Kühe im Stall
APA/dpa/Felix Kästle
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Chronik

Zu wenige Tierärzte: Kammer schlägt Alarm

Vor allem für Nutztiere gibt es in Niederösterreich immer weniger Tierärzte. Laut der Tierärztekammer wird das zunehmend zum Problem – nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für eine gesicherte Lebensmittelproduktion.

In Niederösterreich sind rund 1.000 Tierärztinnen und Tierärzte tätig. Davon stehen allerdings nur 200 auch für Nutztiere in den landwirtschaftlichen Betrieben zur Verfügung. Eine Pensionierungswelle, die bevorsteht, werde die Situation noch verschärfen, erwartet der Präsident der niederösterreichischen Tierärztekammer, Bernhard Kammerer. „In fünf Jahren fehlen uns 40 Tierärzte, wir brauchen sicher pro Jahr zwischen 15 und 20 Tierärzte mehr.“

Zu wenige Studienplätze, zu wenig Unterstützung

Doch derzeit gebe es zu wenige Studienplätze an der Veterinärmedizinischen Universität Wien und zu wenig finanzielle Unterstützung für bereits aktive Landtierärzte, die Wochenend- und Nachtdienste leisten. „Auch Tierärztinnen und Tierärzte können nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen“, so Kammerer. Man dürfe auch nicht vergessen, dass es die Tierärztinnen und Tierärzte seien, die eine gesunde Lebensmittelproduktion sicherstellen. Auch das werde durch die angespannte Situation zunehmend schwieriger.

Eine digitale Überwachung von Tieren, etwa durch das „Holstein“-Projekt, bei dem die Gesundheit von Nutztieren per Handy-App mittels Sensoren überwacht werden kann, sieht Kammerer kritisch. „Ich habe darüber bisher kaum Informationen, frage mich aber: Wann und wie soll denn der Tierarzt diese Kontrollen machen? Er kann nicht ständig auf das Handy schauen oder in den Computer, er hat auch noch sehr viele andere Arbeiten zu erledigen, für die ihr oder ihm dann keine Zeit bliebe“, kritisiert der Tierärztekammer-Präsident.

Auch wenn das Land nun dieses Projekt der Veterinärmedizinischen Universität Wien für drei Jahre mit rund 400.000 Euro unterstützt, erwartet sich Kammerer davon keine Entspannung der Situation. „Das Einzige, was uns wirklich hilft, sind mehr Studienplätze, und wenn es möglich wäre, die Errichtung einer Privatuniversität für Tierärztinnen und Tierärzte“ – am besten in Niederösterreich, ergänzt er gegenüber noe.ORF.at.