Empfang der ersten Offiziersgeneration in der MilAk Wiener Neustadt
ORF/Felix Novak
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Chronik

Foltervorwürfe laut Fähnrichen „unzutreffend“

Nach dem Bekanntwerden von schweren Vorwürfen gegen einen Lehrgangsleiter der Militärakademie Wiener Neustadt, gegen den etwa wegen Folter ermittelt wird, haben sich nun 71 Fähnriche zu Wort gemeldet: Die Vorwürfe seien „völlig unzutreffend“.

Gegen den Lehrgangsleiter, der laut Bundesheer weiterhin im Dienst ist, wird wegen des Verdachts der Folter, Freiheitsentziehung, Nötigung, gefährlicher Drohung und entwürdigender Behandlung ermittelt. Im Februar und August soll er mit einer Gruppe Offiziersanwärter Übungen mit einem Kriegsgefangenenszenario durchgeführt haben, die laut Staatsanwaltschaft „vom Übungsplan nicht gedeckt waren“. Am Montag waren die Vorwürfe bekanntgeworden – mehr dazu in Foltervorwürfe rund um Militärakademie (noe.ORF.at; 28.11.2022).

Ereignisse haben sich laut Fähnrichen „nicht so zugetragen“

Nun haben sich 71 Fähnriche des betroffenen Jahrgangs in einem Schreiben zu Wort gemeldet. Die Vorwürfe werden darin als „völlig unzutreffend“ bezeichnet und zurückgewiesen. „Wir halten fest, dass die Anschuldigungen an unseren Jahrgangskommandanten aus unserer Sicht und Erfahrung völlig unzutreffend sind, und weisen diese, soweit sie uns bekannt und in keiner Weise nachvollziehbar sind, klar und eindeutig zurück“, heißt es. Man sei sich „einig, dass es sich sicher nicht so zugetragen hat, wie es in den Medien dargestellt wird“.

Die erhobenen Anschuldigungen „stellen die Sichtweise einer einzelnen Person oder von kleinen Personengruppen dar. Sie decken sich nicht mit dem, was wir erlebt und empfunden haben. Der Verfasser oder die Verfasserin stellt Behauptungen auf, von denen wir uns klar distanzieren. Die Ausbildung wurde professionell von spezialisiertem und geschultem Personal durchgeführt, sodass das schwierige Ausbildungsthema Kriegsgefangenschaft realitätsnahe, aber niemals rechtswidrig oder gar menschenunwürdig dargestellt wurde“, heißt es weiter.

71 von 82 Fähnrichen unterzeichneten Schreiben

Das Schreiben sei von 71 der 82 Offiziersanwärter des Jahrgangs „aus Eigeninitiative“ verfasst worden, betonte Bundesheersprecher Michael Bauer gegenüber noe.ORF.at. Fünf Angehörige des Jahrgangs waren aufgrund eines Auslandseinsatzes nicht erreichbar, sechs hätten sich gegen die Unterzeichnung entschieden, so Bauer.

Die Vorwürfe wurden Anfang der Woche durch eine anonym verfasste Sachverhaltsdarstellung bekannt, darin ist unter anderem von „gezielter und dauerhafter Belastung“ die Rede. Die Fähnriche seien menschenunwürdig behandelt sowie „erschöpft und gequält“ worden. Es habe nicht die Möglichkeit gegeben, sich der Ausbildung zu entziehen.

Auch dem widersprechen die Fähnriche in ihrem Schreiben: Es habe jederzeit die Möglichkeit bestanden, „mit einem Arzt zu sprechen oder auszusteigen“. Weiters sei „durchgehend klar“ gewesen, „dass es sich um eine Übung handelt“. Zudem habe es Unterbrechungen gegeben, in denen Situationen besprochen worden seien. Ebenso sei die Übung „mehrmals nachbesprochen“ worden.