Gesundheit

Hebammen fordern mehr Kassenstellen

Immer mehr Frauen verlassen bereits wenige Tage nach der Geburt das Krankenhaus und wollen zuhause von einer Hebamme betreut werden. Laut dem Hebammengremium gibt es aber zu wenige Hebammen, vor allem mit Kassenvertrag.

Obwohl jede schwangere Frau in Österreich laut Gesetz Anspruch auf eine Hebamme hat, gestaltet sich die Suche oft schwierig. Besonders Hebammen mit Kassenvertrag sind rar, sagt Beatrix Cmolik, die Leiterin der Landesgeschäftsstelle des Hebammengremiums in Niederösterreich. Man wünsche sich mehr Kassenstellen und eine Attraktivierung dieser, etwa durch eine höhere Bezahlung.

Mehr Kassenhebammen seien dringend notwendig, denn alleine im vergangenen Jahr wurden in Niederösterreich mehr als 15.000 Kinder geboren, Hebammen gibt es im Bundesland aber nur 448 (Stand April 2022). Davon haben lediglich 62 einen Kassenvertrag. Das bedeutet, dass die Leistungen zur Gänze von der Krankenkasse bezahlt werden.

Verhandlungen laufen

Während Frauen früher noch mehrere Tage nach der Geburt im Krankenhaus verbracht haben, verlassen sie heute im Schnitt nach zwei Tagen das Spital. Die Nachfrage nach einer Nachbetreuung durch eine Hebamme steigt daher. Dabei handelt es sich um eine regelmäßige Visite in den Wochen nach der Geburt, bei der Mutter und Kind untersucht werden. Ohne mehr Hebammen mit Kassenvertrag sei diese Leistung aber nur wenigen Frauen zugänglich, so Cmolik.

Gerlinde Feichtlbauer, Präsidentin des Österreichischen Hebammengremiums, berichtet in einer Aussendung, dass man die Verhandlungen zum neuen Hebammen-Gesamtvertrag mit dem Dachverband der Sozialversicherungsträger wieder aufgenommen habe. Sie sei zuversichtlich, „dass wir bis Ende des Jahres neue, zeitgemäße Kassentarife für Hebammen haben und eine neue Planstellenberechnung, die der Tatsache Rechnung trägt, dass sich Hebammenarbeit in den letzten 20 Jahren stark verändert hat“.

Viele Bewerberinnen, wenige Studienplätze

Derzeit wird aber nur noch ein Drittel der Frauen in Niederösterreich mit Anspruch auf eine Hebamme von einer solchen begleitet, eine 1:1-Betreuung sei sogar fast unmöglich, sagt Beatrix Cmolik: „Es kann schon passieren, dass eine Hebamme unter Umständen drei Frauen betreuen muss, in Ausnahmesituationen auch noch mehr.“ Aus aktuellen Studien wisse man aber, „dass eine 1:1-Betreuung weniger Interventionen und ein besseres Outcome bedeutet“.

Deshalb brauche es nicht nur dringend mehr Kassenstellen, sondern auch mehr Ausbildungsplätze, fordert das Hebammengremium. An der Fachhochschule Krems – der einzigen Ausbildungsstätte für Hebammen in Niederösterreich – starteten im Herbst 2021 65 Studentinnen ihre Ausbildung, nächstes Jahr sollen es 64 sein.

Eine geringe Zahl, obwohl es genügend Interessentinnen gebe, wie Cmolik betont: „Das ist der große Unterschied zur Gesundheits- und Krankenpflege: Bei den Hebammen kommen auf einen Ausbildungsplatz 16 Bewerbungen.“ Nun sei es an der Politik, mehr Ausbildungsplätze zu schaffen, um dem Hebammenmangel entgegenzuwirken, heißt es vom Hebammengremium.