Facharbeiter
ORF
ORF
Wirtschaft

Vier-Tage-Woche: So kann sie funktionieren

In Zeiten des Fachkräftemangels ist immer wieder von einer Arbeitszeitflexibilisierung als mögliches Zukunftsmodell die Rede – beispielsweise in Form einer Vier-Tage-Woche. Manche Betriebe in Niederösterreich haben dieses Konzept bereits umgesetzt.

Im Elektrotechnik-Betrieb Franz Jahn in Wiener Neustadt wird die wöchentliche Arbeitszeit von 38,5 Stunden von Montag bis Donnerstag erledigt, danach folgt ein langes Wochenende. Geschäftsführer Peter Haidvogel ist von diesem Modell überzeugt und spricht von einer Win-Win-Situation. „Das Modell bringt Vorteile für unsere Beschäftigten, vor allem wegen des langen Wochenendes. Aber auch für die Firma ist es von Vorteil. Wir haben mehr Bauzeit auf der Baustelle, weil wir uns die An- und Abfahrt an einem Tag zur Gänze ersparen.“

Für die Elektromonteure bedeutet die Vier-Tage-Woche ein großes Plus an Lebensqualität, etwa für den Familienvater Peter Haberl: „Wenn ich jeden Freitag daheim bin, ist das ein Tag weniger, an dem ich jemanden für die Kinderbetreuung benötige.“

Attraktiver Arbeitsplatz in Zeiten des Fachkräftemangels

Im Restaurant Triad in Krumbach (Bezirk Wiener Neustadt) geht man einen ähnlichen Weg. Das Lokal bleibt seit einiger Zeit am Sonntag geschlossen. Da am Montag ebenso Ruhetag ist und am Dienstag nur abends im kleinen Rahmen geöffnet ist, arbeiten die Köche und Servicekräfte nur an vier Tagen.

Restaurantküche
ORF
In manchen Betrieben ist die Vier-Tage-Woche bereits Realität. Sie bringt den Beteiligten viele Vorteile, hat aber auch Nachteile

So soll das Restaurant in Zeiten des Fachkräftemangels ein attraktiver Arbeitsplatz bleiben, meint Wirtin Veronika Machreich: „Uns war wichtig, dass wir auch langjährige Mitarbeiter halten. Wir können am Land nicht ständig neue Mitarbeiter suchen, weil wir solch einen Zulauf nicht haben, aber dringend Fachkräfte brauchen.“ Wirt und Küchenchef Uwe Machreich ergänzt: „Ich glaube, es ist unser Part, dieses Modell jetzt umzusetzen, damit wir wieder eine positive Stimmung für die Mitarbeiter, und im Speziellen für die Jungen, schaffen. Denn eigentlich ist ein Job in der Gastronomie einer der coolsten und lässigsten Berufe.“

Auf das Arbeitsklima und die Motivation der Beschäftigten hat das Vier-Tage-Modell positive Auswirkungen, denn im Normalfall sind Familienleben und die Arbeit in der Gastronomie kaum vereinbar. Koch René Kobiger erinnert sich an die Zeiten vor der Vier-Tage-Woche: „Früher war es so, dass ich am Wochenende gearbeitet habe und während die Kinder unter der Woche in der Schule waren, hatte ich freit. Das ist natürlich schon viel Wert, dass das jetzt anders ist.“

Vier-Tage-Woche hat auch Schattenseiten

Bei all ihren Vorzügen habe die Vier-Tage-Woche aber auch Schattenseiten, betont der Arbeitspsychologe Christian Korunka von der Universität Wien, der zu Veränderungen im Arbeitsleben forscht. „Wenn die gleiche Arbeit statt in fünf in vier Tagen erledigt wird, dann verdichtet sich die Arbeit. Das kann in einigen Fällen gut sein, es hat aber letztlich auch das Potenzial, dass es dann zu viel ist. Das hängt auch von der Branche ab“, so der Experte.

Auch im Betrieb von Peter Haidvogel hat der freie Freitag hin und wieder einen Haken, nämlich dann, wenn ein Kunde an einem Freitag eine Störung hat. „Der Kunde müsste Überstunden zahlen oder ich gleiche es in einer anderen Form aus. Und ich muss Leute finden, die am Freitag bereit sind, auf zumindest einen Teile ihres freien Tages zu verzichten“, so Haidvogel.

Unterm Strich hat sich das Vier-Tage-Modell aber sowohl im Elektrotechnikbetrieb Jahn in Wiener Neustadt als auch im Restaurant Triad in Krumbach bewährt und könnte in Zukunft als Vorbild für andere Betriebe dienen, betonen die Beteiligten.