Außenansicht des Kremser Krankenhauses
Universitätsklinikum Krems
Universitätsklinikum Krems
Chronik

Vorwürfe gegen Arzt: Spital war informiert

Das Universitätsklinikum Krems und eine Privatuni, in welcher ein wegen sexuellen Missbrauchs nicht rechtskräftig verurteilter Arzt tätig war, sollen bereits im Mai über die Vorwürfe informiert gewesen sein. Die Landesgesundheitsagentur wusste nichts davon.

Bereits im Mai sollen das Universitätsklinikum Krems (UK) und eine Privatuniversität, für die der wegen sexuellen Missbrauchs nicht rechtskräftig verurteilte Arzt tätig war, von den Vorwürfen gewusst haben. Sie wurden per Mail über den Sachverhalt in Kenntnis gesetzt. Die Information sei aber nicht an die Zentrale der Niederösterreichischen Landesgesundheitsagentur (LGA) weitergegeben worden.

Die Verantwortlichen des Klinikums wurden mittlerweile dienstfrei gestellt. Laut „Kurier“ soll es sich um den ärztlichen und den kaufmännischen Direktor handeln. Das Arbeitsverhältnis mit dem betroffenen Mediziner wurde am Donnerstag beendet. „Er hat zum Zeitpunkt der Aufnahme verschwiegen, dass gegen ihn strafrechtliche Ermittlungen durchgeführt werden. Das ist ein Vergehen, das mit der Beendigung des Dienstverhältnisses zu behandeln ist“, erklärt LGA-Vorstand Alfred Zens gegenüber noe.ORF.at.

LGA erst am Montag informiert

Die Zentrale der Landesgesundheitsagentur erfuhr eigenen Angaben zufolge erst am Montag von den Vorwürfen gegen den Arzt. „Daraufhin wurde dieser unverzüglich vom Dienst enthoben“, wurde vonseiten der LGA betont. Interne Recherchen haben laut LGA ergeben, „dass die Informationsweitergabe zu dieser Causa durch das UK Krems an die Zentrale der LGA nicht erfolgt ist“.

Der Sachverhalt werde derzeit geklärt, man bemühe sich um die Einbeziehung der Patientenanwaltschaft. Die Verantwortlichen sind bis zum Vorliegen der Ergebnisse vom Dienst freigestellt worden.

Seit Mai nicht mehr an Universität unterrichtet

Die Karl Landsteiner Privatuniversität teilte auf APA-Anfrage mit: „Die Studiengangsleitung Humanmedizin wurde erstmals am 5. Mai 2022 per Mail von einer Studierenden über den Fall informiert. In Abstimmung mit dem Rektorat wurde der Sachverhalt intern analysiert, der betroffene Arzt hat am 12. Mai 2022 das letzte Mal für die Universität unterrichtet und wurde seitdem nicht mehr in der Lehre berücksichtigt.“

Gemeinsam mit einer Vertreterin der Anlaufstelle für Gleichbehandlungsfragen sei am 23. Juni ein Gespräch mit der Studierendenvertretung geführt worden. „Der Universität sind per dato keine Zwischenfälle aus dem klinischen Unterricht bekannt“, wurde festgehalten. Der Fall werde der Ombudsstelle für Studierende zur Untersuchung übergeben.

Sexueller Missbrauch Unmündiger

Der Mediziner war seit Frühjahr 2021 im Kremser Krankenhaus beschäftigt. Bereits im Dezember 2021 hatte der Arzt in Korneuburg auch wegen sexuellen Missbrauchs von Unmündigen sowie einer wehrlosen oder psychisch beeinträchtigten Person sowie wegen Missbrauchs eines Autoritätsverhältnisses drei Jahre Haft erhalten. Die Verteidigung legte Rechtsmittel ein.

Eine Nichtigkeitsbeschwerde wurde laut dem Korneuburger Landesgericht vom Obersten Gerichtshof abgewiesen, das Oberlandesgericht Wien muss über die Strafhöhe entscheiden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.