ältere Frau beim Stricken
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Weihnachten verschärft die Einsamkeit

1,5 Millionen Österreicherinnen und Österreicher leben allein. Gerade Feste wie Weihnachten machen die Situation für sie noch unerträglicher. Betroffen sind vor allem Jugendliche und alte Menschen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Es ist der Freundeskreis, der gerade für Jugendliche eine besondere Rolle spielt. Allerdings gibt es auch aus Pandemiegründen kaum Möglichkeiten, sich zu treffen. In der Jugendberatungsstelle am Bahnhof in St. Pölten bleiben deshalb die Türen immer offen, denn das Alleinsein ist nicht mehr auf Einzelfälle beschränkt, erzählt Petra Hausmann, Sozialarbeiterin in der Jugendberatungsstelle.

„Junge Menschen müssen ihre Erfahrungen machen, und da gehört das Fortgehen dazu, das Treffen mit Gleichaltrigen. Das fällt aber jetzt fast ausschließlich weg, Weihnachten genauso wie Silvester. Was jetzt fehlt, kann zum Teil nicht nachgeholt werden. Und dann kommt es zu Situationen, wo man sich einsam fühlt und von allen verlassen. Weil einfach nichts möglich ist. Es dauert schon sehr, sehr lange und es ist kein Ende in Sicht. Kein Zeitpunkt, der uns sagt – jetzt ist alles wieder normal. Und das verstärkt dieses Alleinsein bei vielen Jugendlichen.“

Die Jugendberatung in St. Pölten ist seit Mai offen, der Zuspruch wird gerade jetzt noch einmal stärker, zumal man jederzeit ohne Anmeldung kommen kann. Geöffnet ist immer – auch während eines Lockdowns. Das gilt im Übrigen auch für alle anderen Jugendberatungsstellen des Landes.

Betroffene schämen sich oft für das Alleinsein

Am anderen Ende des Lebens, bei den alten Menschen, ist die Einsamkeit auch ein gesellschaftliches Problem geworden, erklärt Sabine Scharbert, die Leiterin der Familienberatung der Caritas Krems.

„Zu Weihnachten verschärft sich das traditionell immer, dass man sich alleine fühlt. Weil Weihnachten – auch medial – immer als das Fest der Familie dargestellt wird. Viele Betroffene fühlen sich dann auch beschämt, weil sie allein sind, trauen sich das nicht zugeben. Obwohl das ja nichts ist, für das man sich schämen muss. Da kann man ja nichts dafür, das kann jedem passieren, dass man sich allein oder hilflos fühlt.“

Einsamkeit und Trauer als Folge der Pandemie

Der Aspekt der Einsamkeit ist nur ein Teil der psychosozialen Folgen der Pandemie: Egal ob ältere Menschen oder Teenager, viele Menschen leiden unter der CoV-Politik. Im Gespräch mit der Pfarrerin Julia Schnizlein geht es um Einsamkeit und Trauer.

Man müsse das Alleinsein auch annehmen, sagt Scharbert. Hilfe bietet unter anderem das Plaudernetz der Caritas, ein Projekt, bei dem Freiwillige mit Menschen telefonieren, die allein sind.