Thermometer im Sonnenschein
dpa/Fredrik von Erichsen
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Klima & Umwelt

Sommer war um 1,5 Grad wärmer

Der Sommer 2022 war mit Höchstwerten von 38,7 Grad in Seibersdorf (Bezirk Baden) bundesweit der viertwärmste Sommer seit 255 Jahren. In Niederösterreich lag die Temperatur im Durchschnitt um 1,5 Grad über dem langjährigen Mittelwert.

Der diesjährige Sommer war heiß und trocken und hat teils Starkregen und schwere Gewitter gebracht, so die Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Die niedrigste Lufttemperatur wurde bundesweit in Ehrwald (Tirol) mit 4,0 Grad gemessen. Der nasseste Ort war 2022 die Rudolfshütte (Salzburg) mit einem Niederschlagswert von 699 Millimeter und der trockenste Ort war Podersdorf (Burgenland) mit Niederschlagsmessungen von 140 Millimeter. Sonne gab es mit 875 Stunden am meisten in Andau (Burgenland) und am wenigsten in Sulzberg (Vorarlberg) mit 802 Stunden.

In Niederösterreich lag die Durchschnittstemperatur in den Sommermonaten um 1,5 Grad über dem langjährigen Mittel, gleichzeitig regnete es um elf Prozent weniger. Die Zahl der durchschnittlichen Sonnenstunden nahm um fünf Prozent zu. Während der Temperaturrekord mit 38,7 Grad in Seibersdorf aufgestellt wurde, war es im Schnitt in Bad Deutsch-Altenburg (Bezirk Bruck an der Leitha) am wärmsten. Hier wurden im Mittel 22,3 Grad gemessen. Am sonnigsten war es im Weinviertel, Poysdorf (Bezirk Mistelbach) meldete 825 Stunden Sonnenschein.

Dritter Platz in Reichweite

Laut aktueller Bilanz war es bundesweit der viertwärmste Sommer der Messgeschichte. „Nach Auswertungen aller Messstationen könnten 2022 und 2015 auch noch gleichauf auf Platz drei zu liegen kommen. An der Spitze sind weiterhin die Sommer 2003 und 2019“, berichtete Alexander Orlik von der ZAMG. Der diesjährige Sommer lag im Tiefland Österreichs um 1,6 Grad über dem Durchschnitt des Klimamittels von 1991 bis 2020. Auf den Bergen war es um 1,7 Grad wärmer. Im Vergleich zur Klimaperiode 1961 bis 1990 lag 2022 sowohl im Tiefland als auch auf den Bergen um 3,4 Grad über dem Mittel, so die Daten der ZAMG.

Die Messreihe seit 1767 umfasst 256 Sommer und unter den 15 wärmsten seien fast nur Sommer der jüngeren Vergangenheit: 2003, 2019, 2015, 2022, 2017, 2018, 1992, 1811, 1994, 2012, 2021, 2013, 1807, 2002, 1834, so die Zahlen nach HISTALP-Tiefland-Datensatz.

Viel Regen in kurzer Zeit

Das vermehrte Auftreten von abwechselnd längeren Trockenphasen und größeren Regenmengen innerhalb kurzer Zeit deckte sich mit aktuellen Erkenntnissen der Klimaforschung. So brachte der Sommer 2022 um 15 Prozent weniger Niederschlag als im vieljährigen Durchschnitt. In der Reihe der trockensten Sommer der vergangenen 164 Jahre liegt 2022 auf Platz 35.

Kurzfristig wurde viel Regen verzeichnet. Zwischen 18. und 19. August gab es in Bregenz mit 212 Millimeter Niederschlag einen neuen 24-Stunden-Regenrekord für Vorarlberg. „Es ist in Österreich schon seit einem Jahr deutlich zu trocken. Dieser Sommer hat die bestehenden Probleme weiter verschärft“, sagte Klimatologe Orlik, „von September 2021 bis August 2022 gab es 19 Prozent weniger Niederschlag als im Mittel. Das ist der geringste Wert in einem September-August-Zeitraum seit 1975/76“.

Frühere Ernte bei Landwirten

Die diesjährige Entwicklung der Pflanzen entsprach den sehr warmen Sommern der vergangenen Jahre. Das österreichweite durchschnittliche Datum der Fruchtreife von Marillen war heuer der 12. Juli und das des Schwarzen Holunders der 6. August. Diese Eintrittsdaten passen zu den warmen Sommern der letzten 20 bis 30 Jahre und waren deutlich verfrüht im Vergleich zur Klimaperiode zwischen 1961 und 1990.

Hitze und Trockenheit betrafen außerdem Bäume und Sträucher und setzten vor allem der Kastanie zu. Braungefärbte Blätter im Juli und August hatten somit nichts mit einem vorgezogenen Herbst zu tun, sondern mit Schädlingen wie der Kastanienminiermotte und Trockenstress. In der Regel setzt die herbstliche Laubverfärbung in den Tieflagen erst Anfang Oktober ein, in höheren Lagen ein paar Tage früher.