Flughafen Wien Schwechat
ORF / Gernot Rohrhofer
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Wirtschaft

Flughafen: Hoffen auf Sommerurlauber

Im Vorjahr sind die Passagierzahlen am Flughafen Wien in Schwechat (Bez. Bruck/Leitha) im Vergleich zu 2020 zwar um ein Drittel gestiegen, lagen aber immer noch 67,1 Prozent unter dem Vorkrisenjahr 2019. Die Hoffnung ruht nun auf der Urlaubsfreude im Sommer.

10,4 Millionen Reisende wurden am Flughafen in Schwechat im Vorjahr gezählt, die gesamte Flughafen-Wien-Gruppe (mit den Flughäfen in Malta und Kosice) verzeichnete 13,1 Millionen Passagiere. Flughafenvorstand Julian Jäger stimmen die vergangenen Monate optimistisch: „Das zweite Halbjahr hat gezeigt, dass in dem Moment, wo die Menschen reisen können, sie das auch tun, und dass die Reiselust ungebrochen ist.“

Für heuer rechnet der Airport trotz eines sehr passagierarmen ersten Quartals im Gesamtjahr mit rund 17 Millionen Passagieren. Für die Flughafen-Wien-Gruppe inklusive Flughäfen Malta und Kosice werden 21 Millionen Passagiere erwartet, das entspreche rund 50 Prozent des Passagiervolumens vom Vorkrisenniveau von 2019.

1,3 Milliarden Euro Umsatzverlust

Der Flughafen muss laut Prognosen von 2021 bis 2023 einen pandemiebedingten Umsatzausfall von insgesamt 1,3 Milliarden Euro verdauen, hieß es am Dienstag. 2022 soll den wirtschaftlichen „Turnaround“ bringen, mit einem erwarteten Umsatz von 560 Millionen und einem erwarteten Ebitda (Ergebnis vor Steuern) von 172 Millionen Euro.

Grafik zeigt Daten zu Passagieren, Flugbewegungen und Fracht am Flughafen Wien
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Flughafen Wien

Basis dafür seien ein „massives Sparprogramm, staatliche Unterstützung, vor allem die Corona-Kurzarbeit, die voraussichtlich mit März 2022 endet, und ein unglaublicher Einsatz aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“, betonte Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG. Der Personalstand schrumpfte während der Krise von 5.900 auf rund 5.000 Mitarbeiter. Kündigungen gab es aufgrund der Coronavirus-Kurzarbeit bisher keine.

Urlaubsdestinationen im Süden Europas am stärksten

Während es bei Flügen innerhalb Europas und nach Nordamerika aufwärts geht, habe sich das Flugaufkommen nach Fernost bisher gar nicht von der Coronavirus-Krise erholt, heißt es. 2021 waren vor allem die Urlaubsdestinationen im Süden Europas gefragt.

Mit Abstand wichtigste Airline in Wien blieb trotz der Krise die Austrian Airlines mit einem Marktanteil von 48 Prozent, auch deshalb weil die Lufthansa einen Teil ihrer Flüge und Flüge der Billigtochter Eurowings zur AUA verlagerte. Zweitwichtigste Fluggesellschaft mit 18,8 Prozent Marktanteil ist Ryanair mit ihrer Marke Lauda, gefolgt von Wizz Air mit 8,7 Prozent. Jäger erwartet, dass der Preiskampf zwischen Ryanair und Wizz Air weitergehen wird. Andere Billigfluglinien hätten in der Krise aber in Wien zurückgesteckt.

Flughafen Wien Schwechat, Bürogebäude
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Das Minus gegenüber dem Vorkrisenniveau ist immer noch deutlich – für 2022 zeigt man sich aber optimistisch

Dritte Piste derzeit kein Thema

Sollte sich die Erholung fortsetzen, will der Airport auch seine geplanten Ausbaupläne wieder aufnehmen. Als erstes steht die Süderweiterung des Terminals an, wobei auch hier der Zeitpunkt noch offen ist. Weiter kein Thema ist der Bau der dritten Start- und Landebahn. Langfristig wolle man das Projekt zwar weiterverfolgen, aber bei 10 bis 20 Millionen Passagieren sei es „nicht gerechtfertigt, sich darüber Gedanken zu machen“, sagte Jäger.

Flughafen-Vorstand Günther Ofner kritisierte, dass die Luftfahrtbranche, obwohl sie nur 2,7 Prozent des weltweiten CO2-Ausstoßes verursache, von der Politik, insbesondere vom EU-Programm „Fit for 55“, stark belastet werde. Er wünsche sich, dass die Einnahmen aus CO2-Steuern und dem Emissionszertifikatehandel für die Herstellung von synthetischem Kerosin zweckgewidmet werden. Ansonsten drohe eine massive Verteuerung der Ticketpreise, was aus sozialpolitischen Gründen unerwünscht sei. Auch Familien mit Kindern und Pensionisten sollten sich Flugreisen leisten können, fand Ofner.

Auf einem guten Weg sei man in Sachen CO2-Neutralität am Boden: 2023 soll der Flughafenbetrieb CO2-neutral sein. Möglich sei das etwa durch die Umstellung auf Fernwärme und die Inbetriebnahme der größten Photovoltaik-Anlage Österreichs.