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Wirtschaft

Waldviertler Zuzug lässt Wohnpreise steigen

Das Coronavirus hat der Nachfrage nach Wohnen auf dem Land einen kräftigen Schub verliehen. Davon profitiert der Immobilienmarkt im Waldviertel überproportional. Allerdings wird das Angebot zunehmend knapper, die Preise steigen teils kräftig.

Das Waldviertel liegt im Trend. Auch wenn das Interesse schon seit mehreren Jahren zunimmt, wurde die Nachfrage seit Ausbruch der CoV-Pandemie nochmals verstärkt. Im Vorjahr wurden in den fünf Bezirken Gmünd, Horn, Krems Land, Waidhofen/Thaya und Zwettl 2.431 Wohnimmobilien verkauft – im Wert von 192 Millionen Euro.

Die größte Gruppe, die ins Waldviertel zieht, ist laut einer Erhebung der Initiative „Wohnen im Waldviertel“ und Raiffeisen Immobilien zwischen 20 und 34 Jahre alt, viele von ihnen haben Kinder. Hauptmotiv für den Zuzug ist neben dem sicheren Aufwachsen der eigenen Kinder die relativ gute Leistbarkeit von Immobilien. Laut Regionalentwickler Josef Wallenberger würden viele auch erkennen, „welch gute Lebensqualität und Infrastruktur sie hier vorfinden.“

Mann arbeitet im Homeoffice
APA/dpa/Sebastian Gollnow
Durch den Trend zum Homeoffice gewinnen vor allem ländlichere Regionen an Attraktivität

Zudem spielt der Region der Trend zum Homeoffice in die Hände. Laut einer aktuellen Umfrage im Auftrag von Raiffeisen Immobilien vom März 2022 wünschen sich drei Viertel der Österreicherinnen und Österreich mit Homeoffice-Erfahrung die Möglichkeit auch nach Pandemie-Ende weiterhin zumindest teilweise von zu Hause zu arbeiten. Davon würde gerade das Waldviertel profitieren, wo der Ausbau des Breitbandinternets voranschreitet.

Zuzug dämpft Bevölkerungsrückgang

In Schnitt der vergangenen Jahre zogen etwa 4.900 Menschen in die Region, davon kamen etwa 1.350 aus Wien. Dahinter folgten das Wiener Umland, der Raum St. Pölten und beispielsweise auch Regionen wie Linz-Wels. Positiv für das Waldviertel: Laut der vorläufigen Ergebnisse der Statistik Austria kann durch den Zuzug auch heuer die doch hohe negative Geburtenbilanz gut ausgleichen werden und der Rückgang der Bevölkerung spürbar abgebremst werden.

Durch den starken Zuzug setzte aber auch ein finanzieller Aufholprozess ein. Im Vorjahr stiegen die Preise für Einfamilienhäuser und Eigentumswohnungen überdurchschnittlich stark. Das zeigt eine Analyse von Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland. Die durchschnittlichen Quadratmeterpreise für ein Einfamilienhaus im Waldviertel legten demnach von 2020 auf 2021 um mehr als ein Drittel auf 2.577 Euro zu.

Eigentumswohnungen verteuerten sich im gleichen Zeitraum um 28 Prozent auf 2.335 Euro/m2. Zum Vergleich: Im NÖ-Durchschnitt betrugen die Preissteigerungen bei Einfamilienhäusern zehn Prozent, bei Eigentumswohnungen sieben Prozent. Grundstücke sind dafür mit im Schnitt 21,7 Euro/m² noch eher günstig (NÖ-Schnitt: 90,9 Euro/m²).

Wohnbauten in Michelhausen
ORF/Thomas Koppensteiner
Im Speckgürtel von Wien werden Wohnungen und Gründstücke für junge Erwachsene zunehmend unleistbar

Die Stunde der Verkäufer

Der Immobilienboom im Waldviertel hat jedoch – vor allem bei gebrauchten Immobilien – zu einer deutlichen Verknappung des Angebots geführt. Peter Weinberger, Geschäftsführer von Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland spricht davon, dass „der Markt ausgetrocknet“ ist: "Gebrauchte Immobilien in gutem Zustand sind nur schwer zu bekommen. Und wenn, dann sind sie nicht lange auf dem Markt.“

Für die Zukunft rechnen die Experten für das Waldviertel mit einer weiterhin positiven Entwicklung, wenngleich die Preissteigerungsraten sich mittelfristig auf niedrigerem Niveau einpendeln sollten. „Das Waldviertel bleibt im Trend", sagt Weinberger, der aktuell eine verstärkte Nachfrage von „Klimaflüchtlingen“, Menschen, die es aus der Hitze der Großstadt in den angenehm kühlen Norden Niederösterreichs zieht, beobachtet.