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Wirtschaft

IG Windkraft fordert mehr Ausbauflächen

Bis 2030 will Österreich den Strombedarf komplett aus Erneuerbaren Energieträgern wie etwa Windkraft decken. Im Februar wurde dafür das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz (EAG) beschlossen. Die IG Windkraft fordert vom Land nun bessere Rahmenbedingungen.

Der Ausbau der Windkraft nimmt heuer wieder etwas an Fahrt auf: Niederösterreichweit sollen 57 Windräder mit einer Leistung von 225 Megawatt gebaut werden. Damit wird zwar der Rückstau von Anlagen, die teilweise schon vor Jahren genehmigt, aber mangels Förderung nicht errichtet werden konnten, weitgehend abgebaut. Trotzdem liegt man deutlich unter den Spitzenausbaujahren und jenen Ausbaumengen, die man für die Klimaziele benötigt.

Denn schon ab dem kommenden Jahr droht laut Stefan Moidl, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft (IG) Windkraft, beim Ausbau erneut ein deutlicher Rückfall: „Das Erneuerbare-Ausbau-Gesetz bietet die wirtschaftliche Möglichkeit für neue Projekte, aber es braucht etwa eineinhalb bis zwei Jahre, wenn alles geklärt und die Förderung gesichert ist, bis ein Projekt tatsächlich gebaut werden kann.“

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Gesetz verhindert Vorarbeiten

Dass die Windkraftbetreiber etwa durch Planungen oder Vorbestellungen vorarbeiten, um Lieferzeiten zu verkürzen, ist laut Frank Dumeier, Vorstand des Energieerzeugungs-Unternehmens WEB Windenergie, gesetzlich nicht möglich: „Wir wissen schon, was wir bauen wollen, aber laut Gesetz ist vorgeschrieben, dass mit den Bau- oder Planungsarbeiten, sprich Bestellungen, erst nach einer Tarifreform begonnen werden kann.“ Andernfalls würden die Betreiber um Förderungen umfallen.

Deshalb fordern Moidl und Dumeier nun von den Ländern bessere Rahmenbedingungen. Damit ab dem Sommer, wenn voraussichtlich alle nötigen Verordnungen des Umweltministeriums vorliegen, nicht „noch mehr unnötige Zeit“ vergeht. Denn um die Klimaziele zu erreichen, zeige sich laut Dumeier schon jetzt, „dass die Flächen nicht ausreichen“ – das würde also weitere Planungszonen bedeuten.

Verfahren „verschlanken“

Zudem sollen die Genehmigungsbehörden mit ausreichend Ressourcen und Personal ausgestattet und die Genehmigungsverfahren „verschlankt und beschleunigt“ werden, ohne bei der Qualität Abstriche zu machen. „Es muss beispielsweise reichen, wenn das Landschaftsbild einmal im Verfahren geprüft wird, und nicht wie derzeit üblich drei Mal“, fordert Dumeier. Verfahren würden sich so oft „unnötig in die Länge ziehen.“

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In Spannberg (Bezirk Gänserndorf) werden derzeit vier neue Anlagen gebaut, die Strom für 15.000 Haushalte liefern sollen

Das Land fordert hier ebenfalls mehr Tempo. Laut dem für die Umwelt zuständigen Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) müsse „die Ministerin eine Novelle vorlegen, die eine echte Beschleunigung bringt. Tausende Energiewende-Projekte warten auf die Umsetzung. Diese Warteliste muss endlich abgebaut werden.“ Allerdings seien in Niederösterreich noch ausreichend Flächen für neue Windparks ausgewiesen – mehr dazu in Ökostrom-Ausbau: Land fordert mehr Tempo (noe.ORF.at; 21.12.2021).

Wie viel wird durch Erneuerbare Energie gedeckt?

Unterschiedliche Auffassungen gibt es auch bei der Stromversorgung. Laut dem Land deckt Niederösterreich seit 2015 den gesamten Strombedarf komplett aus heimischer Erneuerbarer Energie. „Der Bund hat sich dieses Ziel für 2030 gesteckt, das bedeutet wir haben 15 Jahre Vorsprung.“

Moidl widerspricht dieser Rechnung: „Niederösterreich rechnet die Verluste im Stromnetz sowie den Eigenverbrauch der Anlagen einfach nicht mit ein, das geht natürlich nicht, man muss den gesamten Verbrauch berücksichtigen.“ Demnach stehe das Land derzeit bei einem Anteil von 92 Prozent, und das seien jene Zahlen, die für die europäischen Klimaziele relevant seien.

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Angesichts der derzeit hohen Strompreise müsse sich das Land laut IG Windkraft von fossilen Energien unabhängig machen

Hohe Stromproduktion dämpft Preis

Einig sind sich Land und IG Windkraft darin, dass Erneuerbare Energieträger schnell ausgebaut werden müssen. „Wir sehen gerade in der jetzigen Situation, dass die fossile Energie sauteuer ist“, betont Moidl. Davon müsse sich das Land unabhängig machen. „Wir sehen heute schon, wenn die Windenergie in Europa viel Strom produziert, dann sinken die Preise, und dieser Effekt wird stärker, wenn wir mehr Windkraft und Photovoltaik ausgebaut haben.“

Dem Argument, dass sowohl die Windkraft als auch Photovoltaik vom Wetter abhängig sind, während fossile Energieträger stabil Strom liefern, hält Dumeier entgegen: „Der Energiebedarf ist im Winter am höchsten, da ist aber auch das Windangebot am höchsten. Im Sommer brauchen wir weniger Energie. Da gibt es auch weniger Wind, dafür mehr Sonne, aber wenn wir beides kombinieren, können wir über das Jahr eine Region komplett versorgen.“