Patientenbestrahlung
Kästenbauer/Ettl
Kästenbauer/Ettl
Gesundheit

„Letzte Hoffnung“ für 1.000 Krebspatienten

Das Krebsforschungszentrum MedAustron in Wr. Neustadt hat einen weiteren Meilenstein erreicht. Seit dem Start vor fünf Jahren wurden bereits mehr als 1.000 Patienten behandelt. Zudem zeigen erste Langzeitstudien, dass die Therapie sicher und wirksam sei.

Bis zu 40 Menschen können derzeit pro Tag in den beiden Behandlungsräumen bestrahlt werden. Die Therapie bekommen vor allem Krebspatientinnen und -patienten mit Tumoren im Gehirn, am Kopf oder nahe am Rückenmark. Oft sind es auch Menschen, bei denen eine herkömmliche Therapie nicht half bzw. der Tumor wieder zu wachsen begann. „Da sind wir dann auch die letzte, beste Hoffnung“, sagt der medizinische Leiter bei MedAustron, Eugen B. Hug.

Der Vorteil bei MedAustron ist laut Hug, dass man mit der Protonen- und Kohlenstoffionentherapie gezielter bestrahlen kann, und „dass wir dabei etwa bei Kindern oder anderen vulnerablen Gruppen weniger Normalgewebe schädigen“. Bei Tumoren, die sehr aggressiv sind, „bei denen wir generell in der Medizin noch nicht so gute Erfolge haben, können wir die Dosis dann eskalieren“, also damit deutlich erhöhen, erklärt Hug. Die Therapie führe damit auch schneller zum Erfolg.

MedAustron Meilenstein 1000 Patient Studiendaten
ORF
Im nächsten Jahr soll der dritte Behandlungsraum in Betrieb gehen. Die Tumorbestrahlung ist dabei aus 360 Grad möglich.

„Das sind die Hochrisikopatienten“

Erste Studiendaten zeigen nun auch, dass die Bestrahlung sicher und wirksam sei. Weniger als zehn Prozent der Patienten würden etwa an Spätfolgen leiden, erklärt der medizinische Leiter bei einem Lokalaugenschein von noe.ORF.at: „Das hört sich nach wenig an, aber sie müssen sich vorstellen, dass das die Hochrisikopatienten sind, üblicherweise sprechen sie bei denen von 30 Prozent schwerer Nebenwirkungen.“

Diese Forschung, etwa in der Strahlenbiologie oder Onkologie, will man auch in den nächsten Jahren vorantreiben, ergänzt der Aufsitzratsvorsitzende von MedAustron und Bürgermeister von Wiener Neustadt, Klaus Schneeberger (ÖVP): „Das heißt, was wie wann wie oft bestrahlt werden muss, wird immer wieder evaluiert und daraus die entsprechenden Erkenntnisse geschöpft, um den Patienten so gut wie möglich zu servicieren.“

Land will mehr Kooperationen

Das Land Niederösterreich will deshalb auch die Kooperationen mit anderen Forschungseinrichtungen, etwa der Karl-Landsteiner-Universität, dem Allergie-Forschungscluster und Allgemeinen Krankenhaus Wien (AKH), aber auch ausländischen Instituten, ausbauen, sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP): „Spitzenforschung und Spitzenmedizin kann man nur garantieren, wenn die Kooperation auf höchstem Niveau passiert. Das heißt, wir wollen das beste Wissen nutzen für die beste Behandlung unserer Krebspatientinnen und Krebspatienten.“

Bei MedAustron soll deshalb im nächsten Jahr ein dritter Behandlungsraum in Betrieb gehen. Damit will man bis 2024 die Zahl der Patienten pro Jahr auf etwa 750 verdoppeln. Zudem bietet der dritte Raum auch neue Möglichkeiten. Bisher konnte der Ionenstrahl nur horizontal oder vertikal verwendet werden. Künftig ist die Tumorbestrahlung aus 360 Grad möglich – mehr dazu in MedAustron: Bestrahlung aus jedem Winkel (noe.ORF.at; 3.9.2020).