Aufnahmetest für Medizinstudium
ANDREAS RÖBL FOTOGRAFIE
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Politik

Medizinstudium: „Startvorteil“ für Sanitäter gefordert

In der Diskussion um den Medizinaufnahmetest fordert Niederösterreichs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) einen „Startvorteil“ für Rettungssanitäter. Außerdem regt er eine „massive Aufstockung“ der Studienplätze an.

Seit 2013 entscheidet der jedes Jahr Anfang Juli durchgeführte Medizinaufnahmetest darüber, wer an den öffentlichen Medizinunis Wien, Graz und Innsbruck bzw. der Medizinfakultät der Uni Linz die Ausbildung in Human- bzw. Zahnmedizin anfangen kann. Die derzeit 1.850 Plätze gehen an die Studienwerber mit den besten Testergebnissen, wobei 75 Prozent der Plätze für Personen mit österreichischem Maturazeugnis reserviert sind.

Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf fordert mehr Studienplätze. „Wenn derzeit 100 junge Menschen eine Aufnahmeprüfung für das Studium absolvieren, dann sagen wir 90 von ihnen, dass wir sie eigentlich nicht brauchen können. Gleichzeitig lesen sie täglich davon, dass wir einen Ärztemangel haben. Ich halte das für eine verantwortungslose Zukunftsverweigerung“, so Pernkopf.

Mehr Fokus auf Social Skills

Inhalte des ganztägigen Tests sind Oberstufenwissen aus Biologie, Chemie, Physik und Mathematik, Lesekompetenz und Textverständnis sowie kognitive Fertigkeiten (etwa Zahlenfolge, Merkfähigkeit, Implikationen erkennen). Schon jetzt müssen in einem eigenen Testteil „sozial-emotionale Kompetenzen“ nachgewiesen werden, angehende Zahnmediziner müssen auch manuelle Fertigkeiten demonstrieren.

Ab 2023 soll es einen deutlich größeren Block geben, mit dem Sozialkompetenzen abgefragt werden. Die Vorarbeiten an den Medizinunis dafür laufen noch, bestätigt das Bildungsministerium einen Bericht der „Presse“ (Dienstag-Ausgabe). Grundsätzlich wird der Test jedes Jahr angepasst, der Fokus in den laufenden Leistungsvereinbarungen von Medizinunis und Ministerium liegt auf Social Skills.

Pernkopf will Pluspunkte für Sanitäter

Pernkopf fordert, dass konkrete Praxiserfahrung bei der Aufnahmeprüfung zum Medizinstudium honoriert werden müsse. Rettungssanitäter und Notfallsanitäter sollten etwa einen „klaren Startvorteil und automatische Pluspunkte“ im Aufnahmeverfahren haben, sagte Pernkopf.

Unterstützung bekommt der Landeshauptfrau-Stellvertreter vom Präsidenten des Roten Kreuzes Niederösterreich, Josef Schmoll. Viele Freiwillige im Rettungsdienst würden täglich Menschen retten und versorgen und hätten bereits medizinische Vorkenntnisse im Zuge ihrer Ausbildung als Sanitäter und Erfahrung im Umgang mit Patientinnen und Patienten gesammelt. Es wäre „nur logisch“, wenn diese Vorkenntnisse und Erfahrungen im Aufnahmeverfahren berücksichtigt würden, so Schmoll.

Forderung nach Pflegepraktikum setzte Debatte in Gang

Die Aufnahmeverfahren zum Medizinstudium waren immer wieder Anlass für Debatten. Stand zuletzt vor allem die Zahl der Studienanfängerplätze im Fokus, geht es aktuell um inhaltliche Fragen. Auslöser war die Forderung des Generalsekretärs der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde und Primars im LKH Hochsteiermark in Leoben, Reinhold Kerbl, nach einem verpflichtenden einjährigen Pflegepraktikum anstelle der Tests.

Die konkrete Forderung fand in der laufenden Debatte kaum Unterstützer. „Die Pflege ist ein qualifizierter Beruf und kein Durchlaufposten für angehende Medizinstudent:innen“, betonte etwa Elisabeth Potzmann vom Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverband – mehr dazu in Medizinstudium: Pflegepraktikum statt Aufnahmetest (steiermark.ORF.at; 4.11.2022).