Beschleunigeranlage – Detailaufnahme
Kästenbauer/Ettl
Kästenbauer/Ettl
„Im Fokus“

Neue Möglichkeiten der Krebsbehandlung

Im Krebstherapiezentrum MedAustron in Wiener Neustadt wird an neuen Möglichkeiten der Krebsbehandlung geforscht. Neben Größe und Lage eines Tumors wollen Wissenschaftler künftig mehr über die biologischen Eigenschaften eines Tumors wissen.

Bisher wurden bei einer Strahlentherapie von Tumoren vor allem anatomische Eigenschaften, wie die Größe und die Lage eines Tumors, berücksichtigt. Mit Wissen über seine biologischen Eigenschaften könnte man in einigen Jahren neue Maßstäbe in der Krebstherapie setzen, heißt es. „Wir wollen künftig zeigen können, wie gut oder wie schlecht ein Tumor beispielsweise mit Sauerstoff versorgt wird“, sagt Markus Zeilinger, Leiter des Kompetenzzentrums der Fachhochschule Wiener Neustadt.

MedAustron Krebsforschung Marker Gehirn Tumor
ORF
Im MedAustron wird unter anderem daran geforscht, wie gut oder schlecht ein Tumor mit Sauerstoff versorgt ist

Wenn man die biologischen Eigenschafen eines Tumors kennt, könne man die Behandlung eines Krebspatienten noch gezielter durchführen, erklärt Zeilinger: „Wir können darüber Auskunft erhalten, wie schnell ein Tumor wächst und welche Areale eines Tumors mehr oder vielleicht gar nicht bestrahlt werden müssen.“ Noch wird bei MedAustron unter Laborbedingungen und an Modellen geforscht. „Wir rechnen damit, dass wir dieses Wissen in etwa zehn bis fünfzehn Jahren tatsächlich für den Patienten einsetzen können. Das würde eine völlig neue Form der Krebsbehandlung ermöglichen“, so Zeilinger.

Teilchenbeschleuniger ist Herzstück von MedAustron

Neben zahlreichen Forschungsprojekten, die unter anderem in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Wiener Neustadt und mit den Universitäten in Wien durchgeführt werden, wurden bei MedAustron in den vergangenen fünf Jahren mehr als 1.000 Krebspatientinnen und Patienten behandelt – mehr dazu in „Letzte Hoffnung“ für 1.000 Krebspatienten (noe.ORF.at; 18.8.2021). Herzstück dieser speziellen Strahlentherapie ist der Teilchenbeschleuniger.

„Im Fokus“: MedAustron

Die bessere Diagnose von Tumoren ist eines von vielen Forschungsprojekten bei MedAustron in Wiener Neustadt. Daneben werden auch Patienten mit einer speziellen Strahlentherapie behandelt.

Dabei werden Kohlen- und Wasserstoffteilchen auf zwei Drittel der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt. Von der Quelle bis zum Patienten braucht dieser gebündelte Strahl nur zwei Sekunden. „Im Gegensatz zur herkömmlichen Therapie mit Röntgenstrahlen kann bei der Ionen- und Protonentherapie der Tumor so bestrahlt werden, dass das Gewebe rundherum geschont wird“, sagt Markus Stock, Leiter der Medizinphysik bei MedAustron. Patientinnen und Patienten erleiden dadurch weniger Nebenwirkungen.

Bestrahlt werden bei MedAustron vor allem Tumore, die in kritischen Bereichen liegen. „Bei uns werden zum Beispiel Tumore bestrahlt, die im Kopfbereich liegen oder nahe des Rückenmarks, wo man die Nervenfunktionen erhalten will“, so Stock. Vor allem bei Kindern sehen man einen „sehr guten Behandlungserfolg“.