PCR-Testset von Niederösterreich gurgelt
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Coronavirus

Omikron verlängert PCR-Test-Wartezeiten

Steigende Omikron-Infektionszahlen verlangsamen die Auswertung der PCR-Gurgeltests. Noch sei die Situation bewältigbar, heißt es bei der Firma Novogenia. Man habe sich massiv für die fünfte Welle gerüstet, sagt Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).

Omikron ist nun endgültig in Niederösterreich angekommen. Am Sonntag war jede zweite Neuinfektion mit dem Coronavirus auf die Omikron-Variante zurückzuführen. Mit der Verbreitung von Omikron steigen auch die Zahlen in Niederösterreich wieder stark an. Signifikant ist dafür die Reproduktionszahl. Lag diese vor wenigen Tagen noch unter einem Wert von 1, beträgt sie mittlerweile 1,4 – das heißt, dass ein Infizierter im Durchschnitt 1,4 weitere Personen ansteckt.

Die schnellen Ansteckungen stellen unter anderem das Contact-Tracing vor immer größere Herausforderungen: Lag die Aufklärungsquote der Infektionsketten vor einer Woche noch bei 59 Prozent, so waren am Sonntag nur noch 45 Prozent der Infektionen rückverfolgbar.

Schulstartansturm auf Gurgeltests

Auch die PCR-Gurgeltests, die es bei der Supermarktkette Spar gibt, stehen angesichts steigender Infektionen vor Herausforderungen. Da die Tests in Pools von fünf Proben gemeinsam ausgewertet werden, wird die Auswertung umso zeitaufwändiger, je häufiger ein Fünferpool positiv ist. Denn dann müssen alle fünf Einzelproben erneut ausgewertet werden. Während am 24. Dezember die Positivrate noch bei 0,4 Prozent betragen hatte, waren am Sonntag bereits 1,25 Prozent der eingeworfenen Tests positiv.

ausgeleertes PCR-Testset von Niederösterreich gurgelt mit Anleitung
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Die Auswertung der Gurgeltests wird von der Firma Novogenia übernommen

Am Wochenende führte das bereits zu teilweise längeren Wartezeiten als den angekündigten 24 Stunden. Dazu beigetragen habe allerdings auch eine verstärkte Test-Nachfrage zu Schulbeginn, sagt Daniel Wallerstorfer, Geschäftsführer des zuständigen Labors Novogenia: „Für den Schulstart wurden die Schüler aufgefordert, einen Heimgurgeltest zu machen, bevor sie am Montag in den Unterricht gehen. Das hat zu einem großen Probenansturm geführt.“

Novogenia-Chef: „Sind gut vorbereitet“

In Bezug auf Omikron zeigt sich der Novogenia-Chef gelassen: „Wir haben noch genug technische Kapazität“, so Wallerstorfer. Täglich sei man für 600.000 Proben gerüstet, derzeit würden etwa 100.000 Tests pro Tag bei Novogenia eingehen. „Solange die Positivraten stabil bleiben, wird es gut funktionieren“, so der Novogenia-Chef.

Auch personell habe man derzeit noch einen Puffer. „Eine Herausforderung wird es, wenn 30 Prozent der Mitarbeiter wegen einer Infektion ausfallen“, so Wallerstorfer. Man setze jedoch auf strikte Kontaktregeln, Maskenpflicht und tägliches Testen, um die Operationsfähigkeit zu garantieren. „Wir sind hier gut vorbereitet“, so Wallerstorfer. Neben Niederösterreich arbeiten auch die Bundesländer Oberösterreich und Salzburg bei den Gurgeltests mit Novogenia zusammen.

Königsberger-Ludwig: „98 Prozent unter 24 Stunden“

Ähnlich äußerte sich am Montag auch Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). In einem schriftlichen Interview mit noe.ORF.at erklärte sie, dass die Auswertung von PCR-Gurgeltests im Schnitt 14 Stunden betrage. Es gebe auch weiterhin genügend Kapazitäten. Dem Plan einer „Durchseuchung“ erteilte sie eine Absage.

Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig
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Königsberger-Ludwig ist davon überzeugt, für die Omikron-Welle gerüstet zu sein

noe.ORF.at: Man hört, dass PCR-Tests zuletzt deutlich länger dauern, insbesondere jene bei „Niederösterreich gurgelt“. Die Rede ist von 36 Stunden und mehr. Hat man nicht rechtzeitig darauf reagiert, dass es durch die vermehrten Omikron-Fälle zu einer verzögerten Auswertung kommt? Experten warnen davor seit Wochen.

Ulrike Königsberger-Ludwig: Zuletzt wurden 98 Prozent der Tests unter 24 Stunden ausgewertet. Die durchschnittliche Auswertungsdauer lag bei 14 Stunden. Die wöchentliche Anzahl der Testauswertungen bei „Niederösterreich gurgelt“ betrug zuletzt knapp 85.000 Tests pro Woche. Mit einem möglichen Volumen von 2,1 Mio. ausgewerteten Tests pro Woche sind noch genügend Kapazitäten vorhanden.

