Bildung

Nachhilfeboom in den Sommerferien

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die in den Sommerferien Nachhilfestunden beziehen, ist im Vergleich zu den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Gleichzeitig wird Nachhilfe für immer mehr Familien nicht mehr bezahlbar.

Eine Erhebung des Sozial- und Meinungsforschungsinstituts IFES im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) zeigt, dass 41.000 Schülerinnen und Schüler in Niederösterreich im Schuljahr 2021/2022 Lern- bzw. Nachhilfe bezogen haben. Mehr als die Hälfte hat für diese Nachhilfe bezahlt. Im Schnitt waren das rund 670 Euro pro Kind und Jahr, ein Anstieg von rund 43 Prozent verglichen zum Schuljahr 2019/2020.

Insgesamt 16,8 Millionen Euro sind in Niederösterreich im Schuljahr 2020/2021 in Nachhilfe investiert worden. Auf den ersten Blick ein nur kleiner Zuwachs zum Jahr davor (2019/2020: 16 Millionen Euro). Auffällig ist aber, dass im gleichen Zeitraum die Zahl jener, die sich Nachhilfe geleistet haben, um 17 Prozent gesunken ist. Heuer hat sich die Nachfrage aber wieder auf dem Ursprungsniveau eingependelt.

Unterricht zu Hause als Herausforderung

Dass Nachhilfe für viele nicht finanzierbar ist, zeigt sich in den Ergebnissen der Befragung ebenso. Eltern und Erziehungsberechtigte von 33.000 Schülerinnen und Schülern hätten gerne Nachhilfe für ihre Kinder in Anspruch genommen, diese aber aus Kosten- und Angebotsgründen nicht genutzt. Dabei wäre genug Aufholbedarf vorhanden.

Aufgrund der Mehrbelastungen durch Distance-Learning gibt es – vor allem in Mathematik – Aufholbedarf. „Das hat natürlich zu jeder Menge Fünfer geführt. Jetzt gibt es einen Haufen Nachprüfungen“, sagte Wolfgang Sovek, Inhaber der Schülerhilfe St. Pölten. Die Buchungslage ist auch beim Lernquadrat gut. In diesem Sommer verzeichnet man ein Umsatzplus von 26 Prozent verglichen zu 2019.

Als Grund für den aktuellen „Run“ auf Nachhilfeangebote sieht Sovek neben schwierigen Lernumständen auch die Normalbenotung. Zu Pandemiebeginn sei man bei der Bewertung häufig kulanter gewesen. Ein Aufstieg in das nächste Schuljahr war damals auch mit einem Nicht genügend im Zeugnis möglich.

Vielfältige geförderte Angebote

Seitens der AK wird gefordert, schulische Lern- und Förderplätze weiter auszubauen. Die Bildungschancen für Kinder einkommensschwacher Familien würden sich aufgrund der Mehrbelastung durch die Teuerung weiter verringern.

Seit drei Jahren gibt es nunmehr die Sommerschule. 6.600 Schülerinnen und Schüler sollen in den Ferien mit Hilfe des Angebots gefördert werden – mehr dazu unter 6.600 Anmeldungen für Sommerschule (noe.ORF.at, 4.7.2022). Zu Schulzeiten haben zudem rund 9.000 Schülerinnen und Schüler kostenlose schulische Lernhilfeangebote genutzt. Weitere Möglichkeiten gibt es in der externen Nachmittagsbetreuung.