Flughafen Wien Schwechat
ORF.at/Christian Öser
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Wirtschaft

Flughafen fordert Kurzarbeit-Verlängerung

Die Kurzarbeit läuft mit Ende Juni aus. Wie es mit den Beschäftigten weitergehen soll, ist noch unklar. Alleine am Flughafen in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) gibt es mehr als 5.000 Betroffene. Vorstandsdirektor Günther Ofner pocht auf eine Verlängerung.

Während viele Branchen wieder Fahrt aufnehmen, herrscht am Flughafen Wien in Schwechat weiterhin großteils gähnende Leere, die Belegschaft ist nach wie vor in Kurzarbeit. Weil das Coronavirus-Kurzarbeitsmodell der Bundesregierung aber mit Ende Juni ausläuft, warten die Flughafen-Beschäftigten auf Informationen, wie es weitergehen soll. Im schlimmsten Fall droht zumindest Teilen der Belegschaft die Kündigung.

Auch wenn dieses Jahr vielversprechender werden dürfte als das vergangene, bilanzierte der Flughafen nach den ersten drei Monaten des heurigen Jahres einen Verlust von 25 Millionen Euro. Die Passagierzahlen brachen im ersten Quartal 2021 um 88,7 Prozent ein, die Umsatzerlöse sackten um 64,4 auf 57,5 Mio. Euro ab – mehr dazu in Weiterhin Millionenverlust für Flughafen (noe.ORF.at; 20.5.2021).

Hoffen auf international einheitliche Regelungen

Flughafenvorstand Günther Ofner äußerte sich im Gespräch mit noe.ORF.at zwar optimistisch in Bezug auf die nun wieder steigenden Passagierzahlen, sieht aber noch viele Hürden, die es zu überwinden gilt, um den Reiseverkehr wieder anzukurbeln. Eine tragende Rolle spielen dabei die Kurzarbeit sowie die ehestmögliche Einführung eines international einheitlichen „Grünen Passes“.

noe.ORF.at: Nach den jüngsten Öffnungsschritten bemerkt man in vielen Branchen derzeit wieder einen Aufschwung. Wie sieht es am Flughafen aus?

Günther Ofner: Wir sehen im Moment einen Anstieg an Buchungen für den Sommer, aber verglichen mit 2019 haben wir derzeit ein Passagierniveau von etwa 15 Prozent und wären überglücklich, wenn es im Sommer zu etwa 50 Prozent kommen würde. Von den historischen Zahlen sind wir also noch sehr weit entfernt und das wird auch noch einige Zeit so bleiben. Davon betroffen sind aber nicht nur wir, sondern auch die Airlines, die Stadthotellerie, der ganze Bereich der Events, Kongresse und Messen.

Günther Ofner
ORF
Ohne weitere Verlängerung der Kurzarbeit würden Kündigungen drohen, so Flughafenvorstand Günther Ofner im „NÖ heute“-Interview

noe.ORF.at: Seit Beginn der Pandemie ist die komplette Belegschaft in Kurzarbeit, das betrifft ca. 5.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Diese läuft jetzt theoretisch mit Ende Juni aus. Wie soll es da in Ihren Augen weitergehen?

Ofner: Wenn großflächige Kündigungen vermieden werden sollen – und wir wollen sie jedenfalls vermeiden – dann brauchen wir weiter die Unterstützung durch die Kurzarbeit. Ich glaube auch, dass alle unsere Belegschaftsmitglieder darauf eingestellt sind, dass es dieses Angebot weiter geben wird. Wir sind auch sehr dankbar dafür, denn wenn es wieder bergauf geht, brauchen wir das Personal wieder.

Es wäre extrem kontraproduktiv, diese Leute jetzt freizusetzen, die dann arbeitslos sind und in einem Jahr neues Personal suchen zu müssen, das erst ausgebildet werden muss. Österreich hat hier, glaube ich, den richtigen Weg gewählt, um eben dieses Durchtauchen mithilfe der Kurzarbeit zu ermöglichen und ich hoffe und bin optimistisch, dass es für die besonders betroffenen Branchen wie unsere diese Möglichkeit auch weiter geben wird.

noe.ORF.at: Die Verhandlungen dazu laufen ja noch. Wie lange werden Sie die Kurzarbeit noch brauchen?

Ofner: Aus heutiger Sicht jedenfalls weit in das Jahr 2022 hinein. Vielleicht ist der nächste Sommer schon so stark, dass wir wieder eine Vollauslastung sehen. Das hängt aber auch davon ab, ob die internationale Koordinierung der Reisevorschriften besser wird als sie derzeit ist. Wir haben noch immer einen enormen Fleckerlteppich an Vorschriften, der es den Menschen erschwert zu reisen. Wir hoffen inständig, dass der digitale „Grüne Pass“ so schnell als möglich verfügbar ist, damit auch die Voraussetzungen da sind, dass die Menschen ohne unerträgliche Belastungen reisen können.