Auch hat man mit dem Biotechnologieunternehmen vereinbart, dass dieses die Poolgröße je nach Positivrate anpassen kann, um bei einem höheren Infektionsgeschehen eine entsprechende Gesamtauswertungsdauer weiterhin gewährleisten zu können. Zusätzlich gibt es PCR-Testmöglichkeiten bei 181 Apotheken und ca. 160 Ärzten im niedergelassenen Bereich. Weitere PCR-Tests werden im Rahmen der betrieblichen Testung und in den Schulen durchgeführt.

noe.ORF.at: Wenn die Zahlen in diesem Ausmaß weiter steigen – können Sie gewährleisten, dass man alleine mit der Firma Novogenia auskommt oder ist es denkbar, eine weitere Firma ins Boot zu holen?

Königsberger-Ludwig: Aktuell ist davon auszugehen, dass die vorhandenen Kapazitäten ausreichen. Falls es die Entwicklungen notwendig machen, ist eine Neubewertung der Lage vorzunehmen. Bereits jetzt ist die Gesamtanzahl der Testungen in Niederösterreich auf mehrere Labore aufgeteilt. So wird der Bildungsbereich über ProComcure abgewickelt und die betrieblichen Testungen über die Covid-Fighters. Auch die Apotheken haben Verträge mit mehreren Laboren.

noe.ORF.at: Experten schlagen vor, die Gültigkeit von PCR-Tests zu verkürzen. In Niederösterreich sind sie derzeit 72 Stunden gültig, in Wien 48 Stunden. Was halten Sie von einer solchen Verkürzung?

Königsberger-Ludwig: Wir treten seit Beginn der Pandemie für bundeseinheitliche Regelungen ein, um sicherzustellen, dass es keinen Fleckerlteppich in Österreich gibt. Das werden wir auch in Zukunft so halten. Falls der Bund neue Regelungen in Sachen Gültigkeitsdauer vorgibt, werden diese auch in Niederösterreich vollzogen.

noe.ORF.at: Uns liegt ein Fall vor, bei dem nach einem positiven Test am 5. Jänner noch immer kein Absonderungsbescheid ausgestellt worden ist. Mittlerweile hat sich der Betroffene selbst aus der Quarantäne entlassen, weil ein neuerlicher PCR-Test negativ war. Sind die Behörden hier überlastet?

Königsberger-Ludwig: Uns sind derzeit keine Verzögerungen bei der Ausstellung von Absonderungsbescheiden bekannt. Bereits jetzt wurde vorsorglich ein Assistenzansuchen an das Bundesheer gerichtet, um die Verwaltungsbehörden bei einem möglichen hohen Anstieg der Fallzahlen zu entlasten. So wollen wir das Kontaktmanagement möglichst lange aufrecht erhalten. Zusätzlich gibt es bereits seit Dezember eine zentrale Unterstützung der Bezirksverwaltungsbehörden durch das Land Niederösterreich bei der Verdachtsfallprüfung. Diese wird auch weiterhin aufrechterhalten.

noe.ORF.at: In den vergangenen Tagen ist aus Kreisen der Bundesregierung immer wieder von einer „Durchseuchung“ die Rede. Was halten Sie von dieser Strategie im Kampf gegen die Pandemie?

Königsberger-Ludwig: Unsere Strategie gegen das Virus war von Beginn an, Infektionsketten zu stoppen und insgesamt das Infektionsgeschehen niedrig zu halten, um die Versorgung in den Spitälern gewährleisten zu können. Daran hat sich nichts geändert. Zudem warnen anerkannte Expertinnen und Experten ausdrücklich vor den gesundheitlichen Gefahren, sollte man der Viruserkrankung freien Lauf lassen.

noe.ORF.at: Wie hoch ist die Aufklärungsquote bei der Kontaktnachverfolgung? Wurden hier die Kapazitäten im Hinblick auf die zu erwartende Omikron-Entwicklung aufgestockt?

Königsberger-Ludwig: Die Aufklärungsquote beläuft sich aktuell auf rund 50 Prozent. Sie ist stark abhängig von den Angaben, die im Rahmen des Contact-Tracings erfasst werden. Im Zusammenhang mit den personellen Kapazitäten wurde mit einem Assistenzansuchen an das Bundesheer im Umfang von 80 Soldatinnen und Soldaten vorgesorgt.

noe.ORF.at: Was ist darüber hinaus seitens des Landes geplant?

Königsberger-Ludwig: Niederösterreich hat sich massiv für die fünfte Welle gerüstet. Beispielsweise wurde dafür gesorgt, dass je nach Bedarf die behördlichen Testkapazitäten auf bis zu 40 Standorte ausgeweitet werden. Die Impfbusse, Landesimpfzentren sowie rund 700 Ordinationen stehen mit und ohne Termin weiterhin für die Schutzimpfung zur Verfügung.

Auch die Verwaltung, landesnahe Organisationen, Einsatzorganisationen und Infrastrukturbetreiber sind gerüstet – hier liegt der besondere Fokus auf der kritischen Infrastruktur. Verschiedenste Maßnahmen wurden getroffen, wie z.B. ausreichende Testmöglichkeiten sowie der verstärkte Ausbau von Homeoffice und Teambildung.