Soziales

AK: Baustellen der Pflege „endlich anpacken“

Der Pflegenotstand in Niederösterreich spitzt sich laut Arbeiterkammer weiter zu. Mit Ende August waren mehr als 500 Dienstposten unbesetzt. Markus Wieser, Präsident der AKNÖ, fordert die Baustellen im Pflegesystem „endlich anzupacken“.

Die Arbeitsbedingungen, das Image, die Ausbildung und Karrieremöglichkeiten sowie das Gehalt – all das müsse sich für eine „professionelle Pflege" verbessern, fordert Niederösterreichs Arbeiterkammerpräsident, Markus Wieser, und warnt vor Versorgungsproblemen durch Personalengpässe: „Es ist dringender und wichtiger denn je.“

Denn die Alarmsignale seien auch in Niederösterreich erheblich. Ende August waren etwa 520 Dienstposten nicht besetzt. Selbst langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden den Pflegebereich mittlerweile verlassen, teilweise würden sie sogar auf bis zu ein Jahresgehalt Abfertigung verzichten. Verschärft wird die Situation laut Wieser durch etwa vier Millionen Stunden an offenem Zeitausgleich und Urlaubstagen – allein in den Landeskliniken und Pflegezentren.

Runder Tisch zur Pflegereform

Damit sich die Situation nicht weiter verschärft, schlägt Wieser vor den „Runden Tisch zur Pflegereform" mit dem Land weiterzuführen. Im Frühjahr gab es dazu zwar schon Gespräche, allerdings blieben diese ohne konkrete Ergebnisse. „Die Wertschätzung drückt sich auch nicht nur über Klatschen, sondern durch ein höheres Entgelt aus“, stellt Wieser klar.

Aus Sicht der Arbeiterkammer sei es höchste Zeit zu handeln. Denn nicht nur die demografische Entwicklung und die bevorstehenden Pensionierungswellen führen zu einer steigenden Belastung, sondern auch das veränderte Patientenklientel – mehr pflegeintensive Patienten durch stark verkürzte Krankenhaus-Verweildauer, mehr Demenzkranke. Zur Behebung der Personalnot brauche es einen einheitlichen Personalschlüssel, der auch eingehalten und kontrollierbar wird.

Kaum Interesse am Pflegeberuf

Besorgniserregend ist laut AK Niederösterreich zudem, dass sich laut einer aktuellen Befragung nur 17 Prozent der Jugendlichen vorstellen können, einen Pflegeberuf zu ergreifen. Gegen einen Pflegeberuf spricht aus der Sicht der Jugendlichen die hohe Arbeitsbelastung, ungünstige Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung. Die Probleme in der Pflege sind also bereits bei den Jugendlichen bekannt, stellt Wieser klar.

Um Abhilfe zu schaffen, schlägt der AK-Präsident vor, die Gesundheitsberufe beim Gehalt höher einzustufen. Im neuen Landes-Bedienstetengesetz könnten die Pflegeberufe jeweils um zwei Gehaltsklassen angehoben werden. Höhere Gehälter seien eine Grundvoraussetzung zur gerechten Abgeltung von beruflicher Pflegearbeit, könnten aber kein Ersatz für gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen sein.