Chronik

Vorwürfe gegen weitere Musikschuldirektoren

Nach Vorwürfen der sexuellen Belästigung gegen einen Musikschuldirektor im Weinviertel berichten Betroffene von Machtmissbrauch an weiteren Musikschulen. Die Anschuldigungen reichen von Vetternwirtschaft über Belästigung bis Korruption.

Die Vorwürfe betreffen die Direktoren von fünf Musikschulen im Most-, Industrie- und Weinviertel. Inhaltlich drehen sie sich um Mobbing, sexuelle Belästigung, Machtmissbrauch und willkürliche Vergabe von Stunden an Lehrpersonal. Bereits vergangene Woche wurden Vorwürfe wegen sexueller Belästigung gegen einen Musikschuldirektor im Weinviertel publik – mehr dazu in – Missbrauchsvorwürfe gegen Musikschuldirektor (noe.ORF.at; 14.12.2022). Wie nun bekannt wurde, dürfte es sich dabei um keinen Einzelfall handeln.

Eine Lehrerin im Industrieviertel soll etwa von einem Direktor Bevorzugungen im Job im Austausch für sexuelle Gefälligkeiten angeboten bekommen haben. Ein ehemaliger Kollege der Betroffenen schildert die Situation so: „Die junge Kollegin hat Stunden in einem dritten Fach dazu geschenkt bekommen.“ Nach Ende des Verhältnisses mit dem Direktor habe dieser die Bevorzugung beendet.

NÖ: Krisengipfel nach Vorwürfen gegen Musikschul-Direktor

Nach den schweren Vorwürfen gegen einen Musikschul-Direktor hat am Montag ein Krisengipfel stattgefunden. Man arbeite weiterhin intensiv an Aufklärung, sagt das vom Land Niederösterreich beauftragte Musik- und Kunstschulmanagement.

„Wenn es nicht passt, kann ich eh kündigen“

Der Kollege habe die Missstände beim zuständigen Musik- und Kunstschulmanagement (MKM) gemeldet, heißt es, allerdings ohne Erfolg. „Ich hab damals die Rückmeldung bekommen: Wenn es mir nicht passt, kann ich eh kündigen.“ Anschließend sei sein Vertrag nicht mehr verlängert worden. Die Musikschulgewerkschafterin Martina Glatz bestätigt ähnliche Erfahrungen mit dem MKM: „Kollegen sagen, sie haben sich x-fach hingewandt, und es ist ihnen nicht geholfen worden.“

Seitens des MKM heißt es, man kenne die neuen Vorwürfe nicht. Grundsätzlich gelte, dass man bei Beschwerden, die selten vorkämen, an die jeweiligen Dienstgeber, Gewerkschafter und die Gleichbehandlungsstelle verweise, so die Geschäftsführerin. Das MKM direkt sei nicht zuständig.

Experte: MKM muss Land verständigen

Der Verwaltungsrechtsexperte Karl Stöger widerspricht dieser Auslegung. „Wenn diese von gröberen Problemen erfahren, müssen sie das Gespräch suchen und sonst die zuständigen Aufsichtsbehörden verständigen, denn nur diese können dann wirklich rechtlich verbindliche Schritte setzen. Das wäre als Aufsichtsbehörde die Landesregierung.“ Vom Land Niederösterreich heißt es diesbezüglich, dass bis vor kurzem keine Beschwerden bekannt gewesen seien.

Im Fall der vergangene Woche bekannt gewordenen Vorwürfe gegen die Musikschule im Weinviertel fand am Montag ein Krisengipfel statt. Vom MKM heißt es, man arbeite intensiv an der Aufklärung und es werde zeitnahe neue Informationen geben. Auch die betroffene Bürgermeisterin sagt, man sei bestrebt, alles so rasch wie möglich aufzuklären. Sie habe allerdings von nichts gewusst.