Arbeiter in einem Magna-Werk
ORF.at/Sonja Ryzienski
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Wirtschaft

Industrie blickt besorgt Richtung Herbst

Im zweiten Quartal sind die heimischen Industriebetriebe laut Industriellenvereinigung Niederösterreich zwar optimistischer eingestellt als zuvor. Trotzdem überwiegt die Sorge, denn vor allem die Ertragssituation habe sich weiter verschlechtert.

Die Stimmung in der Industriebranche ist im zweiten Quartal besser als zuvor, wie das Konjunkturbarometer – eine Umfrage der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV NÖ) – zeigt. Das Barometer zeigt einen Mittelwert davon an, wie positiv oder negativ die Unternehmen die aktuelle und zukünftige Geschäftslage beurteilen. 45 Unternehmen nahmen dieses Mal an der quartalsweise durchgeführten Befragung teil. Dabei seien Geschäftslage, Auftragsbestand sowie die aktuellen Auslandsaufträge von den meisten Betrieben positiv bewertet worden.

In den Detailergebnissen überwiege aber Pessimismus, wird betont. „Konjunkturell liegt ein sehr schwieriger Herbst vor uns, mit vielen Unsicherheitsfaktoren für die Unternehmen. Niemand kann heute sagen ob, wann und in welchem Ausmaß die russischen Gaslieferungen aufrechterhalten werden können", sagt Thomas Salzer, Präsident der IV NÖ. Dabei bräuchten die Unternehmen Planungssicherheit und seien auf Gaslieferungen angewiesen, um produzieren zu können.

Nur wenige rechnen mit Verbesserung

Die Bewertung für die Geschäftslage in sechs Monaten etwa befinde sich nach wir vor deutlich im negativen Bereich. 60 Prozent der befragten Betriebe würden mit einer durchschnittlichen und 35 Prozent mit einer schlechteren Geschäftslage rechnen, nur fünf Prozent mit einer besseren.

„Diese pessimistische Einschätzung für das nächste halbe Jahr ist vor allem auf die unkalkulierbare energiepolitische Lage zurückzuführen. Wir müssen daher so schnell wie möglich neue Gasquellen erschließen und den Ausbau Erneuerbarer Energien vorantreiben“, fordert Salzer.

Besonders unzufrieden seien die befragten Unternehmer aber mit der Ertragssituation. Laut Industriellenvereinigung bewerteten 39 Prozent ihre aktuelle Ertragssituation als schlecht, nur 33 Prozent waren zufrieden. 61 Unternehmen rechnen der Befragung zufolge in sechs Monaten mit noch geringeren Einnahmen, nur sieben Prozent gehen von einer Verbesserung aus. Mit guten Verkaufspreisen in den kommenden drei Monaten rechnen nur 40 Prozent der befragten Betriebe.

Auch Kostendruck und Personalstand problematisch

Der Handlungsspielraum für die Unternehmen werde immer enger, betont Salzer. Denn um verlustfrei produzieren zu können, müssten die Unternehmen die aktuell hohen Rohstoff- und Energiekosten weitergeben. Und auch die Vorbereitungen auf mögliche Gas-Lieferengpässe oder gar einen Lieferstopp würden den Kostendruck verschärfen. Salzer fordert hier „Unterstützung für die Umrüstung“ der Anlagen, „die dafür notwendigen rechtlichen Rahmenbedingungen“ und eine Anpassung der Emissionsgrenzwerte, „um den kurzfristigen Umstieg auf alternative Energiequellen zu ermöglichen“.

Ein weiteres Problem sieht Salzer in der Einschätzung der Industriebetriebe zum Thema Personalstand. Denn mehr als 85 Prozent würden mit einem gleichbleibenden Beschäftigtenstand in drei Monaten rechnen, drei Prozent sogar mit einem niedrigeren.

Diese Entwicklung bezeichnet Salzer „angesichts des Fachkräftemangels, der bereits jetzt akut ist“, als „besorgniserregend“. Denn hinzukomme, dass in den nächsten Jahren zahlreiche in der Industrie Beschäftigte „ihre Pension antreten, während immer weniger Jüngere auf dem Arbeitsmarkt nachrücken“, hält Salzer fest.