In Neumarkt an der Ybbs (Bezirk Melk) verschwand am 16. Februar 2022 mitten in der Nacht ein 89-jähriger dementer Mann. Die Pflegerin, die den Mann in seinem Haus betreut, hatte zuvor noch nach ihm gesehen. Zu diesem Zeitpunkt schien alles in Ordnung, erinnert sich Peter Wimmer, Landesausbildungsleiter des Diensthundewesens der Landespolizeidirektion Niederösterreich an den Fall.
„Spurlos“
Der ORF Niederösterreich berichtet von 24. bis 28. Oktober im Schwerpunkt „Spurlos“ über Vermisstenfälle.
„Bei der nächsten Kontrolle um 4.30 Uhr hat die Pflegerin festgestellt, dass die Haustüre offen war und der Mann, der nur mit einem Pyjama leicht bekleidet war, nicht mehr da war. Zu diesem Zeitpunkt hatte es Temperaturen unter dem Gefrierpunkt“, erzählt Wimmer. Die Pflegerin vermutete, dass der Mann draußen im Freien herumirrt und alarmierte die Polizei.
„Sie hat dann unverzüglich die Rettungskette in Gang gesetzt. Nach dem Eintreffen der Polizeikräfte wurde die Landesleitzentrale und die Diensthundestaffel von St. Pölten verständigt, wo zufälligerweise auch gerade ein Personenspürhund Dienst versehen hat“, erinnert sich Wimmer.

In der Zwischenzeit versuchte man den Vermissten mittels Hubschrauber und Wärmebildkamera zu finden – vorerst ohne Erfolg. Als der Personenspürhund mit seinem Hundeführer am Einsatzort eintraf, wurde er sofort mit einem Geruchsträger des Vermissten, einem Kleidungsstück, konfrontiert.
Rasche Vermisstenmeldung lebenswichtig
Diesen Geruch nahm er auf und folgte der Fährte. Es dauerte nicht einmal eine halbe Stunde bis der Hund den Vermissten aufgespürt hatte. Der 89-jährige Mann kauerte in einem Rohbau. Er war zwar unterkühlt, aber am Leben. Dieser Fall zeigt, wie wichtig es ist, rasch eine Vermisstenmeldung zu machen.
Bei der Suche gilt der Hund als besonders zuverlässiges Einsatzmittel, erklärt Wimmer. „Wenn es Probleme mit der Witterung gibt oder, wenn es schon in den Minusgradbereich hineingeht, ist der Diensthund zu bevorzugen, weil er schnell, effizient und auch bei jeder Witterung einsetzbar ist.“

Der größte Vorteil ist aber wohl der ausgeprägte Geruchssinn des Hundes, der hilft Vermisste aufzuspüren. „Man muss sich vorstellen, der Mensch verliert in der Bewegung permanent Hautschuppen und da bildet sich ein Geruchskanal. Nach diesem Geruchskanal orientiert sich der Hund.“
Fährtensuche als Grundausbildung
Alle Diensthunde haben in Niederösterreich eine Grundausbildung im Fährtenbereich. Seit 2019 gibt es den Spezialverwendungsbereich Personenspürhund. Zwei Hunde sind derzeit in diesem Bereich geschult, drei weitere befinden sich in Ausbildung. „Das ist zwar für ein Bundesland relativ viel, aber Niederösterreich ist ein sehr großes Bundesland und sehr weitläufig – deshalb arbeiten wir daran, dass wir die Hunde gleichmäßig über das Bundesland verteilen, damit wir dann effizient und schnell arbeiten können“, erklärt Wimmer.
Wird eine vermisste Person gefunden, ist „jeder Hundeführer dann natürlich stolz auf seinen Vierbeiner“, sagt der Landesausbildungsleiter. Der Großteil der Vermisstenfälle in Niederösterreich wird rasch geklärt.