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Umwelt

Bremse bei der Verbauung von Grünland

Nach wie vor werden in Niederösterreich viele Bodenflächen versiegelt, meist durch Bauten oder Straßen. Das zeigt die neueste Studie zur Bodenbilanz. Der Bodenverbrauch ist zwar weniger stark gestiegen, trotzdem soll massiv gebremst werden.

Vor allem im Umland von Wien ist das Interesse zu bauen groß – nahe der Hauptstadt und doch im Grünen. Dadurch besteht aber die Gefahr, mehr Boden als nötig unwiederbringlich zu verbrauchen. Der Ziviltechniker Thomas Knoll – Präsident der Gesellschaft für Landschaftsarchitektur – hat die Bodenverbrauchsstudie für Niederösterreich mit den neuesten verfügbaren Zahlen von 2019 erstellt.

Mit 282 Hektar beträgt die Verbauung durch Häuser und Betriebe mehr als 80 Prozent des Bodenverbrauchs. Danach kommen Landesstraßen, Autobahnen, Eisenbahn und Windkraftanlagen mit vergleichsweise niedrigen Flächenanteilen. Zusammen ergibt das knapp 350 Hektar, die in einem Jahr in Niederösterreich versiegelt werden.

0,81 Hektar werden in Niederösterreich täglich versiegelt

Das sei eindeutig zu viel, sagt der Experte. „In Teilen von Wien und Wien-Umgebung, auch in Teilen von Niederösterreich im Süden von Wien, müssen wir einfach aufhören, weil wir den Raum nicht mehr haben“, so Knoll. „Es geht um echte Konkurrenz zwischen Erholung, Biodiversität und ähnlichen Faktoren. In anderen Teilen Niederösterreichs hätten wir noch Platz, aber hier geht es im Wesentlichen darum, dass wir eine kompakte Siedlungsstruktur erhalten wollen.“

Täglich werden derzeit in Niederösterreich 0,81 Hektar verbaut (eine Drei-Jahres-Schnittrechnung). Das entspricht etwa der Fläche eines Fußballfeldes. Der Sollwert des Bundes aber liegt bei 0,59. Das sei zu erreichen, heißt es beim Land, dafür sei im Vorjahr ein Bodenschutzpaket beschlossen worden, das sich aber erst mittelfristig in diesen Zahlen auswirken werde, betont Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP), zuständig für Raumplanung und Umweltschutz. „Bodennutzung für Betriebsansiedelung oder Wohnraumschaffung wird es immer geben, aber es sollte massive Einschränkungen geben, was Parkplätze anbelangt oder auch Photovoltaik auf Agrarflächen. Bei neu gewidmetem Bauland soll das mit einem Bauzwang versehen werden“, sagt Pernkopf.

1.000 Siedlungsgrenzen verordnet

Wobei bei Baulandwidmungen generell stärker gebremst werden soll als bisher, betont er. „Es gibt ja das Projekt ‚Grüner Ring um Wien‘. Da haben wir in den vergangenen Monaten 1.000 Siedlungsgrenzen verordnet. Dort kann man nicht in den Grünraum hineinbauen und das hilft, das Gesicht des Landes zu bewahren“, so Pernkopf.

Es gebe sogar Möglichkeiten, Grünland zurückzugewinnen. „Wir haben sehr viele Industriebrachen, Gewerbebrachen, Deponien und Ähnliches. Das Land ist ja übersät von derartigen Wunden der vergangenen hundert Jahre. Hier gibt es sehr viel Aufholbedarf, Landschaft zu rekultivieren“, so Knoll. 200 dieser Standorte werden derzeit auf die Möglichkeit untersucht, sie zu revitalisieren und aus versiegelten Flächen wieder vitalen Boden zu machen.