Expertenrunde bei Diskussion zur Landesstrategie
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Politik

Digitale Zukunft braucht soziale Strukturen

Die zweite Diskussionsrunde zur Entwicklung der Landesstrategie 2030 hat Mittwochabend in Grafenegg (Bezirk Krems) stattgefunden. Es geht darum, Niederösterreich zukunftsfit zu machen. Hauptthemen waren diesmal die Digitalisierung und sozialer Zusammenhalt.

Im Rahmen der Entwicklung der Landesstrategie 2030 war es die zweite große Diskussion. Zu Gast in Grafenegg waren dabei der Autor und Trendforscher David Bosshart aus der Schweiz sowie die Publizistin und Politikerin Diana Kinnert aus Deutschland.

Trendforscher David Bosshart betonte unter anderem die Bedeutung der Kleinfamilien als „Kernelemente der Gesellschaft“. Für die Wirtschaft bedeute dies: „Gut geführte Familienunternehmen werden die Zukunft sein“. Die Familienpolitik werde in Zukunft „extrem wichtig sein“, hielt Bosshart fest.

Funktionierende Sozialstrukturen wichtig

Die deutsche CDU-Politikerin, Autorin und Publizistin Diana Kinnert betonte die Gefahr einer wachsenden Vereinsamung von Menschen in der modernen High-Tech-Gesellschaft. Vor allem junge Menschen würden immer mehr Zeit vor dem Computer verbringen, die Zahl der Single-Haushalte steige. Kinnert warnte: „Einsamkeit macht die Menschen krank und ist auch ein großes gesundheitliches Thema“.

Diana Kinnert
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CDU-Nachwuchspolitikerin Diana Kinnert beschreibt in ihrem Buch “Die neue Einsamkeit" ein Phänomen junger Menschen, die sehr vernetzt, aber gleichzeitig auch sehr einsam sind

In einer modernen, digitalen Gesellschaft brauche es neben Computern, Handys und Internet demnach auch funktionierende Familien und Sozialstrukturen, so der Tenor bei der Zukunftsdiskussion. Die Politik müsse auch künftig über Parteigrenzen hinweg stabile gesellschaftliche Rahmenbedingungen bieten, betonte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), „weil vor allem diese Zusammenarbeit im Land Niederösterreich den Menschen Sicherheit und Verlässlichkeit vermittelt. Genau das ist das Anliegen, das die Bürgerinnen und Bürger von uns zu Recht einfordern.“ Mit dem laufenden „Zukunftsprozess“ wolle man auch Vertrauen und Verlässlichkeit vermitteln.

„Einzigartiger“ Prozess in Österreich

Der Startschuss zur Entwicklung der der neuen Landesstrategie Niederösterreich erfolgte vor fünf Monaten. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner betonte in Grafenegg, dieser Prozess sei „einzigartig in Österreich und so gestaltet, wie wir das in Niederösterreich für gut, wichtig und richtig erachten“, so die Landeshauptfrau: „Auf Basis wissenschaftlicher Grundlagen, mit nationalen und internationalen Experten, mit der größtmöglichen Beteiligung unserer Landsleute und im Miteinander aller in der Landesregierung vertretenen Parteien“.

Fünf zentrale Fragestellungen bildeten die Eckpunkte des Zukunftsprozesses, erläuterte Mikl-Leitner: „Wovon leben wir morgen? Wie leben wir morgen? Worauf achten wir morgen? Wer wollen wir morgen sein? Wie organisieren wir uns morgen?“ Diese Fragen sollen auf drei Ebenen bearbeitet werden, und zwar in den Zukunftsfeldern Wissenschaft, Bürgerbeteiligung und „opinion leader“. „Derzeit läuft der größte Bürgerbeteiligungsprozess, den wir jemals hatten“, ging die Landeshauptfrau auch auf die aktuelle Haushaltsbefragung näher ein. Diese sei „ein zentrales Herzstück unserer Zukunftsstrategie“, betonte sie.

„Lernen, mit Technologie friedlich zu leben“

Bei der Zukunftsdiskussion in Grafenegg war die Digitalisierung ein abschließendes Thema. Der rasche technologische Fortschritt werde ungeahnte Möglichkeiten eröffnen, von der Medizin bis zur industriellen Anwendungen, betonte Trendforscher David Bosshart, die Menschen müssten aber erst lernen, mit den neuen Technologien richtig umzugehen.

David Bosshart
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Trendforscher David Bosshart war bis 2020 CEO des Gottlieb Duttweiler Institute (GDI), eine Denkfabrik für Wirtschaft, Gesellschaft und Konsum

„Wir organisieren uns immer mehr technologisch“, führte der Trendforscher aus, „wir werden lernen, wo es Sinn macht, wenn die technologischen Prozesse uns entlasten. Und wir werden lernen, wo es viel mehr Sinn macht, wenn wir mit Menschen zusammen sind. Ich denke, wie weit es gelingt, als Menschen mit der Technologie friedlich zusammenzuleben, wird das Schicksal unseres Planeten, nicht nur das von Niederösterreich, aber auch das, ausmachen.“