Chronik

Justiz ermittelt wegen Missbrauchs in Heim

Rund um die Missstände in einem Pflegeheim in Sitzenberg-Reidling (Bezirk Tulln) hat die Staatsanwaltschaft am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Vier Pflegekräfte sollen Bewohner gequält haben, zudem soll es zu Übergriffen gekommen sein.

Die Staatsanwaltschaft St. Pölten ermittelt zum einen wegen Quälens bzw. Vernachlässigens wehrloser Personen, zum anderen wegen sexuellen Missbrauchs wehrloser Personen. Beschuldigt sind vier Pflegekräfte, drei Frauen und ein Mann, im Alter von 30 bis 45 Jahren. Seit wann es zu den Missständen kam und wie viele Bewohner betroffen sind, ist noch Gegenstand der Ermittlungen. Laut einem Sprecher der Staatsanwaltschaft dürfte es sich aber „um aktuelle Vorfälle handeln“.

Betrieben wird das private Pflegeheim von der Firma SeneCura. Laut einer Sprecherin bemerkten Mitarbeiter die Missstände und meldeten diese an die Heimleitung. Die vier Pflegefachkräfte seien daraufhin „mit sofortiger Wirkung freigestellt“ worden. Außerdem seien zusätzlich zur Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft sowohl die Volksanwaltschaft als auch die Fachaufsicht des Landes informiert worden.

Pflegeheim Sitzenberg-Reidling SeneCura Staatsanwaltschaft Missstände
ORF/Helmut Stamberg
Laut dem Pflegeheimbetreiber wurden die vier Pflegefachkräfte mit sofortiger Wirkung freigestellt

Beschuldigte und Opfer werden befragt

Die Staatsanwaltschaft prüfte zunächst, ob ein Anfangsverdacht besteht. Bis Mittwoch dürften sich die Vorwürfe jedoch erhärtet haben. Als Nächstes sollen nun Beschuldigte, Zeugen und Opfer – soweit möglich – befragt werden, sagte Karl Wurzer, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, gegenüber noe.ORF.at. Neben den strafrechtlichen Ermittlungen hat SeneCura laut eigenen Angaben auch eine interne Untersuchungskommission eingesetzt.

Von den Missständen überrascht zeigte sich Patientenanwalt Gerald Bachinger. In der Vergangenheit sei der Pflegeheimbetreiber ihm gegenüber „sehr transparent und offen“ aufgetreten und habe „auf Qualität großen Wert gelegt“. Die aktuellen Vorwürfe würden aber zeigen, „dass eben niemand vor solchen Vorkommnissen gefeit ist“, sagte Bachinger. Zu den konkreten Missständen könne er noch keine Stellung nehmen, zuerst müsse man die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft abwarten.