Schüler mit Maske
ORF
ORF
Bildung

Zwischen Distance Learning und Schulbesuch

Den Lockdown spürt man an den Schulen nicht: Mehr als 80 Prozent nahmen diese Woche am Präsenzunterricht teil. Die Entscheidung, zu Hause zu bleiben oder am Unterricht teilzunehmen, sei laut Schülerinnen und Schüler sehr schwierig.

Seit Beginn des Lockdowns steht es den Schülerinnen und Schülern frei, am Präsenzunterricht teilzunehmen oder von zu Hause aus zu lernen. Doch die Entscheidung – für oder gegen Präsenzunterricht – brachten viele in einen Gewissenskonflikt, so AHS-Landesschulsprecher Michael Stadlmann: „Einerseits kam der Appell der Regierung, dass man sich solidarisch zeigen soll und zu Hause bleiben soll. Und andererseits kommt von den Bildungsbehörden die Bitte, in die Schule zu kommen und den Präsenzunterricht wahrzunehmen.“

Das habe unter den Schülerinnen und Schülern für große Unklarheit gesorgt. Einige hätten sich auch für den Präsenzunterricht entschieden, weil sie die Sorge hatten, sonst einen schlechten Ruf bei den Lehrkräften zu haben, so Stadlmann.

BG und BGR Baden Frauengasse
ORF/Thomas Birgfellner
Geschäftiges Treiben in der Pause vor dem BG/BRG Frauengasse in Baden am Freitag

Laut Bildungsdirektion habe der Betrieb – trotz verschärfter Sicherheitsmaßnahmen – gut funktioniert. Bisher wurden Schülerinnen und Schüler zweimal pro Woche mit Antigen- und einmal wöchentlich mit PCR-Tests auf eine mögliche CoV-Infektion getestet. Bei den PCR-Tests ging die Zahl der positiven Fälle im Vergleich zur Vorwoche deutlich zurück – von 557 positiven Tests in der vorigen auf 330 in der aktuellen Woche (-227). Bei den Antigentests gab es mit 590 positiven Tests hingegen einen leichten Zuwachs (+31).

Schüler sehen Distance Learning als letztes Mittel

Seit Montag gilt in sämtlichen Innenräumen eine Maskenpflicht. Wobei Schülerinnen und Schüler der Oberstufe sowie das Schulpersonal eine FFP2-Maske tragen müssen, bei allen anderen reicht ein Mund-Nasen-Schutz. Außerdem müssen das regelmäßige Lüften der Klassenräume sowie die Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln streng eingehalten werden. Trotz verschärfter Maßnahmen ist die Hoffnung bei den meisten Kindern und Jugendlichen groß, dass der Präsenzunterricht weiterhin stattfindet.

So spricht sich die Schülervertretung in Niederösterreich klar für den Präsenzunterricht aus. „Das ist enorm wichtig, was den sozialen Aspekt betrifft“, sagt Michael Stadlmann, AHS-Landesschulsprecher und stellvertretender Bundesschulsprecher. „Distance Learning setzt viele Schülerinnen und Schüler unter Druck, das belegen zahlreiche Studien. Es ist eine enorme psychische Belastung. Deshalb ist es uns auch so wichtig, dass die Schulen offenbleiben."

Michael Stadlmann, AHS-Landesschulsprecher und stellvertretender Bundesschulsprecher
ORF
Michael Stadlmann, AHS-Landesschulsprecher und stellvertretender Bundesschulsprecher, erinnert an die „enorme, psychische Belastung“, die bei Distance Learning entsteht

Auch Lehrer weiter für Präsenzunterricht

Unterricht zu Hause müsse das absolut letzte Mittel sein, so Stadlmann. Zudem seien auch die Eltern einer riesigen Belastung ausgesetzt, weil sie dann sowohl Erziehung als auch die Bildung übernehmen müssten, sagt der Schülervertreter gegenüber noe.orf.at.

Auch die Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer sieht die derzeitige Situation positiv, wie eine aktuelle Erhebung der Universität Wien zeigt. 60 Prozent sind dafür, die derzeitige Regelung mit offenen Schulen und Aufhebung der Präsenzpflicht beizubehalten. Dem stehen 37 Prozent gegenüber, die für neuerliche Schließungen plädierten – mehr dazu in Mehrheit der Lehrer froh über offene Schulen (news.orf.at; 26.11.2021).

Schulen werden „möglichst lange offen bleiben“

Zu den Gerüchten, dass die Schulen in nächster Zeit doch noch geschlossen werden könnten, sagte Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) am Freitag im „NÖ heute“-Interview mit Werner Fetz, dass die Schulen „möglichst lange offenbleiben. Das habe ich schon in früheren Pandemien gesagt und auch jetzt, aber letztendlich entscheidet natürlich die gesundheitliche Lage.“

Bildungslandesrätin zur Situation der Schulen

Bildungslandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister (ÖVP) spricht über die im Lockdown weiterhin geöffneten Schulen, das CoV-Testangebot für Schüler, die Situation in den Kindergärten und CoV-Impfungen für Kinder.

Künftig zwei PCR-Tests pro Woche

Um den Präsenzunterricht abzusichern, wird ab nächster Woche zweimal – statt bislang einmal – mit einem PCR-Test getestet. „Lehrer und Schüler sind die am öftesten getestete Berufsgruppe und wir haben so hohe Fallzahlen, weil wir so viele entdecken, die sich irgendwo infiziert haben. Die können nach Hause geschickt werden in Quarantäne, ins Distance Learning, und wir brauchen keine Schließungen verhängen. Ich halte das für einen guten Weg, der, solange es geht, bestehen bleiben wird“, so Teschl-Hofmeister.

Zum Umstand, dass in den meisten Kindergärten entgegen einer Ankündigung von Anfang November weiterhin zwei- statt dreimal freiwillig mit Schleckertests getestet wird, betonte die Landesrätin, dass Tests auch von der Anzahl der Pädagoginnen und Pädagogen abhängen. „Manchmal sind drei Testungen einfach nicht möglich, weil es auch bei den Pädagogen immer wieder Ausfälle gibt, weil dort auch Menschen in Quarantäne geschickt werden. Dann ist es eben manchmal nur zweimal möglich.“ Von der Menge der Testkits seien aber überall drei Tests durchführbar, so Teschl-Hofmeister.