Navid Kermani
©Sascha Osaka
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Kultur

Buchhandel: Friedenspreis für Navid Kermani

Die höchste Auszeichnung des österreichischen Buchhandels ging heuer an Navid Kermani. Der deutsch-iranische Schriftsteller wurde am Sonntag im Rahmen der „Europäischen Literaturtage“ in Krems für Toleranz ausgezeichnet.

Der Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln ist für Navid Kermani bei weitem nicht die erste Ehrung. Der deutsch-iranische Schriftsteller und Publizist ist Träger zahlreicher Auszeichnungen. 2015 erhielt er beispielsweise bereits den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Aus den gesellschaftspolitischen Debatten ist Kermani nicht wegzudenken, wurde auch bei der Preisverleihung betont. In der Kremser Minoritenkirche wurde Navid Kermani für „sein Engagement für eine offene, tolerante Gesellschaft“ sowie „für die Menschenrechte und den Frieden“ gewürdigt, so die Begründung der Jury.

„Sowohl in seinem wissenschaftlichen Werk wie auch in seinen Romanen, Reportagen und Reden eröffnet Navid Kermani seinen Leserinnen und Lesern einen profunden Blick auf wenig beachtete Lebens- und Erfahrungswelten. Seine Literatur ist im besten Sinne transreligiös und transkulturell und zeigt Haltung im Angesicht von Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit“, so die Worte der Jury. Kermani stehe damit „für die Würde des Einzelnen ein – unabhängig von Herkunft oder religiösem Bekenntnis“.

Kritischer Journalist, Publizist und Orientalist

Der habilitierte Orientalist, der 1959 mit zwölf Jahren mit seiner Familie nach Deutschland eingewandert ist, gilt als bekanntester muslimischer Intellektueller Deutschlands, als Vermittler zwischen den Kulturen und insbesondere den Religionen. In der Vergangenheit äußerte er sich regelmäßig kritisch zu aktuellen Debatten – unter anderem über den Irakkrieg oder den „Arabischen Frühling“.

Preisverleihung
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Navid Kermani bei der Preisverleihung im Rahmen der „Europäischen Literaturtage“ in der Kremser Minoritenkirche

„Mein Heimatland, meine Nation ist die deutsche Sprache, die deutsche Literatur“, sagte Kermani in seiner Dankesrede, „meine Existenz verdanke ich dem Buchhandel“. Bei der Auszeichnung in der Kremser Minoritenkirche betonte er, dass er sich „nicht als Parteisprecher der Religion, also als Fürsprecher der Angehörigen für Religion“ sehe. „Was mich beunruhigt, ist so etwas wie ein religiöser Analphabetismus, wenn man überhaupt nicht mehr weiß, was Religionen sind.“

Kermani war bereits in seiner Jugend als Reporter tätig, später berichtete er weltweit aus Krisengebieten – unter anderem für das deutsche Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Neben seiner journalistischen Tätigkeit veröffentlichte Navid Kermani als Autor, Schriftsteller und Publizist zahlreiche Bücher. In den vergangenen 20 Jahren wurde er dafür mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Sein jüngster wurde ihm nun in Krems überreicht.

Höchste Auszeichnung des österreichischen Buchhandels

Der mit 10.000 Euro dotierte „Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln“ wird seit dem Jahr 1990 jährlich verliehen und ist die höchste Auszeichnung des österreichischen Buchhandels.

Verliehen wird er an Personen, „die sich in ihrem Werk und durch ihr Engagement für Toleranz gegenüber den anderssprachigen und kulturell anders geprägten Nachbarn in herausragender Art und Weise eingesetzt haben und somit einen Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in Europa geleistet haben“. Seit 2017 wird er im Rahmen der „Europäischen Literaturtage“ in Krems verliehen. Heuer standen sie unter dem Motto „Reiserouten. Unterwegs, um frei zu sein?“.