THEMENBILD: NEUJAHR / FEUERWERK/SILVESTER
dpa/Patrick Seeger
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Umwelt & klima

Feuerwerksbetriebe wollen „grüner“ sein

Obwohl die meiste Pyrotechnik für Private verboten ist, werden Silvesterfeuerwerke meist geduldet – aus Traditionsgründen. Vor dem Jahreswechsel werden die Debatten häufiger und härter. Die Feuerwerkswirtschaft will nun „klimafreundlicher“ sein.

Rein rechtlich ist die Situation klar: Laut geltender Pyrotechnikbestimmungen ist die Verwendung von Feuerwerkskörpern bzw. Silvesterknallern der Kategorie F2 im Ortsgebiet grundsätzlich ganzjährig verboten. Darunter fallen beispielsweise auch Batteriefeuerwerke, Feuerwerksraketen oder Schweizer Kracher.

Der Bürgermeisterin bzw. dem Bürgermeister eines Ortes steht es allerdings frei, teilweise eine Ausnahme zu erlauben, aber nur, soweit keine Gefährdung für Menschen, deren Eigentum, die öffentliche Sicherheit oder unzumutbare Lärmbelästigungen zu befürchten ist. Und hier gehen die Auffassungen darüber, was Mensch, Tier und Umwelt zumutbar ist, auseinander.

Feinstaubbelastung steigt zu Silvester sprunghaft an

„Feuerwerkskörper verursachen in der Silvesternacht regelmäßig hohe Feinstaubkonzentrationen, Lärm und zusätzlichen Abfall“, kritisierte das Umweltbundesamt in der Vergangenheit regelmäßig, zuletzt vor einem Jahr, wie auch auf deren Webseite nachzulesen ist. In der Silvesternacht würden die Feinstaubwerte in vielen Städten auf die höchsten Werte des ganzen Jahres steigen. „Die hohe Feinstaubbelastung kann – je nach meteorologischen Bedingungen – mehrere Stunden bis Tage andauern“, heißt es dort.

Die Wirtschaftskammer Niederösterreich rührt in den letzten Wochen vor der Neujahrsnacht traditionell die Werbetrommel für heimische Pyrotechnikbetriebe, deren Produkte „in den letzten Jahren sehr viel verträglicher für Tiere und Umwelt“ geworden seien. In diesem Kontext verweist die Kammer heuer auf eine Untersuchung, die sogar gemeinsam mit dem Umweltbundesamt durchgeführt worden sei.

Dieser zufolge "verursachen Feuerwerke nur 0,20 Prozent des Gesamtschwebestaubes (TSP) in Österreich. TSP enthält den Feinstaub PM10 und PM2,5. Dieser ist jedoch wasserlöslich und weit weniger schädlich als Feinstaub aus anderen Quellen. Außerdem verursachen Feuerwerke lediglich 0,0002 Prozent CO2 der Gesamtemission“, erklärt Rudolf Jost, Sprecher des Pyrotechnikhandels in der Wirtschaftskammer Österreich. Vonseiten des Umweltbundesamtes heißt es, dass auf Feuerwerke „zwar nur ein Bruchteil der jährlichen Feinstaub-Emissionen“ zurückzuführen sei, „der größte Teil davon entsteht allerdings in der Silvesternacht“.

Kampf gegen verbotene Pyrotechnik

Einig sind sich sowohl Wirtschaftskammer als auch Umweltbundesamt, dass illegal auf den Markt gelangte Pyrotechnikartikel eine große Gefahr darstellen – nicht nur aus Umweltsicht. So verletzten sich pro Jahr laut Kuratorium für Verkehrssicherheit etwa 200 Menschen beim Hantieren mit pyrotechnischen Artikeln. Vergangene Silvester gab es alleine in Niederösterreich 17 teils schwere Unfälle, einer von ihnen endete für einen 23-Jährigen tödlich – mehr dazu in „17 Feuerwerksunfälle: Toter und Verletzte“ (noe.ORF.at; 1.1.2022).

Zudem lassen Untersuchungen darauf schließen, dass auch in Österreich verbotene und schwer giftige bzw. umweltschädliche Inhaltsstoffe nach wie vor in die Luft und anschließend folglich wieder auf die Erde zurück gelangen.

Beschlagnahmte Pyrotechnik
Polizei
Jahr für Jahr beschlagnahmt die Polizei verbotene Pyrotechnikartikel

„Chemische Analysen des Landes Salzburg, das Feinstaubproben von Silvester 2014/2015 untersucht hat, zeigten teilweise stark erhöhte Werte für Aluminium, Blei, Chrom, Kupfer, Strontium und Zink“, betont das Umweltbundesamt. In Feuerwerkskörpern mit CE-Kennzeichnung dürften gewisse Substanzen, wie zum Beispiel Arsen, Blei und Quecksilber nicht enthalten sein.

Genau auf diese CE-gekennzeichneten Produkte verweist auch der heimische Fachhandel. „Für den europäischen Markt dürfen nur pyrotechnische Artikel mit CE-Kennzeichnung in den Handel gebracht werden", so Helmut Szagmeister, Branchensprecher des NÖ Pyrotechnikhandels. „Österreich hat sehr hohe Sicherheitskriterien bei pyrotechnischen Artikeln.“ Er räumt aber ein, dass „leider immer wieder knallerzeugende Artikel über ausländische Onlineshops oder Märkte“ nach Österreich gelangen würden. Wer sicher gehen will, verzichtet entweder ganz auf Pyrotechnik oder – wie es die Wirtschaft dieser Tage forciert – kauft bei heimischen Pyrotechnikhändlern.