Das neue Pfingstbild im Stift Göttweig ist eines von sechs Wechselbildern, die im Laufe des Kirchenjahres über dem Hochaltar aufgehängt werden. Jahrzehntelang fehlte dem Stift aber genau ein solches Bild, denn das vorige Pfingstbild war in den Wirren der Nachkriegszeit verloren gegangen. Seit Ende Mai gibt es nun aber ein neues Pfingstbild. Es ist abstrakt, seine Farben leuchten und die Rottöne dominieren. Am gestrigen Pfingstsonntag wurde nun das erste Pfingstfest mit dem neuen Bild in der Stiftskirche gefeiert.
Gemalt hat es der Grazer Künstler Raphael Bergmann, der selbst mehr als zehn Jahre lang als Mönch in Göttweig lebte und nach wie vor ein gutes Verhältnis zu seinen ehemaligen Mitbrüdern pflegt. „Ich hatte vor vier Jahren in St. Pölten eine sehr große Ausstellung und da entstand im Anblick meiner Werke die Idee, mich zu fragen, ob ich mir vorstellen könnte, ein Pfingstbild für Göttweig zu malen“, erzählt er im Gespräch mit noe.ORF.at.
Rottöne symbolisieren den Pfingstgeist
Daraufhin fertigte er Entwürfe an, die sich allesamt an einem Werk des Kremser Schmidt orientierten. „Ich habe einfach durchgeschaut, was es an Motiven zu diesem Thema bei ihm gibt und habe dann eines entdeckt, das nicht so bekannt ist“, so Bergmann. Der Künstler arbeitete unter anderem mit Fotomontagen. Sobald die Entwürfe fertig waren, stimmten die Mönche ab. Daraufhin arbeitete Bergmann rund eineinhalb Jahre an dem Bild.
Während der Arbeit an den Entwürfen und dem Bild habe er einen „Erkenntnisprozess“ durchlebt, wie Bergmann sagt: „Mir ist richtig bewusst geworden, dass dieses einmalige historische Ereignis damals in Jerusalem bis heute nachwirkt wie ein Reaktor, deswegen auch die Betonung auf die Farben und Feuerzungen, die herabkommen.“ Auf dem Pfingstbild zu sehen sind „die um den Abendmahltisch mit Maria, in markant blauem Gewand, versammelten Apostel und JüngerInnengemeinde“, heißt es in einer Aussendung des Stifts.
Der Abt von Stift Göttweig, Columban Luser, ist jedenfalls beeindruckt von dem Ergebnis: „Ich persönlich bin begeistert, weil es durch diese wunderbare, knallige, orange-rote Farbe den Pfingstgeist, der in Feuerzungen auf die Kirche herabkommt, symbolisiert.“ Auch das Feedback anderer sei bisher durchwegs positiv gewesen. Als das Bild vor kurzem aufgehängt wurde, sei etwa gerade eine Touristengruppe in der Kirche gewesen. „Da hat eine Person gemeint: ‚It is a historical moment‘. Und ein Mitbruder von mir hat beim ersten Hinschauen gemeint: ‚Der Heilige Geist ist mit uns nie fertig‘“, so der Abt.