Flugfeldkaserne Wiener Neustadt
APA/Florian Wieser
APA/Florian Wieser
Chronik

Toter Soldat: Bundesheer-Erstbericht fertig

Nach der Tötung eines 20-jährigen Wachsoldaten in der Flugfeldkaserne in Wiener Neustadt ist am Sonntag der Erstbericht der vom Bundesheer eingesetzten Untersuchungskommission vorgelegen. Das vorläufige Obduktionsergebnis wird am Montag erwartet.

Laut Heeressprecher Michael Bauer sei der Bericht „eine Zusammenfassung all dessen, was bereits bekannt ist“, neue Details gebe es nicht. Der Bericht bilde die Basis für „alle weiteren Untersuchungen des Bundesheeres“ in der Causa, wurde betont.

Die Erhebungen des Heeres selbst würden aktuell ruhen, sagte Bauer zur APA. Sie werden laut dem Sprecher nach einem vorliegenden Endergebnis der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt wieder aufgenommen. Es gehe dann noch um die Frage, ob gegen Vorschriften des Bundesheeres verstoßen worden sei. Für den 54-jährigen Unteroffizier aus dem Burgenland, der den 20-Jährigen erschossen haben soll, gibt es vorerst keine dienstrechtlichen Konsequenzen – mehr dazu in Toter Soldat: Keine dienstrechtlichen Konsequenzen (noe.ORF.at; 7.1.2023).

Soldat soll andere mit Waffe bedroht haben

Der junge Rekrut soll sich Freitagfrüh aggressiv verhalten und seine Kameraden kurz vor 7.00 Uhr mit einem Sturmgewehr bedroht haben. Wie Bauer im Interview mit noe.ORF.at am Sonntag sagte, habe er „seine Waffe genommen, hat diese Waffe entsichert, abgedrückt und dabei auf die Füße des Kameraden gezielt. Die Waffe war Gott sei Dank zu diesem Zeitpunkt nicht geladen. Das entspricht auch den Vorschriften des Bundesheers. Dann, so die Aussage seiner Kameraden, wollte er die Waffe laden.“

Daraufhin flüchteten die Anwesenden aus dem Gebäude, und der Vorgesetzte soll eingeschritten sein. Der Grundwehrdiener soll dem 54-Jährigen mehrfach mit einem Sturmgewehr auf den Kopf geschlagen haben, der Mann erlitt eine Wunde. Bauer: „Der Unteroffizier, so die Aussagen, ist daraufhin zu Boden gekommen, ist am Rücken liegen geblieben und hat dann gesehen, wie der Wachsoldat über ihm steht und auf seinen Kopf zielt. Und er musste natürlich davon ausgehen, dass die Waffe zu diesem Zeitpunkt geladen war.“

Der Unteroffizier soll seine Pistole gezogen und den 20-Jährigen getötet haben. Der 54-Jährige wurde im Spital ambulant behandelt. Da laut Staatsanwaltschaft kein dringender Mordverdacht vorliegt, wurde der vorübergehend festgenommene Unteroffizier am Freitag wieder auf freien Fuß gesetzt. Bei der Anklagebehörde wird von Notwehr ausgegangen.

Laut Aussagen seiner Kameraden habe sich der 20-Jährige bereits am Vortag auffällig verhalten, so Bauer gegenüber noe.ORF.at. Die Grundwehrdiener werden derzeit ebenso psychologisch betreut wie der verletzte Unteroffizier.

Warten auf Obduktion und Schussgutachten

Geschossen wurde mit der Pistole. Ob mit dem Sturmgewehr ebenfalls gefeuert wurde, stand nicht fest. Ein Schussgutachten des Bundeskriminalamtes wurde ebenso wie eine Obduktion in Auftrag gegeben. Ein vorläufiges Ergebnis der Autopsie wurde von der Staatsanwaltschaft für Montag angekündigt.