastrozulieferer und der Brauereien – also Restaurants oder auch Kaffeehäuser – haben seit vier Monaten geschlossen. Die Zulieferer haben auf eine schnellere und größere Öffnung gehofft, nun fordern sie mehr finanzielle Unterstützung.

Wenn eine mögliche Öffnung der Gastronomie im Raum steht, dann beginnen jedes Mal aufs Neue die Vorbereitungen beim Lebensmittelgroßhändler Kastner in Zwettl. „Wir stecken jetzt mittendrinnen, wobei wir bis heute nicht abschätzen können, wann es wirklich losgeht in der Gastronomie“, sagt Geschäftsführer Christof Kastner. Denn die Vorlaufzeit – also bis die Waren von der Industrie über den Zulieferer beim Gastronomen sind – beträgt etwa vier Wochen.

Mehr Geld und längere Kurzarbeit gefordert

Bei den Gastrozulieferern gebe es im Schnitt 60 bis 70 Prozent Umsatzminus, so Kastner, der stellvertretender Obmann des Lebensmittelhandels in der Wirtschaftskammer ist. Er fordert, auch nach den Ankündigungen der Regierung vom Montag, eine sofortige Öffnung der Gastronomie.

Und es brauche mehr finanzielle Unterstützung: „Bundeskanzler Kurz hat gesagt, koste es was es wolle, und da möchte ich wirklich den Appell richten: Solange der ausländische Gast nicht nach Österreich kommt und nicht im Hotel übernachtet, nicht ins Gasthaus essen geht, werden wir wenig oder keine Umsätze machen. Da braucht es eine wesentliche Aufstockung der Fördermittel.“ Auch die Möglichkeit für die Kurzarbeit müsse für die Branche verlängert werden.

Der Ausfallsbonus – eine Unterstützungsleistung bis Juni mit maximal 60.000 Euro pro Monat – reiche nicht aus. Christof Kastner befürchtet auch, dass Gastronomiebetriebe – und damit die Kunden der Zulieferer – in den kommenden Monaten insolvent werden. „Viele Fachkräfte wechseln die Branche, weil das Kurzarbeits-Geld nicht mehr ausreicht. Das ist eine Gefahr für den Tourismusstandort Österreich. Da geht Know-how verloren“, warnt Kastner.

Lagerhalle Kastner Zwettl
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Der Verkauf an die Gastro bleibt bei Kastner niedrig, auch wenn manche Take-Away anbieten. Die meisten Produkte gehen zur Zeit an Großküchen in Krankenhäusern und Pflegeheimen sowie an Kantinen

Verderb steigt

Seit vier Monaten haben Gastronomie und Hotellerie nun geschlossen. Das merkt man auch an den vollen Lagern, wie Christof Kastner sagt: „In der Zwischenzeit sind wir schon Experten im Auf- und Zusperren, dementsprechend sind frische Waren genau disponiert. Wir bekommen jetzt aber schon Probleme im Bereich der haltbaren Lebensmittel und da sind die Verluste beträchtlich.“

Vieles werde an die Wiener Tafel und Sozialmärkte weitergegeben, aber was nicht mehr essbar sei, müsse vernichtet werden. Die für die Gastronomie üblichen Packungsgrößen, etwa Joghurt oder Milch abgefüllt in mehreren Litern, würden von der Industrie nur mehr in sehr geringen Mengen hergestellt werden.

Gastro-Zulieferer bleiben auf Waren sitzen

Jene Betriebe, die Gasthäuser beliefern, haben auf eine schnelle Öffnung gehofft. Sie bleiben seit Monaten auf vielen Waren sitzen.

Fassbier wird nicht mehr abgefüllt

Ähnlich ist die Situation bei Fassbier: Die Nachfrage liegt seit längerem bei null. Seit November werden in der Brauerei Wieselburg (Bezirk Scheibbs), die zur Brauunion gehört, gar keine Fässer mehr abgefüllt. Dabei seien es nicht nur die Gastronomie und die Hotels, die fehlen, so Verkaufsdirektor Manfred Nurscher: „Das sind die Sportveranstaltungen, die Stadien mit Publikum, die Kulturveranstaltungen, das sind alles Bereiche, wo der Fassbierverkauf stark ist.“

Nun kommen sogar Fässer aus den Tourismusgebieten im Westen zurück: „Die haben sich im Vorfeld eingedeckt, und dann hieß es im Jänner sperren wir auf, im Februar, dann im März und jetzt sind wir dabei, dass wir die Bierfässer wieder zurückholen, bevor sie ablaufen.“ Ein Teil des Biers könne wieder eingebraut werden. Bier, das nicht mehr verzehrbar war, musste auch weggeschüttet werden, das sei aber nur in geringem Ausmaß passiert, so Nurscher.

Brauerei Wieselburg
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Der Umsatz mit Fässern in der Gastronomie sei um 50 Prozent zurückgegangen, so Verkaufsdirektor Manfred Nurscher

Hoffen auf den Sommer und auf Veranstaltungen

Normalerweise machen Fässer 30 Prozent im Verkauf aus, Flaschenbier die restlichen 70 Prozent. Der Flaschenverkauf im Handel sei zwar ein wenig gestiegen, aber das gleiche die Ausfälle bei den Fässern nicht aus. Dementsprechend braucht es auch weniger Mitarbeiter. Etwa 70 Prozent seien am Standort in Kurzarbeit. „Wir stoßen an unsere Grenzen. Bis Ostern geht es noch und wenn dann weiter nicht geöffnet wird, dann werden wir ein Problem kriegen“, so Nurscher. Kündigungen habe es noch keine gegeben, aber vorgezogene Pensionen.

Gehofft habe man, dass im März alles aufgesperrt wird. Die Öffnung der Schanigärten sei natürlich förderlich für den Fassverkauf, wirklich bergauf werde es aber erst im Sommer gehen. Das sei auch im Vorjahr so gewesen: „Dadurch dass viele Österreicher in Österreich geblieben sind, wurde das Ganze ein wenig abgefedert“, sagte Nurscher gegenüber noe.ORF.at. Auch durch Kultur- und Sportveranstaltungen im Freien hätte sich das Geschäft wieder erholt.