Flüchtlingsunterkunft Neulengbach
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Chronik

Flüchtlingsquartier: „Keine Hygienemängel“

Im ehemaligen Blindenheim in Neulengbach (Bezirk St. Pölten) leben 200 Geflüchtete aus der Ukraine. Vorwürfe, wonach es Probleme mit der Hygiene gäbe, weist der Betreiber zurück. Die Gemeinschaft arbeite gut zusammen. Dennoch gibt es Renovierungsbedarf.

Es waren Vorwürfe über hygienische Mängel, die der „Initiative Soziales Österreich“, dem Betreiberverein der Flüchtlingsunterkunft im ehemaligen Blindenheim in Neulengbach, angelastet wurden – mehr dazu in Aufregung um privates Flüchtlingsquartier (noe.ORF.at; 17.05.2022). „Wir weisen das strikt zurück, weil es kein Substrat dafür gibt. Es ist genau das Gegenteil der Fall. Ich glaube, dass wir in Sachen Hygiene auf einem sehr hohen Standard arbeiten“, entgegnet Christian Zeitz, einer der ehrenamtlichen Betreiber, gegenüber noe.ORF.at.

Die Betreiber sind für Verpflegung und Unterkunft der Geflüchteten verantwortlich, dafür erhalten sie vom Land pro Person und Monat 215 Euro. Daneben sind die Betreiber auf Sachspenden angewiesen. „Es geht sich aus, indem wir mittlerweile eine wunderbare Gemeinschaft geworden sind, wo alle zusammenarbeiten. Auch unsere Gäste begreifen sich nicht nur als Gäste, sondern auch als jemand, der diese Gemeinschaft unterstützt und mitarbeitet“, erklärt Zeitz.

Geflüchtete organisieren sich selbst

Christian Zeitz Frau Marina, eine gebürtige Ukrainerin und gelernte Hotelfachfrau, koordiniert den Alltag, organisiert die Bürokratie und übersetzt, wo es nötig ist. Vieles wird aber von den Bewohnerinnen vor Ort selbst koordiniert und organisiert, etwa wer für das Aufräumen der Kinderspielecken zuständig ist.

Für aufwändige Tätigkeiten, wie Küchendienste, Trägerdienste oder Logistikdienste, gibt es eine Entlohnung. Für den Küchendienst sind das zum Beispiel 3,80 Euro pro Stunde. In drei kleinen Küchen wird das Essen für das gesamte Haus vorbereitet.

Renovierungsbedarf

Die Anlage verfügt zwar theoretisch auch über eine Großküche, praktisch muss die, wie vieles im Haus, nach jahrelangem Stillstand erst renoviert werden. „Das ist unser nächstes Großprojekt“, erklärt Zeitz. Stolz ist man, dass seit kurzem die vier Kühlkammern wieder funktionieren – vor allem aus energetischer Sicht eine Ersparnis zu Einzelkühlschränken.

Auch einige Möbel, wie Betten und Tische, konnten kürzlich instandgesetzt werden: „Wir haben vorige Woche eine professionelle Tischlerfirma vor Ort gehabt, die mit acht Leuten einen Tag lang alle Tischlerarbeiten kostenlos erledigt hat“, erzählt der Betreiber.

Langfristige Perspektive

Auch langfristig möchte die „Initiative Soziales Österreich“ den Geflüchteten eine Perspektive in Neulengbach bieten. Viele Betriebe in der Nähe würden händeringend nach Arbeitskräften suchen, so Zeitz. Man wolle hier in Zukunft auch Jobs im Umkreis vermitteln, heißt es.