Ein Wiener Parkpickerl
APA/HELMUT FOHRINGER
APA/HELMUT FOHRINGER
Verkehr

Parkpickerl: Wiener Umland sucht Lösungen

Nach der Ankündigung, das Parkpickerl auf ganz Wien auszuweiten, sind die Gemeinden an der Stadtgrenze auf Lösungssuche, damit sich das Parkplatzproblem nicht dorthin verlagert. Angedacht sind Kurzparkzonen, neue Stellplätze sowie ein Ausbau der „Öffis“.

Ist es in Wien nicht mehr möglich, in den Randbezirken tagsüber länger zu parken und von dort aus mit den öffentlichen Verkehrsmitteln weiter in die Arbeit bzw. Ausbildungsstätte zu fahren, könnten viele Pendlerinnen und Pendler in die Umlandgemeinden ausweichen. Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) hatte bereits angekündigt, in Gespräche mit der Wiener Stadtregierung zu treten, etwa um gemeinsam weitere Park-&-Ride-Anlagen zu finanzieren – mehr dazu in „Einheitliches Parkpickerl nur erster Schritt“ (noe.ORF.at; 5.5.2021).

Aber auch in den betroffenen Gemeinden selbst wird bereits nach Lösungen gesucht, wobei einige weiter fortgeschritten sind als andere, wie ein Rundruf von noe.ORF.at zeigt. Zudem sind die Problemstellungen nicht überall die gleichen.

Perchtoldsdorf: Konzept in Schublade

Noch ist offen, wann das flächendeckende Parkpickerl in Wien tatsächlich eingeführt wird, in Perchtoldsdorf (Bezirk Mödling) hat man aber bereits einen Plan in der Schublade. „Die Ankündigung kam für uns wenig überraschend“, sagte Bürgermeister Martin Schuster (ÖVP) und verwies auf ein Mobilitätskonzept, an dem bereits in den vergangenen Jahren gearbeitet wurde.

Die Ketzergasse bildet einen fließenden Übergang zu Wien, auch die unmittelbare Nähe zum Bahnhof Wien Liesing ist ein wichtiger Aspekt: „Wir müssen ein ähnliches System finden, sonst kennt sich niemand mehr aus.“ Angedacht ist eine gebührenfreie Kurzparkzone, wobei die Anrainerinnen und Anrainer für die jeweiligen Straßenzüge eine Ausnahmeregelung beantragen können. Details wie etwa die erlaubte Abstelldauer können jedoch erst festgelegt werden, wenn die Wiener Pläne konkreter sind.

„Öffi“-Anreize in Klosterneuburg

Auch Klosterneuburg (Bezirk Tulln) kann bereits auf bestehende Konzepte und Ideen zurückgreifen. Diese seien entwickelt worden, als das Parkpickerl im 19. Bezirk eingeführt wurde. Schon damals gab es Befürchtungen, dass sich die Parkplatzsituation zuspitzen würde, was aber schließlich nicht eingetroffen ist, so Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP).

Man habe etwa Möglichkeiten, bestehende Parkkontingente in Kurz-, Dauer- oder Anrainerparkzonen umzuwandeln. Grundsätzlich habe man aber bereits in den vergangenen Jahren versucht, Anreize zu schaffen, damit mehr Menschen auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, sagte Schmuckenschlager. Man hofft jedoch, das künftig noch einige Linien aus Wien nach Niederösterreich verlängert werden.

Schwechat mit Flughafennähe und Kernzonenende

Große Auswirkungen befürchtet Schwechats (Bezirk Bruck an der Leitha) Bürgermeisterin Karin Baier (SPÖ). Aber auch hier ist man von der Ankündigung nicht überrascht und arbeitet schon seit Längerem an Konzepten, wie man die Parkraumbewirtschaftung verbessern könnte. Als Besonderheit kommen hier die Nähe zum Flughafen dazu sowie die Tatsache, dass die Kernzone 100 in Schwechat endet und somit viele Pendlerinnen und Pendler aus den umliegenden Gemeinden erst hier auf die „Öffis“ umsteigen, obwohl es auch außerhalb Verbindungen gäbe.

Für Baier stehen zwei mögliche Lösungen im Raum: Entweder Grüne Zonen nach Kremser Vorbild, also eine Kurzparkzone, wo es aber auch möglich ist, ein Tagesticket zu lösen – oder eine Gesamtlösung für das ganze Gemeindegebiet. „Das ist allerdings nicht so einfach, wie es sich anhört“, so die Bürgermeisterin gegenüber noe.ORF.at. Es gäbe viele sehr unterschiedliche Bedürfnisse von Bewohnern, Pendlerinnen und Firmen. Zudem wird derzeit die Park-&-Ride-Anlage in Schwechat um 176 Stellplätze erweitert, ergänzte Baier.

Purkersdorf hofft auf gemeinsame Lösungen

Auch in Purkersdorf (Bezirk St. Pölten) liegt eine Kernzonengrenze. Wie sich die Einführung eines flächendeckenden Parkpickerls im Detail auswirken würde, soll nun eine eigene „Taskforce“ ausarbeiten, kündigte Bürgermeister Stefan Steinbichler (SPÖ) an. Grundlage dafür sind unter anderem bereits bestehende Verkehrsstromanalysen aus den vergangenen Jahren.

Man wolle das Thema „in Ruhe, aber doch zügig“ angehen. Steinbichler hofft auf einen runden Tisch mit den anderen Umlandgemeinden, den Verantwortlichen im Land und Fachleuten, um auch zu sehen, „wo man Synergien bilden kann“, etwa um die öffentlichen Anbindungen zu verbessern. Aktuell entsteht auch hier eine neue Park-&-Ride-Anlage, im Zuge des Umbaus des Bahnhofs Unter-Purkersdorf.

Groß-Enzersdorf: Pläne bereiten „Kopfzerbrechen“

„Kopfzerbrechen“ bereiten die Wiener Pläne in Groß-Enzersdorf (Bezirk Gänserndorf). Hier führt die B3 direkt nach Wien, „viele nutzen den Bereich, um in der Nähe der U-Bahn zu parken“, erklärte Bürgermeisterin Monika Obereigner-Sivec (SPÖ), das könnte sich durch die Einführung des Parkpickerls hinter die Stadtgrenze verlagern.

„Wir sind ein klassischer Pendlerbezirk, in der Stadt haben wir aber wenig Parkflächen“, so Obereigner-Sivec. Die Buslinie 26A sei die beste Verbindung nach Wien, endet aber im Stadtzentrum, wo es kaum Möglichkeiten für zusätzliche Parkplätze gibt, so die Stadtchefin. Bei der öffentlichen Verkehrsanbindung gäbe es jedenfalls „Handlungsbedarf“, denkbar sei etwa eine Verlängerung der Straßenbahn. Man verstehe die Problematik in Wien, es brauche aber auch entsprechende Alternativen, sagte die Bürgermeisterin.