Damen im Altersheim bekommt etwas zu trinken
ORF.at/Christian Öser
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Soziales

Caritas feiert 100 Jahre Hilfsbereitschaft

Sowohl die Caritas als auch das Land Niederösterreich werden heuer 100 Jahre alt. Bei einer gemeinsamen Jubiläumsveranstaltung wurde zur Hilfsbereitschaft aufgerufen und vor der Armut Einzelner gewarnt – und diskutiert, wo es noch Aufholbedarf gibt.

Seit 100 Jahren ist die Hilfsorganisation Caritas tätig. Bereitgestellt werden etwa Angebote für Menschen, die geflüchtet sind, Menschen in Armut oder Menschen mit Behinderungen. Auch das Bundesland Niederösterreich ist 100 Jahre alt. Das gemeinsame Jubiläum sei kein Zufall, meinte Alt-Landeshauptmann Erwin Pröll bei einem „Abend des Zusammenhalts“ in Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach).

Vor 100 Jahren sei die Industrialisierung mit all ihren sozialen Verwerfungen gerade in Gang gekommen. „Eigentlich ist es logisch, dass es damals Menschen gegeben hat, die sich den Kopf darüber zerbrochen haben, wie sie den Arbeitslosen oder Kriegsversehrten helfen können.“ Es sei eine soziale Gründerphase gewesen, die auch in Zukunft öfters wünschenswert wäre, so Pröll.

100 Jahre Hilfsbereitschaft

Ihr großer Auftrag ist es, Not zu sehen und zu handeln. Mehr als 60.000 Menschen arbeiten in Österreich für die Caritas, der Großteil ehrenamtlich. Seit 100 Jahren gibt es die Hilfsorganisation.

„Währung Herz ist gefragt“

Es soll spürbar werden, dass es in der Gesellschaft wärmer wird und nicht kälter und egoistischer, so Pröll. „Unser Problem besteht heute darin, dass die Währung, mit der wir heute bezahlen, der Euro ist und nicht das Herz. Währung Herz ist wieder gefragt.“

Gerade jetzt würden soziale Themen wieder mehr Aufmerksamkeit erfordern, so Caritas-Präsident Michael Landau. „Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass es Einzelnen und zunehmend mehr Menschen immer schlechter geht.“

Im letzten Jahrhundert Caritas habe sich rückblickend aber auch viel Positives getan, so Landau. „Als ich angefangen habe, standen für Menschen mit Behinderungen nur Stockbetten und Mehrbettzimmer zur Verfügung. Heute ist klar: Menschen mit Behinderungen haben dieselben Bedürfnisse.“ Trotz eigener Krisen seien außerdem immer wieder viele Menschen bereit gewesen, zu helfen.

Mit Behinderung zu wenig Chancen am Arbeitsmarkt

Für die nächsten 100 Jahre solle es aber mehr Chancen für Menschen mit Behinderung am Arbeitsmarkt geben, so Anna Petrides, Interessensvertreterin von Menschen mit Behinderung. „Sodass wir auch in der Außenwelt einen Arbeitsplatz bekommen und dass nicht so herabgeschaut wird auf uns.“

„Wenn ich mir etwas wünschen würde, dann wäre das, dass es den Leo-Markt in hundert Jahren nicht mehr braucht, weil unsere Klientinnen und Klienten mehr Möglichkeiten am Arbeitsmarkt haben“, sagt Susanne Jacobs, Leiterin des Caritas-Sozialmarktes in Laa an der Thaya. Dieser wird von sieben Menschen mit Behinderung gemeinsam mit ihrer Betreuerin geführt und bietet armutsbetroffenen Menschen Produkte des täglichen Bedarfs zu einem günstigen Preis an.