Stethoskop
APA/dpa/Stephan Jansen
APA/dpa/Stephan Jansen
Gesundheit

Gastpatienten: Kritik an „künstlicher Mauer“

An Wiener Spitälern dürfen nur noch in Ausnahmefällen Gastpatienten aus anderen Bundesländern behandelt werden. Die Niederösterreichische Ärztekammer bezeichnet das als „künstliche Mauer“ und fordert Gespräche mit Wien und dem Burgenland.

„Diese künstlichen Mauern zwischen der Bundeshauptstadt und den übrigen Bundesländern laufen allen Bestrebungen nach einer zukunftsweisenden und modernen Versorgung entgegen“, sagte Harald Schlögel, Präsident der niederösterreichischen Ärztekammer, am Donnerstag in einer Aussendung.

Man lade daher die zuständigen Vertreterinnen und Vertreter aus Wien, dem Burgenland und Niederösterreich zu einem lösungsorientierten Gespräch an einen Runden Tisch, so Schlögel. Dass es um diese Jahreszeit wie jedes Jahr zu Engpässen in der Versorgung kommt, sei nichts Neues.

Bundesweit einheitliche Regelung gefordert

Schlögel kann die Aufregung in Wien nicht nachvollziehen: „In den kälteren Monaten gibt es wie jedes Jahr vermehrt virale Infekte, da kann es leicht passieren, dass die personellen Ressourcen knapp werden.“ Statt zu verunsichern, sollten die Länder eine bundesweit einheitliche Regelung finden und den Zusammenhalt stärken, appellierte der Präsident.

Der Wiener Gesundheitsverbund hatte vorige Woche in einem Schreiben an die ärztlichen Direktoren der Krankenhäuser angeordnet, dass Gastpatienten aus anderen Bundesländern in Wiens Spitälern nur noch in Akutfällen oder für Behandlungen, die nur in Wien angeboten werden, versorgt werden sollen.

Alle andere Patienten sollen an ihre Heimatbundesländer verwiesen werden. Hintergrund dürfte die aktuelle Welle aus Grippe und grippalen Infekten sein, die zu massiven Personalausfällen führt, wodurch etliche Stationen in den Wiener Spitälern geschlossen sind. Dazu komme der permanente Mangel an Pflegekräften – mehr dazu in Keine Gastpatienten: „Nicht praktikabel“ (noe.ORF.at, 9.12.2022).

Bisher keine Abweisungen in Wien

In der Debatte hieß es zuletzt vom Wiener Gesundheitsverbund (WIGEV), dass Nachbehandlungen „selbstverständlich fortgesetzt“ würden, auch wenn die Patientinnen und Patienten nicht aus Wien kämen. Selbiges gelte für bereits vereinbarte Operationen. In einer Stellungnahme des Gesundheitsverbundes hieß es, dass die Patienten immer im Mittelpunkt stünden.

Eine Sprecherin betonte, dass seit der Anordnung noch kein Patient abgewiesen worden sei. Auch bei der Wiener Patientenanwaltschaft ist noch keine Beschwerde eingegangen. Sie schlägt Datenbanken vor, um Patienten dorthin leiten zu können, wo Spitäler Kapazitäten frei haben – möglichst auch über die Bundesländergrenzen hinweg.