Lawinenübung am Ötscher
Philipp Gutlederer
Philipp Gutlederer
Chronik

Lawinennotfälle: Großübung am Ötscher

Niederösterreichs Bergretter arbeiten mit neuen Abläufen im Lawinenfall. Am Samstag fand dazu eine Großübung am Ötscher statt. Dort trainierten die Retter, was sie bei einem Einsatz kurz zuvor bereits unter realen Bedingungen unter Beweis gestellt hatten.

Bei Lawinenalarmierungen gibt es in Niederösterreich seit diesem Winter neue Einsatzabläufe. Damit diese im Ernstfall auch reibungslos klappen, wurde am Samstag am Ötscher trainiert. Die am besten geeigneten Ortsstellen der Bergrettung, die am schnellsten eintreffen, werden in speziellen Lawinenregionen alarmiert. Die Lawinenalarmgruppen sind gebiets- und bundesländerübergreifend.

„Ich bin sehr zufrieden damit, dass die neuen Abläufe schon verinnerlicht sind. Jeder weiß, was er zu tun hat. Wir haben das vor ein paar Tagen auch schon im Realeinsatz bewiesen, dass das funktioniert. Hier wurden jetzt die letzten Schliffe gemacht und wir haben perfektioniert, damit ein Lawineneinsatz in Niederösterreich nach den neuen Richtlinien wirklich gut ablaufen kann“, sagte Christof Constantin Chwojka, der Geschäftsführer von Notruf Niederösterreich, gegenüber noe.ORF.at.

Lawinenübung am Ötscher
Philipp Gutlederer
Bergrettung, Notruf Niederösterreich, Alpinpolizei, Bergrettungshundeführer, Rotes Kreuz und die Freiwillige Feuerwehr Lackenhof trainierten die neuen Abläufe bei Lawinenalarmierungen

Etwa 100 Helferinnen und Helfer nahmen an der Lawinenübung teil. Die Bergrettung und die Alpinpolizei waren genauso vertreten wie die Rettungsorganisationen, Notruf Niederösterreich und die Freiwillige Feuerwehr Lackenhof. Bei der Übung wurden die neuen Lawinenalarmgebiete einem Praxistest unterzogen. Erstmals sind sie aber bereits am Mittwoch nach dem Lawinenabgang in Annaberg (Bezirk Lilienfeld) im Einsatz gewesen.

Übungen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein

Bei dem Einsatz mit einem Verschütteten bewährten sich die Retterinnen und Retter bereits, betonte Bergrettungschefarzt Alexander Egger: „Solche Abläufe gut zu koordinieren und die Zeitfenster entsprechend einzuhalten, braucht regelmäßiges Training – und zwar organiationsübergreifend. Damit kann man im Einsatzfall, wie wir es bei einem sehr erfreulichen Einsatz in Annaberg gesehen haben, die Situation perfekt bewältigen.“

Lawinenübung am Ötscher
Philipp Gutlederer
Einsatzorganisationen üben regelmäßig die organisationsübergreifende Zusammenarbeit

Denn, was dabei zählt, ist die gute Vernetzung der Einsatzkräfte. Je schneller Lawinenopfer aus den Schneemassen befreit werden, desto höher ist ihre Überlebenschance. Bernd Ebner, der Einsatzleiter der Alpinpolizei, zog nach der Lawinenübung Bilanz: „Seitens der Alpinpolizei ist es wichtig, dass man die Zusammenarbeit mit den alpinen Organisationen – diesmal speziell mit der Bergrettung – dass optimiert, damit man in Not geratenen Menschen bestmöglich helfen kann.“

Die Überlebenschancen in einer Lawine sinken minütlich

Dass der Tourengeher am Annaberg nach drei Stunden lebend aus den Schneemassen befreit werden konnte, grenzt laut den Einsatzkräften an ein Wunder – mehr dazu in „Lawine in Annaberg: Verschütteter gerettet“ (noe.ORF.at; 15.2.2023). Schon nach 35 Minuten sinkt die Überlebenschance nach einem Lawinenabgang dramatisch. Die Bergrettung appelliert beim Wintersport in den Bergen, stets eine funktionstüchtige Lawinenschutzausrüstung mitzuführen. Dazu gehören ein Lawinenverschüttetensuchgerät, eine Sonde, eine Lawinenschaufel sowie ein aufgeladenes Mobiltelefon.