Arbeitsmarktservice AMS Salzburg
ORF.at/Georg Hummer
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Wirtschaft

Projekt: „Keine Langzeitarbeitslosen mehr“

Für Langzeitarbeitslose startete das AMS Niederösterreich vor einem Jahr in Gramatneusiedl (Bezirk Bruck an der Leitha) ein Pilotprojekt, das auch wissenschaftlich begleitet wird. Mittlerweile gibt es dort keine Langzeitarbeitlosen mehr.

Das AMS Modellprojekt „Arbeitsplatzgarantie Marienthal“, kurz MAGMA, wurde im Oktober 2020 ins Leben gerufen, um alle Langzeitarbeitslosen der Modellregion Gramatneusiedl (Bezirk Bruck an der Leitha) wieder in Beschäftigung zu bringen.

Die Auswahl der Gemeinde erfolgte dabei nicht zufällig. Der Standort erlangte schon einmal durch die „Marienthalstudie“ weltweite Bekanntheit. Die bahnbrechende Studie hatte die negativen Auswirkungen der Arbeitslosigkeit auf die Gesellschaft aufgezeigt, nachdem die dortige große Textilfabrik 1930 geschlossen worden war und mehr als 1.000 Menschen mit einem Schlag arbeitslos geworden waren.

Mit MAGMA wolle man aber das Gegenteil beweisen, sagte der Geschäftsführer des AMS Niederösterreich, Sven Hergovich, beim Projektstart vor einem Jahr – mehr dazu in Erstmals Jobgarantie für Langzeitarbeitslose (noe.ORF.at; 22.10.2020).

Man wolle nicht zeigen, wie schlimm es sei, wenn man von Arbeit in Arbeitslosigkeit rutsche, sondern welche positiven Effekte es habe, wenn man von der Arbeitslosigkeit wieder in Arbeit komme, so Hergovich. Mit einer ersten Bilanz zeigt er sich nun zufrieden: „Wir haben bereits jetzt keine Langzeitarbeitslosen in dieser Gemeinde mehr. 70 Personen haben wieder Arbeit gefunden, das sind sehr erfreuliche Zwischenergebnisse.“

Zweistufiger Wiedereinstieg in den Beruf

Mit Stand 1. September 2021 waren 47 Personen bei MAGMA beschäftigt. Der Einstieg ist zweistufig aufgebaut. Nach einem achtwöchigen Vorbereitungskurs, bei dem Kompetenzen, Interessen und Ziele geklärt werden, können die Projektteilnehmerinnen und -teilnehmer in vom AMS gestützten Beschäftigungsbereichen wie einer Kreativwerkstatt oder einer Tischlerei aktiv sein. Parallel dazu laufen die Bewerbungen für den Einstieg in den sogenannten ersten Arbeitsmarkt, also jenen ohne Förderungen oder andere Maßnahmen der öffentlichen Hand.

Projekt MAGMA
ORF
Joanna Diber ist wieder am ersten Arbeitsmarkt angekommen

Joanna Diber war eine der ersten Teilnehmerinnen bei MAGMA. Zuvor war sie, mit kurzen Unterbrechungen, vier Jahre lang arbeitslos. Seit Juni 2021 ist sie nun beim Werkzeughändler Spiral in Wien beschäftigt und damit wieder am ersten Arbeitsmarkt angekommen.

„Es geht mir viel besser, ich schlafe ruhiger“, erzählt sie. „Früher war das immer im Hinterkopf, dass man arbeitslos ist.“ Das Projekt MAGMA sei für sie „der erste sichere Platz“ nach dieser Zeit gewesen. Am beruflichen Ziel sei sie mit MAGMA noch nicht angekommen gewesen, doch mittlerweile habe sie es geschafft. „Jetzt fühle ich mich sehr gut“, so Diber über ihre aktuelle Situation.

Große Dankbarkeit für neue Chance

Genau dieses Gefühl, wieder gebraucht zu werden und Wertschätzung zu erfahren, kennt man beim Unternehmen Spiral, das immer wieder Langzeitarbeitslose beschäftigt. „Was wir schon immer mitbekommen, ist die Dankbarkeit, dass wir den Menschen eine Chance gegeben haben, und natürlich auch die Loyalität und die Verlässlichkeit der Mitarbeiter“, erzählt Logistikleiter Sebastian Spiehs.

AMS-Geschäftsführer Sven Hergovich ist froh über die Entwicklung, räumt aber auch ein, dass die Integration in den ersten Arbeitsmarkt bei manchen Langzeitarbeitslosen sehr schwierig sei. „Auch das ist eines der Projektziele: zu sehen, bei wie viel Prozent es mit intensiver Betreuung und Vermittlung gelingen kann, sie in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren, und für wie viele wir alternative Formen der finanzierten Arbeit brauchen. Ich glaube, nichts ist schlimmer als Langzeitarbeitslosigkeit.“

Letztendlich müsse es das Ziel sein, „Arbeit zu finanzieren statt Langzeitarbeitslosigkeit zu finanzieren“, so Hergovich. Das Projekt MAGMA läuft über einen Zeitraum von drei Jahren. Wissenschaftlich begleitet wird es von den Universitäten Wien und Oxford. Der Endbericht der wissenschaftlichen Studien soll 2024 vorliegen.