Therapien im Wald
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Chronik

Heilwald: Therapie unter Mammutbäumen

Das Benediktinerstift Göttweig stellt künftig einen Teil seiner Waldflächen für therapeutische Zwecke zur Verfügung. Der zertifizierte Heilwald soll ab Ende 2023 kranken Menschen ein neuartiges Therapieumfeld ermöglichen.

Rein optisch unterscheidet sich der erste Heilwald Österreichs des Benediktinerstiftes Göttweig kaum von anderen Wäldern. Auffällig sind lediglich ein paar Hinweistafeln und, dass sich die Baumarten alle dreihundert Meter abwechseln. „Das liegt an der bereits seit über 900 Jahren durchgehenden Bewirtschaftung“, erzählt der Wirtschaftsdirektor des Benediktinerstiftes, Gerhard Grabner.

Grabner brennt für die Natur im Wald, weiß um die Geschichte des Waldes bestens Bescheid. Die Bezeichnung „Heilwald“ soll dem rund 53,2 Hektar großen Waldstück nun zusätzliche Bedeutung verleihen. Denn seit 2001 ist das Waldstück in der Gemeinde Paudorf (Bezirk Krems) bereits als Erholungswald ausgewiesen. Seit 2020 arbeitete man an der Erlangung des Gütesiegels. Ein Nutzungskonzept, das gemeinsam mit Therapeutinnen und Ärzten ausgearbeitet wurde, war dabei ausschlaggebend.

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Therapien im Wald
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Im ersten Heilwald Österreichs sollen künftig Therapien ermöglicht werden
Blick auf Stift Göttweig
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Rund 53 Hektar groß ist der Heilwald des Benediktinerstifts Göttweig
Alle 300 Meter ändert sich der Baumbestand.
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Der Baumbestand im Wald ist divers. Das liegt an der seit über 900 Jahren durchgeführten Bewirtschaftung.

International vorgegebene Kriterien

„Es hat sich ein internationaler Kongress für das Gesundheitspotenzial des Waldes entwickelt. Dort wurden immer mehr Kriterien geschaffen und diese Stelle zertifiziert aufgrund international vorgegebener Kriterien, ob ein Wald als Heilwald geeignet ist. Und genauso überprüft diese Stelle auch, ob die Eigenschaften eines Heilwaldes eingehalten werden“, schildert Grabner.

„Besonders in Zeiten der Pandemie und des Klimawandels erfährt der Wald mit all seinen Leistungen eine neue Aufmerksamkeit. Daher widmet das Stift ein Prozent seiner Waldfläche als Heilwald“, erklärt Pater Maurus Kocher. Viele zertifizierte Heilwälder gibt es in Österreich noch nicht, ein weiterer befindet sich beispielsweise seit 2020 in Senftenberg (Bezirk Krems).

Trainings und Entspannungsübungen

Bis 2023 soll der Wald in Zusammenarbeit mit den Gemeinden Paudorf und Furth (Bezirk Krems) zum Behandlungsort werden. Dafür wurde ein Vier-Stufen-Modell erarbeitet. Kraft- und Ausdauertrainings, motorisches Training sowie das Üben der Koordination und des Gleichgewichts, aber auch Entspannungsübungen sollen künftig im Wald durchgeführt werden können.

Der Wald rückt hierbei in den Fokus. Denn an jenem Ort, wo die Trainings durchgeführt werden sollen, ragen einige Mammutbäume empor. Diese sollen die einzigen Österreichs sein, die Mönche im Jahre 1880 aus reiner Neugierde gesetzt haben.