Schneekanone
APA/BARBARA GINDL
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Umwelt & Klima

Debatte um Schneekanonen in Krisenzeiten

Damit die niederösterreichischen Skigebiete in die Saison starten können, braucht es die Arbeit von 562 Schneekanonen und -lanzen. Doch vor dem Hintergrund der Klimakrise und der hohen Energiepreise stehen diese vermehrt in der Kritik.

Das Skigebiet Forsteralm liegt bei Waidhofen an der Ybbs, an der Grenze zu Oberösterreich. Wenn es kalt genug ist, wird hier beschneit – aber nur bis Jahresende, solange noch die alten Stromtarife gelten. Ab Jänner gilt für die Forsteralm ein neuer Vertrag, und die Beschneiung wäre erheblich teurer. Aber nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen stehen die Kanonen dann still.

„Wenn wir die Bevölkerung auffordern, Energie zu sparen, dann sollte man bei sich selber beginnen. Bei der Forsteralm ist das schon auch ein Mitgrund, wobei man hier jedes Skigebiet eigens beurteilen muss. Es gibt Skigebiete, die haben eine unglaubliche wirtschaftliche Bedeutung. Da hängt ein ganzes Tal dran – Hotels, Gastronomie, Skiverleih“, sagt der ehrenamtliche Geschäftsführer der Forsteralm, ÖVP-Nationalratsabgeordneter Andreas Hanger.

Schneekanonen auf der Forsteralm
ORF
Die Schneekanonen auf der Forsteralm werden nur noch bis Ende Dezember eingesetzt

Grünen fordern, auf Beschneiung zu verzichten

Die Grünen Niederösterreich brachten diese Woche im Landtag einen Antrag ein: Man will heuer einen Verzicht auf Schneekanonen und ab 2025 gar keine mehr im Land – mehr dazu in Landtag: Marathonsitzung vor Ende der Periode (noe.ORF.at; 17.11.2022). „Schneekanonen sind vom Verfahren her stromintensiv. Sie brauchen viel Wasser, das muss eigentlich Trinkwasserqualität haben. Dieses Verfahren, künstlich einen Winter herbeizuzaubern, entspricht nicht mehr der Zeit“, so die Landessprecherin der Grünen, Helga Krismer, bei der Landtagssitzung.

Neben den Grünen wollte nur NEOS darüber diskutieren, damit wurde die notwendige Mehrheit für die Behandlung des Antrags im Landtag nicht erreicht. 562 Schneekanonen und -lanzen stehen in Niederösterreich, 326 davon in den Skigebieten der landeseigenen ecoplus Alpin GmbH.

326 Schneekanonen brauchen 1,3 Gigawattstunden Strom

Dort schätzt man, dass jede Anlage in den eigenen Gebieten – etwa auf dem Annaberg (Bezirk Lilienfeld), auf dem Hochkar oder auf dem Ötscher (beide Bezirk Scheibbs) – im Schnitt 200 Stunden pro Jahr läuft. Dieser Rechnung folgend verbrauchen die 326 Schneekanonen jährlich in Summe etwa 1,3 Gigawattstunden Strom.

Markus Redl, Geschäftsführer der ecoplus Alpin Gmbh, sagt im Gespräch mit ORF-NÖ-Redakteur Werner Fetz: „Die technische Beschneiung ist eine unbedingt erforderliche Infrastruktur. Wenn wir keine technische Beschneiung haben, dann ist es viel zu unsicher, ob wir eine ausreichende Schneelage haben – gerade zu den Zeiten, die wirtschaftlich relevant sind, etwa in den Weihnachtsferien.“

Debatte um Schneekanonen

Vor dem Hintergrund des Klimawandels und der hohen Energiepreise ist eine Diskussion um den Einsatz von Schneekanonen entbrannt. Mehr als 550 davon gibt es in den heimischen Skigebieten.

Mehr Aufwand in niedrig liegenden Skigebieten

Der Schnee sei aber auch ein regionaler Wirtschaftsfaktor. An den Skigebieten des Landes würden direkt 1.200 Jobs hängen. Um effiziente Beschneiung und sparsamen Umgang mit Energie bemühe man sich schon lange, etwa mit sensorgesteuerter Schneehöhenmessung. „Letztendlich ist jeder Kubikmeter Schnee Geld wert“, sagt Redl, „und wäre verschwendet, wenn dort zu viel liegt.“

Im Schneezentrum Tirol forscht man an effizienter Beschneiung. Je schneller die Klimakrise fortschreite, desto aufwendiger werde das Wintersportvergnügen, sagt der Leiter des Zentrums, Michael Rothleitner. Grund dafür ist die sinkende Anzahl an kalten Stunden, die man zum Beschneien braucht. Gerade in niedrig liegenden Skigebieten steigt also der Aufwand.

Geräte auf Stand-by oder 21 Tage Skifahren

Die Situation sei aber in jedem Gebiet individuell zu beurteilen – auch mit den Folgen für Wirtschaft und Tourismus. Außerdem sei Skifahren Bewegung in freier Natur. „Wenn wir Vergleiche abschließen mit den Kosten, die Hallenbäder verursachen, dann schneidet der Skisport da nicht wirklich schlecht ab“, erklärt Rothleitner.

Um den Verbrauch zu veranschaulichen, vergleicht er den Energieverbrauch der Beschneiung mit jenem von Stand-by-Geräten: „Ein ganzes Jahr keine Stand-by-Funktion im Haushalt würde bedeuten, ich kann mit dieser Energie dafür 21 Tage skifahren gehen.“