Depression: Frau mit Maske
pixabay/Engin Akyurt
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Coronavirus

Psychologen warnen vor CoV-Folgeschäden

Die Corona-Pandemie wirkt sich immer stärker auf die Psyche aus, vor allem seit Jahresbeginn. Die Wartezeit auf Termine bei Psychologen oder Psychotherapeuten mit Kassenvertrag beträgt mittlerweile mehrere Monate. Laut Experten drohen nun Folgeschäden.

Straßen und Schulen sind leer, in den Wohnungen wird es eng und der Andrang auf psychologisch und psychotherapeutisch geschultes Fachpersonal steigt. Diese Entwicklung habe sich seit Jahresbeginn noch verschärft, warnt Norman Schmid, Leiter des Berufsverbandes der niederösterreichischen Psychologinnen und Psychologen: „Da war die Hoffnung, es wird Frühling, das Wetter wird schöner, die Pandemie wird abflauen und es gibt mehr Freiheiten – das hat sich alles nicht erfüllt und so hat der derzeitige Lockdown jetzt noch einmal die Belastungen verstärkt.“

Darunter leiden zwar auch Erwachsene, ganz besonders aber Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 14 und 26 Jahren, sagt Schmid. Das Dilemma sei, dass sich alles auf die Pandemie konzentriere und nicht auf Kollateralschäden. „Wir merken, dass ganz viel nachwirkt und erst dieses oder nächstes Jahr aufschlägt. Es ist zwei vor zwölf. Um das abzuwenden, braucht es einen ähnlichen Umgang und Unterstützung wie mit der Wirtschaft, wo die Unternehmen unterstützt werden“, schildert Schmid. Diese Hilfen sollte es auch beim Gesundheitssystem geben: „Mehr Geld in die Hilfe bei psychischen Problemen und mehr Kassenplätze“, fordert der Experte.

Forderung nach Unterstützung in Schulen

Ganz ähnliches berichtet Maria Werni, Vorsitzende der Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Niederösterreich, aus ihrem Alltag: „Wir haben wirklich viele Therapeutinnen und Therapeuten, aber nur ein Viertel der Behandlungen wird von der Krankenkasse abgedeckt.“ Die Wartezeit beträgt deshalb mehrere Monate, „oder ich muss die Behandlung selber zahlen, und das ist für viele Familien ein finanzielles Problem“.

Als Ausweg fordert Werni einen einfacheren Zugang zu Kassenplätzen, beispielsweise in den Schulen: „Wenn etwa in der Schule eine Psychotherapeutin sitzt, zu der die Kinder oder Jugendlichen jederzeit gehen können und nicht vorher einen Termin in einer Praxis ausmachen müssen.“ Sowohl Schmid als auch Werni sind überzeugt, dass die Zeit, die die Kinder und Jugendlichen wegen fehlender sozialer Kontakte in der Schule oder in der Freizeit verlieren, noch jahrelang nachwirken werde. Selbst wenn die Pandemie aus virologischer Sicht irgendwann zu Ende sein sollte, werden die psychologischen Folgen noch lange nicht gelöst sein.