Eine Zapfsäule für Diesel- und Benzin bei einer Tankstelle am Donnerstag, 10. März 2022, in Ebreichsdorf.
APA/ROBERT JAEGER
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Wirtschaft

Diesel-Markt „angespannt“, Versorgung stabil

Die Situation am Energiemarkt ist angespannt wie schon lange nicht. Dazu könnte jetzt noch eine Dieselknappheit kommen. Die Versorgungssicherheit sei aber gewährleistet, beruhigen OMV und Regierung. Spüren könnte man das jedoch an den Zapfsäulen.

Die Dieselversorgung in Österreich wird offenbar immer schwieriger. Die beschädigte Raffinerie der OMV, sowie fehlende Importe aus Russland im Zuge des Ukraine-Krieges, sind nur zwei von vielen Gründen, die den Treibstoff derzeit zu einem begrenzten Gut machen. Die Preise steigen dagegen immer weiter an, mit über zwei Euro kostete ein Liter Diesel im Juni laut ÖAMTC so viel wie noch nie.

Einzelnen Tankstellen sei der Diesel bereits ausgegangen, berichtete die Tageszeitung „Die Presse“ am Mittwoch. Dem Mineralölverband (FVMI) ist bisher ein Fall eines kleineren Tankstellenbetreibers in Niederösterreich bekannt, wo es zu einem Engpass gekommen ist. Man habe „derzeit keine Versorgungsknappheit“ bei Diesel und Benzin, hieß es am Mittwoch seitens der Regierung.

Vielfältige Gründe für Diesel-Engpässe

Die Gründe für die Diesel-Engpässe seien vielfältig, sagte Hedwig Doloszeski, FVMI-Geschäftsführerin, zur APA. Zum einen belastet der Raffinerie-Unfall vom Juni bei der OMV. Seitdem läuft die Raffinerie nur noch mit einem Bruchteil ihrer eigentlichen Kapazität, dank einer kleineren Anlage steht die Produktion aber nicht vollkommen still. Die Arbeiten dürften allerdings noch einige Zeit dauern, ein Vollbetrieb wird erst wieder für nach dem Sommer erwartet. Auch andere Raffinerien in Europa stehen derzeit wegen Wartungsarbeiten still.

Weiters gibt es wegen des geplanten Öl-Embargos im Zuge des Ukraine-Kriegs keine Importe aus Russland mehr. Zu dem begrenzten Angebot kommt erschwerend eine steigende Nachfrage hinzu. Diese sei einerseits auf das Ende der Corona-Beschränkungen und andererseits auf den stark gestiegenen Güterverkehr in Europa im Zuge des Ukraine-Kriegs zurückzuführen.

OMV: „Können sehr gute Versorgung gewährleisten“

Auch OMV-Sprecher Andreas Rinofner bestätigt im Gespräch mit noe.ORF.at, dass Österreich Importeur sei und hier gewisse Mengen fehlen. In Kombination mit den Ausfällen durch die Wartungsarbeiten in mehreren europäischen Raffinerien sorge dies für eine „etwas angespannte Marktsituation, allerdings können wir gegenwärtig eine sehr, sehr gute Versorgung gewährleisten.“

Die Lieferausfälle aus Kasachstan – Russland blockiert hier derzeit die Öl-Lieferungen – würden sich im Moment nicht auf die Dieselproduktion auswirken – zumal die Raffinerie in Schwechat ja nahezu still steht. „Aber auch wenn sie wieder voll läuft, können wir das Öl aus Kasachstan durch anderes Öl sehr leicht ersetzen“, so Rinofner im Ö1-Mittagsjournal.

Genol verweist auf langfristige Verträge

Der Geschäftsführer der RWA-Tochter Genol, die mehr als 200 Tankstellen versorgt, verweist auf langfristige Verträge. „Die Mengen, die wir haben, die wir auch im Vorjahr verkauft haben, die sollten wir auch im heurigen Jahr mit Verträgen abgesichert haben, sofern die Industrie sie liefert“, so Oliver Eisenhöld, Genol-Geschäftsführer und Obmann der Sparte Energiehandel in der Wirtschaftskammer Niederösterreich.

Sprit-Engpass befürchtet

Nach wie vor die Lage am Energiemarkt angespannt. Zur Sorge rund um die Versorgung mit Gas könnte nun ein weiteres Problem kommen: Diesel wird mittlerweile ein knappes Gut. Kleinere Tankstellen befürchten nun, dass dieser ausgehen könnte.

Bei der Preisentwicklung sei alles möglich – billiger oder auch noch teurer. „Es kann sein, dass es ohne ersichtlichen Grund, beispielsweise, wenn es politisch eine leichte Entspannung gibt, schnell nach unten gehen, es kann aber natürlich auch sein, dass die Preise noch weiter nach oben gehen“, so Eisenhöld.