Verkehr

Umstrittener Donau-Oder-Kanal abgesagt

Das seit Jahrzehnten umstrittene Projekt rund um einen Kanal zwischen den Flüssen Donau und Oder ist wohl endgültig abgesagt. Wie die Tageszeitung „Die Presse“ berichtet, gibt Tschechien entsprechende Korridore und Flächen für andere Zwecke frei.

Die Realisierung des Donau-Oder-Kanals, also einer Wasserstraße, die die Donau mit der Oder verbinden sollte, hätte eine Hauptverkehrsroute für die europäische Binnenschifffahrt sein sollen. Das Nazi-Regime hatte in der Lobau mit dem Bau des Kanals begonnen. Nach dem Krieg wurde das Projekt über Jahrzehnte hinweg diskutiert – mehr dazu in Als aus einem NS-Projekt ein Badesee wurde (noe.ORF.at; 20.5.2022).

Vor zwei Jahren griff Tschechien die Debatte erneut auf und forderte konkrete Umsetzungsschritte für den Bau des Kanals. Bei der EU-Kommission machten sich Tschechien sowie andere Visegrád-Staaten (Anm. Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn) verstärkt für ein derartiges Projekt stark. Der Kanal hätte nach der Meinung der Länder in den „Transeuropäischen Verkehrsnetzen“ verankert werden sollen.

Am Mittwoch ruderte Tschechien plötzlich zurück. Die tschechische Regierung habe jetzt den Beschluss gefasst, dass die für den Kanal reservierten Korridore und Flächen nun für andere Zwecke genutzt werden können. Das Projekt sei damit endgültig abgesagt, berichtete die Tageszeitung „Die Presse“.

Donau-Oder-Kanal in Groß-Enzersdorf
ORF/Felix Novak
Was ein großer Wasserkanal hätte werden sollen, sind heute mehrere Badeseen in Großenzersdorf (Bezirk Gänserndorf)

„Großer ökologischer Schaden abgewendet worden“

Aus dem Verkehrsministerium heißt es dazu auf Anfrage von noe.ORF.at, man habe ohnehin schon vor Jahren klargestellt, dass Österreich sich gegen dieses Projekt stellt. Der Idee erteilte Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) bereits im Jänner 2021 mit einem Brief an die EU-Kommission eine Absage bezüglich einer österreichischen Beteiligung.

Denn das Projekt sei nicht nur aus technischen und wirtschaftlichen Gründen fragwürdig, sondern auch mit großen Risiken für einzigartige Lebensräume und Ökosysteme verbunden. Mit dem Projektstopp wäre eine langjährige österreichische Forderung erfüllt und großer ökologischer Schaden abgewendet worden, heißt es aus dem Verkehrsministerium.